Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Werwildhund hier ist und für Rick arbeitet.«
Dack war ganz der angeheuerte Schlägertyp: der gute Körperbau, die misstrauische Haltung, das dickköpfige Selbstvertrauen. Das kannte ich von Cormac. Von einem Typen wie ihm ließ man sich gern den Rücken freihalten. Sofern man ihm vertrauen konnte.
»Vampire sind stark«, sagte er. »Es ist gut, wenn einem ein Vampir einen Gefallen schuldet. Am besten hält man sich an den stärksten.«
»Und das ist Rick?«
Er lächelte nur.
»Na, dann«, sagte ich. »Weiter also mit dem restlichen Plan.«
Daraufhin brausten wir in unserem jeweiligen Wagen davon und luden unsere Handys auf. Allmählich hatte ich das Gefühl, dass die Sache gut ausgehen könnte.
Auf der Heimfahrt döste ich immer wieder ein und wachte ruckartig auf; innerlich wartete ich auf einen Telefonanruf, der besagte, dass etwas passiert sei, dass Carl oder Arturo oder jemand unter ihrem Befehl zugeschlagen
habe. Als das Telefon dann tatsächlich läutete, verschlief ich es. Ich wachte nur auf, weil Ben den Wagen anhielt.
»Ich frage mich, worauf sie warten«, sagte er in mein Handy. Die Stimme am anderen Ende der Leitung konnte ich nicht verstehen. Rick war es nicht, nicht am helllichten Tag. Nachdem Ben einen Augenblick zugehört hatte, sagte er: »Wir werden ein wenig schlafen. Ruf an, falls sich etwas ändern sollte.«
Er sah mich an. Mit trüben Augen erwiderte ich seinen Blick. »Das war Shaun. Es rührt sich nichts.«
»Wo ist er?«
»Bewacht das Haus deiner Schwester. Dein Dad ist im Krankenhaus, und ich gehe mal davon aus, dass die Security dort tagsüber auf deine Familie aufpassen kann.«
Das ergab Sinn, ganz zu schweigen von dem Umstand, dass es dort am Tag belebt wäre. Ich hoffte, dass Arturo und Carl immer noch klar genug denken konnten und nicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das hier lenken wollten.
Eigentlich sollte ich hinfahren. Ich hatte Mom gesagt, dass ich sie besuchen würde. Doch ich konnte nicht, nicht inmitten dieser Sache. Ich wollte nicht, dass sie in noch größere Schwierigkeiten gerieten.
»Cheryl wird sich allmählich fragen, warum ständig fremde Autos vor ihrem Haus parken.«
»Ich wette, sie merkt es noch nicht einmal.« Er gab mir mein Handy zurück.
Doppelt so langsam wie sonst kletterte ich aus dem Wagen. »Ben? Warum tust du das alles? Du sagst ständig, dass du dich hierfür nicht freiwillig gemeldet hättest, als
möchtest du eigentlich nicht hier sein, aber dann …« Ich beendete den Satz nicht, weil ich nicht sicher war, was genau ich meinte. Es hatte sich gezeigt, dass er gut darin war, zur Stelle zu sein, mich bei der Stange zu halten. Was hätte ich getan, wenn ich allein gewesen wäre?
Ich wäre davongelaufen.
»Wir sind ein Rudel«, sagte er. »Sagst du das nicht immer selbst? Wir müssen zusammenhalten.«
Das war im Grunde immer eine annehmbare Antwort. Darauf konnte man immer zurückgreifen. Es befriedigte mich nicht mehr.
»Wird das ausreichen, damit du und ich zusammenbleiben?«
»Das hoffe ich.« Er ging los.
Langsam folgte ich ihm, wobei ich mein Gehirn abschaltete, um nicht weiter nachdenken zu müssen.
Arturo und seine Vampire konnten vor Einbruch der Nacht nichts unternehmen. Carl würde wahrscheinlich nicht aktiv werden, bevor nicht Arturo mit von der Partie war, was der Grund sein mochte, weshalb er noch nicht nach mir gesucht hatte. Vielleicht würden sie gar nicht zuschlagen. Obwohl die Stille andauerte, obwohl die Anrufe meiner Wachen nicht kamen, begann ich nicht Hoffnung zu schöpfen. Dazu war ich zu zynisch geworden. Zu viele Schicksalsschläge hatten mein sicheres kleines Leben untergraben.
Ich versuchte gerade, auf dem Sofa ein Nickerchen zu machen, als der Anruf kam. Ich stürzte mich auf mein Handy auf dem Couchtisch.
»Ja? Was gibt’s?«
»Hier ist Becky.« Sie klang atemlos, panisch. »Ich hatte eben Mick am Apparat.«
»Mick, der kleine Kerl mit den braunen Haaren?« Einer der härteren Wölfe in Carls Rudel.
»Ja, ja. Er sagt, Carl ist auf der Jagd. Er hat alle zusammengetrommelt und es auf dich abgesehen.«
Ich saß auf der Sofakante. »Hier? Er kommt hierher?« Das wäre am besten. Wenn er jemanden im Visier hatte, wollte ich, dass ich es war. Ich war bereit.
»Nein«, sagte Becky, und vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sie heftig den Kopf schüttelte. »Er - Mick, meine ich - hat gesagt, Carl will dich da treffen, wo es am meisten wehtut. Es ist, als sei er gar nicht wütend auf
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