Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
das
hier richtig tun, und das bedeutet, dass er nicht gepfählt wird.«
    Hardin schüttelte den Kopf. »Sie …«, sie wandte sich an Arturo, »sind verhaftet wegen tätlichen Angriffs.«
    Arturo schenkte uns einen raschen Blick über die Schulter. »Katherine, hast du deine Meinung geändert? Mein Angebot steht immer noch.«
    Ich konnte nicht antworten, noch nicht einmal den Kopf schütteln. Hardin und ich mussten weg von hier. Hier bot sich uns ein tieferer Einblick in Vampirpolitik, als die meisten Menschen außerhalb ihrer Welt jemals bekamen. Ich war eigenartig fasziniert. Gleichzeitig wollte ich unbedingt weg von hier. Das hier würde sehr, sehr unschön werden.
    Rick sprach mit ruhiger Stimme. »Dass ich hier bin, dass du mich nicht hast aufhalten können, beweist, dass du schwach bist. Es ist an der Zeit, dass du das Feld räumst.«
    »Gibst du mir etwa Gelegenheit, meine Niederlage einzuräumen und abzutreten?«, fragte Arturo lachend.
    »Ja.«
    Immer noch lächelnd, als sei er zutiefst belustigt, schüttelte Arturo den Kopf. »Du bist zu weich hierfür, Ricardo. Du bist zu schwach, um auf dem Stuhl dort zu sitzen.«
    »Eigentlich habe ich vor, diesen Stuhl durch etwas zu ersetzen, das ein wenig praktischer ist.«
    »Warum ignorieren mich alle einfach?«, wollte Hardin wissen.
    »Weil sie uns für Ungeziefer halten«, rief ich ihr in Erinnerung. Statt frustriert zu sein, wünschte ich mir lediglich einen Eimer Popcorn.

    Arturo sagte zu Rick: »Du hast nicht die Jahre, um das zu tun. Du hast nicht all die Zeit in deinem Rücken, die dich unterstützt. Du musst alt sein, um meinen Platz einzunehmen.«
    »Oh, darum geht es also, ja? Du hast keine Ahnung, wie alt ich bin.« Rick war gelassen. Von einer unnachgiebigen Gelassenheit.
    Arturo verzog das Gesicht, und er sagte wütend: »Wie alt bist du also?«
    Aufgrund von Rückschlüssen und Gerüchten hatte ich beide auf etwa zwei- oder dreihundert Jahre geschätzt. Offensichtlich war Rick für diese Gerüchte verantwortlich gewesen. Mit dem Alter gingen Kraft und Macht einher. Er hatte seines geheim gehalten.
    Rick - Ricardo, auf einmal sah ich den Unterschied - musterte seinen Rivalen, als könnte er ihm durch bloßes Ansehen die Haut abschälen und sämtliche Geheimnisse entreißen. Als Arturo einen Schritt zurückwich, mit der Hand seine Wange berührte und sie rieb, fast so, als bereite sie ihm Schmerzen, hatte ich verpasst, was passiert war - falls tatsächlich etwas geschehen war. Dann roch ich es: Blut in der Luft. Arturo blickte auf seine Hand, die von einer roten Schicht überzogen war, die auch seine Wange, seinen Kiefer - seine ganze frei liegende Haut bedeckte. Er schwitzte Blut.
    Mit entblößten Zähnen, die Reißzähne sichtbar, starrte Arturo Rick panisch an. Steckte Rick dahinter? Ließ er Arturo Blut schwitzen? Entzog er dessen Körper die Substanz?
    Als Arturo Rick wütend anstarrte und versuchte, ihn zu
überwältigen oder zu hypnotisieren oder bewusstlos werden zu lassen wie die Vampire im Korridor oder ihm Blut aus den Poren treten zu lassen - konnte er es nicht. Es funktionierte nicht. Er verfügte nicht über die Jahre, die Macht.
    »Ich bin Coronado in dieses Land gefolgt, Arturo. Ich bin alt«, sagte Rick.
    Fünfhundert Jahre alt. Er war über fünfhundert Jahre alt, verflucht noch mal. Arturo starrte ihn mit aufgerissenem Mund an. Arturo, der nur zwei- oder dreihundert Jahre alt war. Nur.
    Rick hatte sich gut gehalten für fünfhundert Jahre. Ihm war nicht anzumerken, dass all diese Jahre auf ihm lasteten. Die Alten neigten dazu, selbstgefällig zu werden, sie wurden gelangweilt und arrogant, während sie immer mächtiger und isolierter wurden. Nicht er. Er benahm sich, als gäbe es immer noch etwas für ihn zu entdecken. Als sei die Welt für ihn immer noch neu. Er hatte uns alle in die Irre geführt.
    »Bist du nicht«, sagte Arturo in atemlosem Tonfall, der verriet, dass er Rick insgeheim doch glaubte - und ihn fürchtete. Er wischte sich über die Wangen, rieb sich die Hände, verschmierte das Rot auf seiner Haut, konnte es jedoch nicht entfernen.
    Als Rick sich erhob und auf den jüngeren Vampir zuging, stolperte Arturo rückwärts, wobei er all seine Anmut verlor und beinahe hinfiel. Rick ging weiter, packte Arturo am Kragen, zog ihn aufrecht hoch und hielt ihn fest. Er sah dem anderen Vampir in die Augen, und Arturo erstarrte. Als sei er lediglich ein Sterblicher, ein
verletzlicher Mensch im Bann des Blickes eines Vampirs.
    Rick

Weitere Kostenlose Bücher