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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Krieger heiratete, und dass es vielleicht sogar Annehmlichkeiten bedeuten konnte. Niemand sonst.
    Christina sah der Mutter hinterher. Seit Margarets Vermählung hielt sie sich wieder aufrecht und wirkte nicht mehr wie ein altes, verhärmtes Weib. Sie war die Mutter der Königin und hätte einmal selbst auf einem Thron gesessen, wenn das Schicksal es nicht anders gewollt hätte. Ihr feiner Adel wusste die Verlorenheit seit Edwards Tod zu überspielen. Selbst ihr Husten hatte sich gebessert, und sie zeigte wieder Appetit. Neben Edgar und auf seinen Arm gestützt, zeigten ihre Züge sogar wieder jugendliche Frische, jedermann sah ihr an, wie stolz sie auf ihre beiden Kinder war – auf den tapferen Sohn und die wunderschöne Tochter. Nach Christina drehte sie sich nicht um. Vielleicht würde sie das erst wieder tun, wenn sie einem Earl die Hand gereicht hatte.
    Agatha würde ihr die Angst nicht nehmen – im Gegenteil.
    An diesem Abend überließ der König nichts dem Zufall. Bischof Fothad war durch seinen Medikus so weit wiederhergestellt, dass er seine Kutte überstreifen und mit zwei Mönchen die Kammer des Königspaares betreten konnte, um sie unter dem Gesang von Psalmen und von Weihrauchschwaden so auszuräuchern, dass auch der letzte böse Geist, der Malcolm vielleicht hätte schaden können, verschwinden musste. Als Fothad seine Gebete beendet hatte, nötigte Malcolm ihn ein weiteres Mal, das Rauchgefäß zu befüllen.
    » A rìgh , Ihr könnt nur zu Gott beten oder nicht. Das haben wir getan«, versuchte Fothad sein Tun zu erklären. »Der Allmächtige hat Euer Gemach nun gesegnet …«
    »Aber wenn sich noch irgendwo ein Dämon verbirgt, könnt Ihr ihn gleich mitnehmen«, unterbrach Malcolm ihn unwirsch. »Und wenn nicht, dann schadet es niemandem, wenn Ihr ein leeres Gemach ausgeräuchert habt, oder?«
    »Nein, a rìgh «, seufzte der Bischof und beließ es dabei. Christina zog sich von der Tür zurück. Die weißen Nebel drangen bis zur Wendeltreppe und wallten herab in die Halle, und es schien zwecklos anzumerken, dass die zarte Königin heute Abend vielleicht dem Weihrauchdunst zum Opfer fallen würde …
    Katalins Lager hatte man unterdessen geräumt und gelüftet. Schlafplätze waren rar, und so hatte sich eine dicke Frau aus dem Hochland mit ihren Fellen dort eingerichtet. Der Inhalt von Katalins Bündel war unter den Dienstfrauen aufgeteilt worden, mit denen sie sich oft unterhalten hatte. Christina hatte nur ein Elfenbeinkreuz behalten, welches Agatha der Amme einst für treue Dienste geschenkt hatte. Auf dem Platz, wo Katalin gestorben war, lag nun die dicke Hochlandschottin und schnarchte vor sich hin. Vermutlich wusste sie nicht, welche Vorgeschichte ihr Lager hatte. Christina streifte sich das Kleid über den Kopf. Das Essen war ihr wieder einmal nicht bekommen, saß ihr wie ein rauer Klotz im Magen und mochte weder vor noch zurück. In ihren Ohren summte es lauter als sonst, und anders als sonst wollte der Ton ihre Ohren überhaupt nicht mehr verlassen. Vielleicht strafte Gott sie damit für die Völlerei der Hochzeitstage, vielleicht war es Zeit, an Buße und das ungeliebte Fasten zu denken … beides würde den Kopf klären und das Herz reinigen, das wusste sie wohl.
    Sie sank auf die Knie.
    »In Deo tantum quiesce, anima mea, ab ipso enim salutare meum. Verumtamen ipse refugium meum et salutare meum …« Die Stimme versagte ihr über dem Lieblingspsalm.
    Es stimmte nicht. »Refugium meum et salutare meum« , wiederholte sie flüsternd. Es stimmte nicht, da war niemand, und refugium war nur ein Wort, eine Aneinanderreihung von Lauten.
    Katalins Kreuz fiel ihr aus der Hand und zwischen die Ritzen des Kammerbodens. Hektisch kratzte Christina den Unrat zur Seite, die Spitze des Kreuzes lächelte sie schon aus dem Loch an, doch ihr Finger war nicht lang genug, um es herauszuziehen. Stattdessen rammte sie sich einen dicken Holzsplitter unter den Fingernagel. Resigniert blieb sie neben dem Loch hocken und starrte auf ihren Finger.
    Nichts stimmte mehr, seit Margaret fort war.
    Das Essen schmeckte nicht, sie fror selbst am Feuer, die Ohren schmerzten, und die lieb gewonnenen Psalmen, an denen sie all die Jahre so viel Freude gehabt hatte – sie stimmten einfach nicht. Es gab kein refugium und kein quiesce , Gott hatte sich anderen Dingen zugewandt, sonst würde er sie ja erhören.
    Nichts stimmte mehr, seit Margaret sie verlassen hatte.
    Nun ja – vielleicht nicht direkt verlassen, sie schlief

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