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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Seite, jeden Tag und jede Nacht. Jeden Moment unseres Lebens. Ich bin ein alter Narr, Gott sei mir gnädig. Ich begehre Euch, Margaret. Ich begehre Euren Liebreiz, Euer Lachen, Euren Körper. Ich verehre Euch – ich lege Euch alles zu Füßen, was ich habe, was ich bin. Mein Reich, mein Leben – wenn Ihr es wollt, Margaret. Werdet mein Weib.«
    Und dann drehte er sich zu ihr und nahm ihre gefalteten Hände in die seinen. Er zögerte einen winzigen Moment, bevor er die Hände küsste. »Heiratet mich. Bitte.«
    Das Talglicht warf weichen Schmelz über Margarets Gesicht. Eine schimmernde Perle löste sich von ihrem Lid, noch eine und noch eine. Der König fing eine der Tränen mit dem Finger auf. »Niemals sollt Ihr wegen mir weinen, das verspreche ich Euch«, flüsterte er.
    »Ich weine nicht wegen Euch, a rìgh «, flüsterte Margaret zurück. »Ich weine um mich.« Eine Träne fiel auf die Steinstufe, wölbte sich als glänzender Tropfen. Christina starrte ihn an und begriff.
    Das war Margarets Entscheidung.
    Woher auch immer ihr Sinneswandel kam – sie hatte sich entschieden. Sie würde Malcolm heiraten. Auch Agatha hatte es verstanden und lag weinend auf den Knien. Ihr Schluchzen störte, und Christina bedeutete Katalin und Edgar, die Mutter hinauszuführen. Eilig folgten beide der Aufforderung, die keine Widerrede duldete, dann war es wieder still in der Kapelle.
    Margaret und Malcolm knieten weiterhin nebeneinander vor dem Altar. Er hatte ihre Hände losgelassen und schaute sie auch nicht mehr an, als wären ihm ihre Tränen unangenehm. Das Talglicht hatte sich wieder beruhigt. Und dann sah Christina, wie die Hand ihrer Schwester nach dem König tastete. Erst nur mit den Fingerspitzen. Dann hatte sie die herabhängende Pranke des Schotten erreicht. Die öffnete sich langsam und behutsam. Das Letzte, was Christina sah, bevor sie sich hinausschlich, war, wie Margarets Hand darin verschwand und wie die Kerze einen Schal aus Licht um die beiden Hände wand …
    Der König verschwendete keine Zeit auf Galanterie oder Tändelei.
    Noch am selben Abend verkündete er in der Halle von Edinburgh die Neuigkeit von seiner geplanten Vermählung. Er tat es selbst, und es war auch seinen engsten Vertrauten anzumerken, wie überraschend die Nachricht kam.
    »… und sie willigte ein, die neue Königin von Schottland und mein geliebtes Weib zu werden.«
    Einladend streckte er die Hand nach Margaret aus. Wie selbstverständlich erhob sie sich von ihrem Platz und wanderte an den Tafelnden vorbei zu Malcolm. Sie wartete nicht darauf, dass ihr Bruder sie geleitete. Der stolperte eilig hinterher, denn natürlich war es als Familienoberhaupt seine Aufgabe, die Schwester in das Verlöbnis zu geben, und sein Strahlen war unübersehbar. Dass sie sich so schnell an des Königs Seite aufmachte, damit hatte niemand gerechnet – außer dem König.
    Der hatte nur Augen für Margaret.
    »Sie wird unserem Hof zu neuem Glanz und neuer Gastlichkeit verhelfen – und Schottland hoffentlich zu vielen neuen Kriegern.« Seine Augen funkelten begierig. Christina erlebte fassungslos, wie ihre Schwester zu lächeln begann – Magga, die immer ins Kloster gewollt hatte, die vor Malcolm niemals einem Mann in die Augen geschaut hatte, um sich für den Herrn rein zu halten – Magga lächelte über eine so derbe, anzügliche Bemerkung!
    »Er hat sie verhext«, brummte Katalin neben ihr finster. »Er hat ihr was in den Wein getan. Einen Zauber. Einen verdammten Zauber. Das ist nicht Margaret. Das ist nicht deine Schwester. Er hat ihr einen Zauber übergeworfen, der Verfluchte, Gott sei ihr gnädig …«
    Christina kniff die Augen zusammen. Katalins ungehöriger Wortschwall zog an ihrem Ohr vorüber. Aufmerksam sah sie die Schwester an, ob tatsächlich ein Dämon in sie gefahren war. Doch nein, sie bewegte sich normal, und sie zitterte auch nicht, als sie in aller Öffentlichkeit des Königs Hand ergriff und sich neben ihn stellte, um zu demonstrieren, dass sie sein Werben angenommen hatte. Margarets Augen schimmerten, und es war nicht zu sagen, ob Tränen den Schimmer verursachten – oder Freude.
    Nein, verhext war sie nicht – verzaubert vielleicht schon … Christina lief es seltsam den Rücken hinunter. Ihre Brust drohte zu bersten vor Schmerz, der gleichzeitig schön und schrecklich war …
    »Was hat Edgar da nur angerichtet?«, flüsterte Agatha neben ihr. »Wird das einen guten Ausgang nehmen?«
    »Verkauft hat er Eure mittellose Tochter, wenn

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