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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Vorherrschaft kämpfen müssen. Seine Schlachten trug er gewöhnlich in Gerichtssälen aus, wo die Leute sich an die Regeln hielten.
    Improvisieren war gar kein Ausdruck für das, was ich hier machte.
    »Du bist verrückt«, murmelte Shaun. »Wir sind so was von tot. Wir werden so was von sterben.«
    Ben sah ihn über den Autositz hinweg an. »Warum bist du dann überhaupt hier?«
    »Wir werden nicht sterben«, sagte ich. »Wir bleiben in Bewegung. Wir werden nicht lange genug an einem Ort bleiben, als dass sie uns finden könnten.«
    Shaun ließ nicht locker. »Das lässt sich leicht sagen, solange du Mensch bist. Aber wirst du dich als Wolf noch an diesen großartigen Plan erinnern? Wie werde ich mich daran erinnern?«
    »Ich werde ihn dir ins Gedächtnis rufen«, sagte ich so tief, dass es als Knurren aufgefasst werden konnte. Das und ein rascher Blick in den Rückspiegel ließen ihn verstummen. Er duckte sich sogar ein wenig.
    Über solche Macht zu verfügen, konnte einem Mädchen zu Kopf steigen. Doch nicht jetzt. Ich hatte etwas zu erledigen.
    »Shaun, wenn du dir unsicher bist, musst du es nicht machen. Ich lass dich aus dem Wagen, fahr dich zurück, was auch immer.«

    »Nein, ich bin mir sicher. Ich bin bloß nervös. Das ist alles.«
    Wenn er verängstigt gesagt hätte, hätte das genauso gestimmt.
    »Ich weiß. Denk immer nur an den großen Zusammenhang. Auf die lange Sicht soll das hier dazu führen, dass alles besser wird. Das hier soll dafür sorgen, dass Leute wie Jenny nicht mehr umgebracht werden.«
    »Ja, schon klar.«
    Ben legte mir die Hand auf den Oberschenkel - eine tröstliche Berührung. Mir war gar nicht aufgefallen, wie angespannt ich war, bis ich bei dem Druck zusammenzuckte. Doch seine Berührung vermittelte Gelassenheit. Die Sache würde funktionieren.
    Wir kamen viel zu schnell an. Schneller als erwartet. Kein Verkehr um zwei Uhr morgens. Vielleicht lag es daran.
    »Wir können es uns immer noch anders überlegen«, sagte ich, nachdem ich den Motor abgestellt hatte.
    »Du bist Alpha«, sagte Ben. »Sagst du das nicht ständig? Die Entscheidung liegt nicht bei uns.«
    »Ben …« Es klang wie ein Winseln.
    »Seid ihr beiden verheiratet?«, fragte Shaun. »Ihr klingt nämlich so.«
    Ich lehnte die Stirn an das Lenkrad und stöhnte. »Wie konnte es mit meinem Leben nur so bergab gehen?« Ich wollte noch nicht einmal sehen, wie Ben auf die Bemerkung reagierte.
    Rasch sagte Shaun: »Nein, ich meine das positiv. Es ist viel besser als bei Carl und Meg.«

    »Wie klingen sie denn, wenn sie sich streiten?«, fragte ich.
    »Sie streiten nicht. Sie reden noch nicht einmal miteinander. Im Vergleich mit den beiden seid ihr Ozzie und Harriet aus dieser Sitcom aus den Fünfzigern.«
    Ben tätschelte mir den Arm. »Komm schon, Liebes. Wenn die Sache vorüber ist, fahren wir nach Hause, und du kannst mir einen Martini einschenken und mir meine Hausschuhe holen.«
    Wir stiegen aus dem Auto. »O nein. Ganz bestimmt nicht.«
    Ben warf Shaun einen Blick zu. »Siehst du? Von wegen Ozzie und Harriet.«
    Shaun schüttelte den Kopf, und ich hatte den leisen Verdacht, dass er am liebsten gelacht hätte.
    Nördlich und westlich von hier erstreckte sich eine Kette aus Hügeln und Schluchten, die zu den Flatirons führten, die wiederum in etwa die westliche Grenze von Carls Revier bildeten. Gelegentlich streiften er und seine Wölfe weiter in die Berge. Doch die Gebirgsausläufer und Ebenen entlang dieser Strecke waren ihr liebstes Gebiet. Ins Wespennest treten. Yeah!
    Die Wölfin wand sich in meinem Innern, als würde ich innerlich hin und her streifen, auch wenn ich es in Wirklichkeit nicht tat. Endlich einmal stimmten wir überein. Sie war genauso wütend auf Carl wie ich. Carl beging Vertrauensbrüche gegenüber seinen Wölfen; er hatte Wölfe getötet, die unter seinem Schutz standen. Er war kein guter Alpha, und wir mussten etwas unternehmen.
    Ich ging den Hügel hinauf, wanderte in die Wildnis los.
Dass Ben und Shaun mir nach einigem Zögern folgten, spürte ich mehr, als dass ich es sah. Selbst wenn einer von ihnen etwas gesagt, nach mir gerufen hätte, hätte ich wohl nicht antworten können. Nicht mit menschlichen Worten. Ich war dabei, die Welt der Wölfin zu betreten.
    Zuerst mussten wir uns eine Höhle suchen. Ich fand eine, wo Kiefernbestände zu wachsen begannen, oben in den Hügeln in der Nähe des Coal Creek Canyon. Bäume standen über einer geschützten Mulde. Vom Hang aus war sie überhaupt

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