Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
Handy ans Ohr drückte und glücklich mit dem Fuß wippte.
    Cormac starrte mich an. »Das ist richtig erbärmlich.«
    Â»Halt den Mund.«
    Dann wagte er es, das Radio ins Nebenzimmer zum Küchentisch zu schleppen. Er saß gebeugt davor und lauschte dem leise gestellten Apparat. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
    Ich hörte mir drei Anrufe an: Die Leute behaupteten, ein Werleopard, ein Werfuchs und ein Werwolf zu sein, der sich weigerte zu glauben, Lykanthropen könnten irgendetwas anderes als Wölfe sein, denn, tja, er selbst war niemals anderen begegnet. Hätte er in meiner Sendung angerufen, hätte ich ihn zusammengestaucht, bis ihm Hören und Sehen vergangen wäre. Etwas in der Richtung: Okay, du Riesenarschloch, probieren wir mal ein neues Wort aus, ja? Sprich mir nach: narzisstisch …
    Im Vergleich dazu war Ariel furchtbar höflich. »Marty, hältst du dich für einen aufgeschlossenen Menschen?«
    Â»Na ja, eigentlich schon«, sagte der Anrufer Marty.
    Â»Gut, das ist wirklich gut«, säuselte Ariel. »Von einem Werwolf erwarte ich, dass er aufgeschlossen ist. Schließlich hast du so viel mit der Welt hinter dem Schleier zu tun. Bestimmt gibt es vieles, das du noch nicht persönlich zu Gesicht bekommen hast, an das du aber trotzdem
glaubst – wie etwa den Papst oder die englische Königin. Warum kannst du also die Existenz von anderen Lykanthropenarten nicht akzeptieren, bloß weil du noch nie einer begegnet bist?«
    Marty hatte die Sache nicht durchdacht. Man wusste immer gleich, wer nur leere Phrasen drosch, ohne sich Gedanken gemacht zu haben. »Tja, du weißt schon. Die ganzen Geschichten handeln von Wer wölfen . Und die Filme – alles Werwölfe. Es ist der Wolfsmensch, nicht der Leopardenmensch!«
    Â»Und was ist mit Katzenmenschen? «
    Hey, genau das hätte ich auch gesagt!
    Â»Das ist etwas anderes«, sagte Marty bockig. »Das ist, du weißt schon, erfunden.«
    Ariel fuhr fort: »Geschichten über Gestaltwandler findet man überall auf der Welt, und sie handeln von allen möglichen Tieren. Was auch immer in der betreffenden Region verbreitet ist. Man muss doch wirklich akzeptieren, dass an all diesen Geschichten etwas Wahres dran sein könnte, nicht wahr?«
    Â» Ich habe noch nie von diesen Geschichten gehört.«
    Wow, ich liebte es, wie gut manche Leute darin waren, sich ihre eigenen Gruben zu graben.
    Â»Deine Kultur ist nicht die einzige auf der Welt, Marty. Kommen wir zur nächsten Anruferin, Irene aus Tulsa. Hallo!«
    Ich war an der Reihe? Ich? Ich war bereit. Ich versuchte lebhafter und alberner als bei meinem letzten Anruf zu wirken. »Hi Ariel!«
    Â»Du bist also ein Werjaguar. Kannst du mir erzählen, wie
das genau passiert ist? Jaguare sind in Tulsa nicht gerade heimisch.«
    Â»Als Studentin bin ich einen Sommer lang freiwillig bei einer Umweltschutzorganisation in Brasilien gewesen und habe im Dschungel gearbeitet. Einmal habe ich mich ein bisschen spät auf den Rückweg ins Lager gemacht, und, na ja …« Ich holte tief und vielsagend Luft. »Ich bin angefallen worden.«
    Wen konnte diese Geschichte schon kaltlassen? Oh yeah, man sollte mich für einen Oscar nominieren. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis sie mich als Hochstaplerin entlarvte.
    Â»Das ist eine erstaunliche Geschichte!« Ariel war offensichtlich beeindruckt. »Wie ist es dir seither ergangen?«
    Â»Ich habe gute, und ich habe schlechte Tage. Es ist echt hart, niemanden zu haben, mit dem ich darüber sprechen kann. Soweit ich weiß, befinden sich die ganzen anderen Werjaguare in Brasilien.«
    Â»Hast du eigentlich je daran gedacht, dorthin zurückzukehren und dir jemanden zu suchen, der dir vielleicht helfen kann?«
    Â»Es hat einfach nie geklappt.« Ich bin ja so traurig, schenkt mir euer Mitleid …
    Â»Tja, Irene, wenn du etwas wirklich willst, gibt es immer einen Weg.«
    Vielleicht störte mich das so sehr an Ariel: diese Pollyanna-Sonnenschein-Einstellung. Manchmal klappten Dinge eben einfach nicht.
    Â»Ich möchte an Vollmond heiraten. Gibt es einen Weg für mich, das zu erreichen?«

    Â»Manchmal muss man seine Wünsche den Gegebenheiten anpassen und ein bisschen realistischer sein.«
    Â»Du hast leicht reden.«
    Sie wich aus und riss die Kontrolle über das Gespräch wieder an sich. »Sag mir, wieso du

Weitere Kostenlose Bücher