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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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wirklich nicht respektlos sein, was Ihre Gastfreundschaft betrifft. Aber ich kann auf mich alleine aufpassen, wenigstens ein Stück weit, und ich brauche etwas Freiheit.« Ich hatte genau zwei Tage gehabt, um mir ihr Vertrauen zu verdienen. Allerdings wusste ich nicht, ob es ausreichte, zumal ich bereits einmal davongelaufen war. Ähm, zweimal. Doch wenn sie mich zur Verbündeten haben wollte, musste sie wissen, dass sie mich nicht an der Leine halten und von mir erwarten konnte, dass ich dennoch erfolgreich wäre.
    Â»Das sagen Sie nicht bloß, um mit diesem Werjaguar von der brasilianischen Botschaft durchbrennen zu können, oder?«
    Ich drückte mich in meinen Stuhl und gab mir Mühe, unschuldig auszusehen. »Vielleicht ein ganz kleines bisschen.«
    Sie musterte mich, die Lippen zu einem ironischen Lächeln geschürzt. Einen Augenblick später sagte sie: »Das kann ich Ihnen wahrscheinlich nicht zum Vorwurf machen. Also gut. Aber ich möchte erfahren, was Sie bei Ihren Nachforschungen herausfinden.«

    Â»Abgemacht.« Das Dienstmädchen kam, um das Geschirr abzuräumen, und brachte anschließend die Nachspeise: Schokoladenmousse in einem Kristallglas. Mein Gott, womit hatte ich eine Nachspeise verdient? Das Dienstmädchen war menschlich. Bisher hatte ich nur einen Bruchteil des Hauses gesehen. Allmählich wurde ich nervös. »Alette, darf ich Sie fragen – wo sind die anderen?«
    Â»Die anderen?«
    Â»Ich bin bisher Ihnen und Leo begegnet. Aber Sie müssen doch noch andere …« Handlanger? Lakaien? »… Gefährten haben. Vampirgefährten.«
    Sie unterdrückte ein weiteres ironisches Lächeln. »Sie sind an Vampirgebieter gewöhnt, die sich zum Zeichen ihrer eigenen Bedeutsamkeit mit zahlreichen Gefolgsleuten umgeben.«
    Gewaltige Säle voll Schmollmund ziehender, dekadenter Vampire aus Europa – ja, genau, das war das Bild vor meinem geistigen Auge.
    Â»Ich bin äußerst wählerisch«, sagte sie, »wenn es darum geht, jemanden in dieses Leben, diese Existenz zu holen. Es ist nicht unbedingt eine leichte Lebensweise. Ich setze reine Beweggründe voraus. Sie sind keinen anderen Vampiren begegnet, weil es keine gibt. Nur uns zwei. Leichtfertig würde ich niemanden bis in alle Ewigkeit an mich binden, Kitty.«
    Dann musste sie etwas in Leo sehen, das mir verborgen geblieben war. Sie mochte sich darauf gefreut haben, die Ewigkeit mit ihm zu verbringen. Ich hielt es nicht einmal eine Minute lang im selben Raum mit ihm aus!

Fünf
    Am nächsten Tag durchkämmte ich Zeitungen und die großen Nachrichtenwebsites nach Mitteilungen über die Anhörung. Ich wollte herausfinden, was die Presse berichtete. Eine größere Schlagzeile gab es nur auf der Website von Wide World of News : »Senat von Vampiren beherrscht?« Das war alles andere als hilfreich. Ich hatte aufgehört, das Käseblatt zu erwähnen, nachdem sie eine »Story« gebracht hatten, in der behauptet wurde, meine Sendung strahle geheime, Gedanken kontrollierende Signale aus, die Teenager dazu brächten, sich satanischen Kulten anzuschließen und die Kreditkarten ihrer Eltern mit hohen Schulden zu belasten.
    Wenn es nicht um Katastrophen epischen Ausmaßes oder Skandale bezüglich bekannter Politiker ging, brachten es die Ausschussanhörungen normalerweise nicht auf die Titelseiten. »Untersuchungsausschuss nimmt Arbeit auf« auf Seite vier der Washington Post war schon das höchste der Gefühle. Sie brachten ein Schwarzweißfoto von Flemming an seinem Mikrofon, wie er mit schläfrigen Augen zu den Senatoren emporblickte. Außerdem hatten sie seitlich einen netten kleinen Kasten mit dem Titel »Worum geht es?« abgedruckt, in dem die wissenschaftlichen Begrifflichkeiten definiert wurden, mit denen der Doktor um sich geworfen hatte. All das ließ die Themen als genau
das erscheinen, worauf Flemming bestanden hatte: Krankheiten. Nicht mehr, nicht weniger. Nichts, wovor wir uns fürchten mussten, solange wir es verstanden. Vielleicht würde die Sache doch noch ein gutes Ende nehmen.
    Bei der nächsten Sitzung des Ausschusses saß ich wieder am gleichen Platz neben Ben im hinteren Teil des Saales. Roger Stockton saß von mir aus gesehen auf der anderen Seite des Raumes, am Rand, von wo aus er die Teilnehmer gut mit der Kamera einfangen konnte. Ich erwischte ihn zweimal dabei, wie er

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