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Die Stunde der toten Augen

Die Stunde der toten Augen

Titel: Die Stunde der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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wenigstens detonierte. Später merkte man deutlich den Zeitpunkt, wenn der Kaffee in die Stellungen gebracht wurde. Das geschah etwa um die gleiche Zeit auf beiden Seiten der Front. Es wurde ruhiger. Hier und da noch ein Schuß, aber sonst nichts. Auch den ganzen Vormittag über ereignete sich kaum etwas, bis auf gelegentliches Artilleriefeuer. Erst am Nachmittag wurde das Feuer wieder spürbar. Hier und da streute die sowjetische Artillerie ganze Geländeabschnitte ab, setzte ein paar Dutzend Granaten auf engsten Raum und beobachtete die Wirkung oder die Bewegung, die der Überfall auslöste. Man tastete einander ab. Die langsamen Doppeldecker mit dem roten Stern und dem röchelnden Motor schaukelten über die Front, und die Beobachter schossen aus langsam tackernden Maschinengewehren, die auf Drehkränze montiert waten, zur Erde. Es kam auch vor, daß sie Bomben warfen. Sie taten das, indem sie die Explosivkörper mit den Händen anpackten und über die Bordwand fallen ließen. Sie trafen selten etwas, aber dennoch waren diese längst für den Schrotthaufen reifen Flugzeuge unangenehm. Man hörte sie erst, wenn sie bereits sehr nahe waren. Ihr Motorengeräusch täuschte den Lauscher, weil die Maschinen äußerst langsam flogen. Das machte sie zu gefährlichen Nachtschwärmern. Die modernen Maschinen, die während des Vormarsches über den sich zurückziehenden deutschen Kolonnen dahingebraust waren, schienen weit von der Front entfernt auf sicheren Flugplätzen zu stehen. Sie wurden nur selten eingesetzt. Es war, als spare man sie auf für den nächsten Angriff.
    Wenn es an der Front für eine Weile still war, konnten die Infanteristen die Motorengeräusche hinter den sowjetischen Linien hören. Es war ein ständiges Kommen und Gehen von Fahrzeugen. Aber sie kamen fast nie in Sichtweite. Immer nur hörte man ihre Motoren, und man wußte nicht, ob es stets die gleichen Fahrzeuge waren oder ob es sich um endlose Kolonnen handelte, die Material, Munition, Truppen und Verpflegungen bis in die Nähe der Erdstellungen heranschleppten.
    Am Nachmittag schossen sich die Granatwerfer für den Abend ein. Man kannte das. Drei Schuß und dann noch drei. Manchmal wiederholt es sich. Dann wußten die Infanteristen, daß sich eine Stalinorgel einschoß. Zuweilen konnte man dann beobachten, daß Spaten hervorgeholt wurden und ein emsiges Arbeiten einsetzte. Die Männer wühlten sich weiter in die Erde. Sie wühlten horizontale Gänge von ihren Schützenlöchern aus in das Erdreich, um möglichst weit darin verschwinden zu können, wenn die Orgeln anfingen zu schießen.
    Das geschah meist in der Abenddämmerung. Ganz plötzlich kam von weit hinter den sowjetischen Erdlöchern ein rollender, dumpfer Laut. So, als würden einige Dutzend Landsknechtstrommeln zugleich geschlagen. Man hörte die Granaten der Orgel nicht. Man vernahm erst im letzten Augenblick ein gurgelndes Zischen, aber dann krepierten die Geschosse auch bereits. Sie fielen immer eng beieinander auf ein kleines Stück Gelände und wühlten es um. Nicht sehr tief, denn die Zünder waren so eingestellt, daß die Geschosse nur wenig ins Erdreich eindrangen. Sie krepierten oberhalb der Erdoberfläche und schickten einen verheerenden Schwall von Splittern dicht über dem Boden dahin. Man konnte dem Feuerschlag einer Orgel nur selten entgehen. Deshalb zogen sich viele Infanteristen um die Zeit, da die Orgel schoß, aus ihren Stellungen zurück bis an den Waldrand, um dem Feuer zu entgehen.
    Die Orgeln schossen nicht lange. Sie wechselten drei- oder viermal ihren Standort und schwiegen dann wieder. Die Granatwerfer setzten das Feuer fort. Die Artillerie mischte sich ein, manchmal mit den Siebzehnzwo, aber dann flaute es wieder ab, und in der Dämmerung zogen die Perlenschnüre der Zweizentimeter-kanonen dicht über der Erde dahin.
    Wenn es Nacht wurde, begann die Zeit der Spähtrupps. Sie kamen von beiden Seiten, und sie wurden ebenso von der einen wie von der anderen Seite abgefangen, aufgerieben, versprengt oder verpaßt. Dabei kam es zu örtlichen Schießereien. Das war die Zeit der Leuchtkugeln, die im steilen Bogen aufstiegen, zerbarsten, an Fallschirmen niederschwebten und die Gegend in ihr kaltes, weißes Licht tauchten.
    Gelegentlich grollte weit hinter den sowjetischen Linien ein paarmal ein schweres Geschütz auf. Kaliber achtundzwanzig oder schwerer. Es setzte ein paar Granaten in die ersten Dörfer hinter den deutschen Linien und schwieg dann wieder.
    Während man

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