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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Aber er hatte seine Frau verloren. Eine Frau wie die gabs nicht nochmal. Blah blah
    Ach Gott, und als wir aufwachten, fühlte sich der Alte kotzelend, und mir war auch nicht viel besser zumute, und die Sonne stand da oben, und wir gingen an unsere Arbeit: Schwellen stapeln. Man mußte sie in Gestelle reinstapeln. Der untere Teil war einfach. Doch als der Stapel dann höher wurde, mußten wir zählen. »Eins, zwei, drei«, zählte ich, und dann hatten wir das Ding oben und ließen los.
    Der Alte hatte sieh ein Tuch um den Kopf gebunden, und der Alkohol trieb ihm den Schweiß aus allen Poren, und das Tuch weichte durch und nahm eine dunkle Farbe an. Immer mal wieder ging mir ein Splitter von einer der Eisenbahnschwellen wie ein Messer durch den abgewetzten Handund in die Handfläche. Normalerweise wäre der
    Schmerz nicht zum Aushalten gewesen und ich hätte aufgegeben, doch die Ermüdung stumpfte mich ab und machte mich völlig gefühllos. Ich wurde nur wütend, wenn es pas— am liebsten hätte ich jemand umgebracht, aber
    wenn ich mich umsah, gab es nichts als Sand und Felsen und die sengende knallgelbe Sonne und keinen Ausweg.
    Die Eisenbahngesellschaft ließ in regelmäßigen Abständen die alten Schwellen herausreißen und neue legen. Die alten Schwellen ließen sie neben den Schienen liegen. An den alten Schwellen war nicht viel kaputt, aber die Eisenbahn ließ sie da liegen und Burkhart ließ sie von Typen wie uns in Gestelle stapeln, die er mit seinem Lastwagen wegkarrte und verkaufte. Ich nehme an, daß man allerhand damit machen konnte. Auf mancher Ranch konnte man sie dann wiederfinden, draht dran, als
noch zu was anderem verwenden konnte. Es interessierte mich nicht besonders.
    Es war ein unerträglicher Job wie jeder andere, man wurde müde und wollte aufstecken, und dann wurde man noch müder und vergaß, daß man aufstecken wollte. Die Minuten waren endlos, man lebte eine ganze Ewigkeit in einer solchen Minute, keine Hoffnung, kein Ausweg, man saß in der Falle, zu blöde um aufzustecken, und wenn man aufsteckte, dann wußte man nicht, wohin.
    »Junge, ich hab meine Frau verloren. Sie war so eine wunderbare Frau. Ich muß immer noch an sie denken. Eine gute Frau, das ist das Größte auf der Welt.«
in den Boden gerammt, mit StachelZäune. Ich nehme an, daß man sie auch »Yeh.«
»Wenn wir bloß ein bißchen Wein hätten.«
»Wir haben keinen Wein. Wir müssen warten bis heute
    abend.«
»Ich frage mich, ob es jemand gibt, der für Weinsäufer
Verständnis aufbringt.«
»Außer Weinsäufern niemand.«
»Glaubst du, diese Splitter in unseren Händen wandern mal bis ins Herz?«
»Keine Chance. Wir hatten noch nie Glück.«
Zwei Indianer kamen vorbei und sahen uns zu. Sie sahen uns lange zu. Als .wir uns zu einer Zigarettenpause auf eine der Schwellen setzten, kam der eine Indianer zu uns her. »Ihr macht das ganz falsch«, sagte er.
»Wieso?«, fragte ich ihn.
»Ihr arbeitet hier in der schlimmsten Hitze. Hier in der Wüste müßt ihr morgens in aller Frühe raus und eure Arbeit machen, solange es noch kühl ist.«
»Da hast du recht«, sagte ich. »Vielen Dank.«
Der Indianer hatte wirklich recht. Ich beschloß, daß wir von jetzt an früh aufstehen würden. Doch wir packten es nie. Der Alte fühlte sich von der nächtlichen Trinkerei immer viel zu elend, und ich konnte ihn nie rechtzeitig zum Aufstehen bewegen.
»Gib mir noch fünf Minuten«, sagte er immer, »nur noch fünf Minuten.«
Eines Tages war es dann schließlich soweit. Der Alte machte schlapp. Er konnte keine Schwelle mehr heben. Er entschuldigte sich immer wieder dafür.
»Is ja schon gut, Pops.«
Wir gingen zurück zum Zelt und warteten auf den Abend. Pops lag da und redete. Er redete in einer Tour von seiner Ehemaligen. Den ganzen Tag und bis in den Abend hinein hörte ich von nichts als von seiner Ehemaligen. Dann erschien Burkhart.
»Meine Güte, heute habt ihr aber nicht viel gemacht. Wie stellt ihr euch das vor? Wollt ihr hier ne ruhige Kugel schieben?«
»Wir haben es satt, Burkhart«, sagte ich. »Wir warten
nur noch auf unseren Lohn.«
»Ich hätte gute Lust, euch Typen überhaupt nichts zu zahlen.«
»Wenn du deine gute Lust behalten willst«, sagte ich, »dann zahlst du.«
»Bitte, Mr. Burkhart«, sagte der Alte, »bitte, bitte, wir haben so verflucht hart gearbeitet, ehrlich wahr!«
»Burkhart weiß genau, was wir gearbeitet haben«, sagte ich. »Er hat die Stapel gezählt. Und ich hab sie auch ge
    »72 Stapel«, sagte

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