Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
in Gefahr. Sie muss sich schützen, und auf vier Beinen kann sie schneller laufen als auf zweien.
Ein Angriff, Jäger überall um sie herum, die sie in die Enge treiben … Ihre andere Hälfte erkennt die zweibeinigen Jäger mit dem brennenden Tod in den Händen. Muss sich verteidigen. Da - derjenige, dessen Hand heiß riecht und den brennenden Gestank von Schwefel und Öl aufweist. Er ist es gewesen, der ihr wehgetan hat.
Sie senkt den Kopf und knurrt.
»O mein Gott«, sagte die Stimme hinter ihr. »Becky, Shaun, haltet sie auf!«
Nichts kann sie aufhalten. Ihr Körper ist Wind, ihre Krallen sind Klingen, ihre Stimme ist Donner.
Jetzt verströmt ihr Ziel Angstgeruch. Ihm ist der Schweiß ausgebrochen. Als er einen Schritt zurückweicht, weiß sie, dass sie ihn hat. Sie wird ihm das Fleisch zerreißen und sein Blut schmecken. Sie zieht die Lefzen zurück und entblößt scharfe Zähne und einen geifernden Mund, während sie auf ihr Opfer zuspringt. Sie läuft, ihre Krallen kratzen über den Asphalt. Sie stößt sich vom Boden ab, springt, streckt sich nach ihm, und sein Schrei jagt ihr einen wohligen Schauder durchs Blut. Ihre Pfoten berühren ihn, ihre rauen Ballen kratzen an seiner falschen Haut, und er fällt …
Ein Körper schneidet ihr den Weg ab, wirft sie von ihrer Beute herunter. Sie landet auf den Beinen und sieht sich um. Der Angreifer kauert ihr gegenüber und starrt sie an. Wagt es, sie anzustarren. Keuchend nimmt sie die Witterung des Eindringlings auf - ein Artgenosse, ein Mitglied ihres Rudels. Das neue Weibchen.
Und bevor sie sich auf sie stürzen kann, um sie zurechtzuweisen, packen Hände - menschliche, nackte Hände - sie von hinten, ziehen an ihr, halten sie. Sie knurrt, kämpft, windet sich, schlägt mit den Krallen zu, mit ihren Zähnen. Zwei halten sie zurück. Sie gehören zum Rudel. Das dürfen sie nicht, sie wird es ihnen schon noch zeigen, sie wird ihnen zeigen, wer am stärksten ist …
Es herrscht Chaos. Es wird herumgelaufen und geschrien.
Sie kann noch immer nicht richtig sehen bei dem ganzen Durcheinander.
»Kitty! Halt still, halt einfach still!«
Obwohl schon ein Knurren ihre Lungen zum Rasseln bringt, lassen eine Hand an ihrer Brust und eine Stimme an ihrem Ohr sie innehalten.
»Sch, Kitty. Es ist okay, du bist in Sicherheit. Du bist in Sicherheit.«
Sie hört auf, sich zu wehren; der zweibeinige Wolf hält sie zurück.
Es ist ihr Männchen, das sie da hält, das sie beruhigt. Mit einem leisen Winseln dreht sie sich ihm zu und leckt ihm die Hand. Er schmeckt wie Zuhause.
»Sch«, murmelt er immer wieder. »Uns geht es gut. Es wird alles gut werden.«
Er verströmt Ruhe, und sie glaubt ihm.
Dann ist das ganze Rudel da. Ihr kleines Rudel, alle bei ihr, alle in Sicherheit. Sie lehnt sich dicht an ihr Männchen, drückt sich mit dem ganzen Körper an ihn, flach atmend, weil sie immer noch nervös ist. Weil sie immer noch einen Angriff erwartet. Man muss dem Rudel zutrauen, dass es auf seine Mitglieder achtet. Ihrem Männchen vertraut sie voll und ganz. Sie entspannt die Muskeln, lässt die Wut verfliegen und schmiegt sich in seine Arme.
»Ich weiß nicht gut genug Bescheid«, sagt er mit angespannter Stimme. »Ich weiß nicht, ob es ihr gutgehen wird.«
»Das wird es«, sagt der andere. »Wenn sie erst einmal schläft, wird sie sich erholen. Versuch sie zum Einschlafen zu bringen.«
Also spricht die Stimme weiter, dicht an ihrem Ohr, und atmet Trost in das Fell an ihrem Hals. Unbepelzte, krallenlose Hände streicheln ihre Flanken, eine seltsame und besänftigende Berührung.
Und weil er nach Zuhause riecht und klingt und sich so anfühlt, legt sie sich zu ihm und schließt die Augen.
Ich konnte mich daran erinnern, angeschossen worden zu sein, und schreckte aus dem Schlaf auf.
Ruckartig stützte ich mich auf einen Ellbogen und sah mich um. Ich befand mich in einer Ecke der Lobby von KNOB, in eine kratzende Wolldecke gewickelt und auf dem kalten Fliesenboden zusammengerollt. Unter der Decke war ich nackt.
Ben stand in der Nähe und unterhielt sich mit Detective Hardin und zwei anderen Cops. Ozzie war ebenfalls da, sowie ein paar weitere Mitarbeiter von KNOB. Der Programmchef hatte die Stirn in Sorgenfalten gelegt und fuhr sich mit der Hand durch die schütteren Haare. Ein paar Polizisten nahmen Zeugenaussagen auf. Draußen vor den Fenstern blitzte Rot- und Blaulicht.
Ben drehte sich um, bevor ich Luft holen und etwas sagen konnte. Rasch kam er zu mir und
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