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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatte ihn so sehr eingeschüchtert, dass Arturo sich ihm unterwarf. Heiliger Strohsack!
    »Ricardo. Tritt bitte von ihm zurück.«
    Ein schwungvolles Muster, das wie ein Teil eines Gobe - lins ausgesehen hatte, bewegte sich nach vorne. Mercedes Cook trat aus den Schatten. In ihrem maßgeschneiderten Jackett, langem Rock und hochhackigen Stiefeln ging sie selbstsicher, den Kopf hoch, die Augen halb geschlossen, als sei sie auf der Bühne, als träte sie in ihrer Show auf. Und sie ließ keinen Zweifel daran, wer hier wirklich das Sagen hatte.
    Natürlich hatte sie Denver nicht verlassen, nicht, solange die Lage noch immer nicht geklärt war.
    »Mercedes«, sagte Rick und schnitt eine Grimasse. Er wandte den Blick nicht von seinem Opfer ab. »Was ist ihr Preis? Wie viel bezahlst du dafür, dass sie dich an der Macht hält?«
    »Preis? Ich bezahle überhaupt nichts! Sie hat hier keine Macht!« Doch Arturo warf ihr einen unsicheren Blick zu.
    »Mercedes?«, sagte Rick erneut, diesmal an die Schauspielerin gerichtet.
    Ihr gelassenes Auftreten war lange eingeübt, unerschütterlich. Das Ende der Welt würde sie nicht aus der Fassung bringen. Die Menschheit würde sich mit Atombomben oder grassierenden Seuchen vernichten, und Vampire wie sie würden gebieterisch inmitten der Asche stehen.
    »Arturo und ich haben keinen Pakt geschlossen. Noch nicht. Arturo? Es ist nicht zu spät.«

    Noch immer in Ricks Griff, starrte Arturo mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. »Du bist es gewesen. Die ganze Zeit bist du es gewesen.«
    Und auch mir fiel es wie Schuppen von den Augen: die Angriffe in dem Nachtklub, die Leichen, die in dem Lagerhaus liegen gelassen worden waren, damit die Polizei sie fand … alles, damit der Eindruck erweckt wurde, dass Arturo allmählich die Kontrolle verlor. Indirekt hatte sie Rick dazu veranlasst, aufzubegehren. Sie hatte dafür gesorgt, dass Arturo schwach wirkte - und sich vielleicht sogar so vorkam. Alles, damit sie hier hereinspazieren und anbieten konnte, ihn zu retten.
    »Kitty, was wird hier gespielt?«, flüsterte Hardin.
    Ich schüttelte den Kopf. Das würde ich später erklären müssen.
    Rick starrte vor sich hin, als hätte er eben genau die gleiche Erkenntnis. Er sagte: »Warum? Warum ihm den Rücken stärken?«
    »Die bekannte Größe ist immer vorzuziehen«, sagte sie. »Man soll immer den Status quo beibehalten, wenn dieser ausreichend unter Kontrolle ist.«
    »Unter Kontrolle!«, sagte Arturo. Er sah sich immer wieder nach seinen Leuten um, die alle bewusstlos oder tot waren. »Wessen Kontrolle denn? Niemand kontrolliert mich!«
    »Das Lange Spiel hat dich hier eingesetzt, Arturo, und das Lange Spiel wird dich hierbehalten, weil du schwach bist.«
    Arturos Miene wurde kalt. Erstarrt und ungläubig.
    Ich für meinen Teil wünschte mir, ich könnte auf den
Pausenknopf drücken und zurückspulen, um mir die Stelle noch einmal ansehen zu können. Das Lange Spiel?
    »Welches Interesse haben sie an Denver?« Arturos Stimme war beinahe nur noch ein Flüstern. »Denver ist nichts im Vergleich zu ihnen.«
    »Selbst ein Bauer kann einen König bedrohen.«
    Da warf sie mir einen Blick zu, und beinahe hätte ich aufgeschrien. Ich hatte nichts mit dem Ganzen hier zu tun, ich war eine unschuldige Zuschauerin, eine zufällige Zeugin, die am liebsten die Flucht ergriffen hätte.
    Ihre Aufmerksamkeit galt mir noch nicht einmal eine Sekunde lang, noch nicht einmal für die Länge eines Zwinkerns. Wie hatte sie so viel Bedeutung in diese kurze Zeitspanne legen können? Dann betrachtete sie erneut Arturo.
    »Nach örtlichen Maßstäben hast du ziemlich lange in deiner Macht geschwelgt. Du bist hier schon, seitdem Denver eine Stadt ist. Du bist bequem geworden, selbstgefällig. Du hast den Überblick verloren. Du hast vergessen, dass es hier nicht um dich geht.« Sie näherte sich ihnen Schritt um Schritt, wie ein Löwe. Nein, ein Schakal, der darauf wartete, die Reste aufzuräumen.
    »Du …«, wandte Arturo sich an Rick, »du bekämpfst sie. Du hast sie schon immer bekämpft, nicht wahr? Du wirst diese Stadt nicht in ihre Hände fallen lassen.«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    Arturos Lächeln veränderte sich, wurde dünner und verschlagen. Er setzte die vertraute selbstzufriedene Miene auf, die er gewöhnlich zur Schau trug. »Dann trete ich ab. Denver gehört dir. Ich werde es für immer verlassen.«

    Rick sagte: »Mercedes, du bist als Zeugin hier. Reicht das? Akzeptierst du, dass jetzt ich der

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