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Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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völlig verrückt gewesen sein, mit dir nach Portotrusco zu kommen!»
    Als sie das Haus erreichten, stand ein runder Mond über dem Meer und schickte milchiges Licht durch den feinen Nebel.
    «Ist dir eigentlich aufgefallen, dass keiner von denen gefragt hat, was wir eigentlich machen?», sagte Guerrini.
    «Ja, und das kann zwei Dinge bedeuten: Entweder wissen sie schon alles über uns, oder es interessiert sie einen Scheiß, weil sie arrogante Widerlinge sind.»
    «Und wer, glaubst du, hat bei uns eingebrochen?»
    «Orecchio, der Afrikaner, die Schweizer oder der Gärtner von Colalto. Ich hab keine Ahnung!»
    «Bene!» Guerrini legte den Arm um Lauras Schultern. «Dann werden wir uns jetzt hinsetzen, Kaffee trinken und die Fakten sammeln, Commissaria!»
    «Du hast also doch angebissen!»
    «Nein, ich tu nur so.»
    «Aha.»
    «Es ist reine Selbstverteidigung, Laura. Ich werde mich von denen nicht überrumpeln lassen, schon gar nicht von Enrico!» Damit öffnete er die hölzernen Läden vor der Terrassentür, schloss die reparierte Glastür auf und schob Laura ins Haus.
    Bis weit nach Mitternacht saßen die beiden um den runden Esstisch, tauschten Beobachtungen aus, schrieben auf, was ihnen einfiel, zeichneten Verbindungslinien zwischen Personen und Fakten, tranken zu viel Wein und zu viel Kaffee. Die Fenster beschlugen, weil die Nacht sehr kühl wurde und ihre Köpfe heiß liefen. Gegen halb drei sagte Laura, es mache Spaß, so spielerisch zu ermitteln.
    «Na, hoffentlich bleibt es ein Spiel!», knurrte Guerrini.
     
    Die Besatzung des Polizeihubschraubers suchte am nächsten Morgen sorgfältig den verdächtigen Küstenabschnitt am Monte Argentario ab. Die Beamten setzten sogar Infrarotkameras ein, konnten jedoch nichts entdecken und drehten irgendwann ab. Später näherten sich zwei Schnellboote der Küstenwache jener Felswand unterhalb des Parkplatzes, doch die Brandung war so stark, dass sie nicht nah genug an die vermutete Absturzstelle heranfahren konnten, um ihre Ortungsgeräte einzusetzen. Zwei Polizisten arbeiteten sich, durch Seile gesichert, bis zu der Stelle vor, an der die Reifenspuren endeten. Sie fanden keine Bremsspuren. Das Fahrzeug musste einfach über den Rand hinausgefahren sein. Wie weit es hinausgeflogen war, hing von der Geschwindigkeit ab. Wenn es langsam gerollt war, musste das Wrack direkt unterhalb des Hangs liegen. Bei größerer Geschwindigkeit konnte es durchaus ein paar Meter durch die Luft geflogen sein, ehe es abstürzte.
    Das Meer war hier sehr tief. Von oben sah es aus wie ein schäumender Höllenschlund. Schaudernd kletterten die beiden Polizisten zurück. Sie waren froh, wieder festen Grund unter den Füßen zu spüren.
    Man musste abwarten. Um Froschmänner einzusetzen, war das Wasser zu unruhig. Deshalb beschloss der Commandante, der den Einsatz leitete, die Suche vorerst abzubrechen.
     
    Verschlafen!, dachte Laura, als sie auf den Wecker schaute. Zwanzig nach zehn! Dann fiel ihr ein, dass sie Urlaub hatte, und sie rollte sich wieder ein. Gleich darauf fuhr sie hoch. Sie wollte ihren Kollegen Kommissar Baumann anrufen, außerdem ihren Vater und die SMS-Botschaften ihrer Kinder beantworten. Ehe sie aufstand, zählte sie wieder die Urlaubstage: Es war der fünfte! Schon wieder ging es zu schnell. Alles ging zu schnell. Sie konnte sich nicht einmal selbst anhalten, geschweige denn das Verstreichen der kostbaren Tage mit Angelo.
    So kroch sie aus dem Bett, schlich aus dem Schlafzimmer und suchte ihr Handy. Danach schlüpfte sie in ihre Jeans und zog einen Pullover über. Sie hatte keine Lust, auf das Dach zu klettern, deshalb stieg sie auf die hohe Düne nahe der Nachbarvilla. Die Dezernatssekretärin Claudia meldete sich.
    «Ich hab mit Peter gewettet, dass du nach spätestens drei Tagen anrufst. Heute ist der fünfte. Ist dir langweilig, Laura?»
    «Was hat er gewettet?»
    «Er meinte, dass du es eine Woche aushältst. Jetzt können wir uns streiten, wer gewonnen hat.»
    «Wenn ihr sonst nichts zu tun habt … ich müsste Peter sprechen, ziemlich dringend!»
    «Er ist dienstlich unterwegs. Eine Ermittlung für die Terrorfahnder. Gibt ja nicht viel zu tun bei uns. Wird ja kaum noch wer ermordet in München.» Sie lachte.
    «Deshalb rufe ich an. Ich weiß doch, dass ihr dringend auf Arbeit wartet. Pass mal genau auf, Claudia: Sag Peter, er soll einen Sebastian Ruben überprüfen. Ganz unauffällig natürlich. Ruben wohnt angeblich in München, und ich schätze, dass er irgendwas

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