Die Stunde des Adlers (Thriller)
die man erst besprechen konnte, wenn die D-Mark mit ihrer Deutschland-Prämie wieder da sein würde.
Klein genoss es sichtlich, die Anwesenden mit Details zum Geld zu traktieren, zumal gerade Kuhn ihn hier sicher nicht unterbrechen würde. Sie kannte – anders als von Hartenstein – keine Details zu den unterschiedlichen Geldmengen M1, M2 oder M3. Für Kuhn waren das nach Einschätzung von Klein eher Kürzel für Sportwagen aus München. Doch Klein holte Kuhn gedanklich immer wieder ab, blickte sie an, denn er wollte natürlich einen guten Eindruck hinterlassen und sich für höhere Weihen empfehlen.
Schon nach 15 Minuten kam er dann zum Schluss, was Kuhn erleichtert aufnahm. Sie erinnerte sich nur ungern an die sehr langatmigen Ausführungen der Professorin zu Beginn der Sitzungen der Projektgruppe. Seitdem kursierten Zahlen über Zahlen darüber, wie stark und wie lange die deutsche Wirtschaft einbrechen würde: Zwischen fünf und zehn Prozent und zwischen fünf Monaten und fünf Jahren war alles dabei.
»Wenn ich noch einmal kurz zusammenfassen darf, Frau Vorsitzende.« Die lächelte kurz, was Klein als Zeichen der Wertschätzung verstand.
»Das Bargeld ist unser größtes Problem, weil wir es milliardenweise physisch transportieren müssen. Aber es ist nur der deutlich kleinere Teil, den wir umstellen. Das Giralgeld, einfacher ausgedrückt, das Geld auf den Sichteinlagen, die bei den Banken auf den Konten ›nur auf Sicht‹ gehalten und jederzeit abgehoben werden können, verhält sich zum Bargeld circa vier zu eins. Es gibt viermal so viel jederzeit verfügbares Geld auf Konten, wie es Bargeld gibt.«
»Das heißt, wir sperren den größten Teil des Geldes für ein paar Tage, bis alles wieder läuft?« Kuhn stellte eine ziemlich unkluge Frage, jedenfalls aus Sicht eines Bundesbankers. Aber für Klein war es eine schöne Vorlage für eine weitere Erklärung.
»Im Prinzip ja, aber diese Sperrung muss so kurz wie möglich sein, weil allein das schon die Wirtschaft enorm einschränkt. Und die Menschen sicher nervös macht, wenn sie nicht an ihr Geld kommen. Das ist so, Frau Kuhn, als würde man den größeren Teil des Blutkreislaufs abstellen. Das geht nur für sehr kurze Zeit. Money One, diese Geldmenge M1 ist das Problem. Und die macht ungefähr die Hälfte des ganzen Geldes aus. M2 und M3 sind nicht so sehr das kurzfristige Problem, weil dieses Geld als Termingeld, als Spareinlagen oder Geldmarktfonds festliegt.«
»Weitere Probleme, Klein?« Lieber stellte sie eine offene Frage, um nicht noch einmal in dieser Runde von Experten unangenehm aufzufallen.
»Na ja, wenn hier die Deutschland-Prämie, die ich voll und ganz unterstütze, greift, wird es natürlich auch ein Problem bei M2 und M3. Aber das bekommen wir schon hin. Alles nacheinander, eins, zwei und dann drei.« Klein lächelte so, dass es beruhigen sollte, was aber auf Kuhn einen hinterfotzigen Eindruck machte.
»Sonst noch etwas?« Kuhn sah ihre Staatssekretäre nicken, die Bundesbanker hingegen schienen solche Themen gewohnt zu sein.
»Wir brauchen am Montagmorgen dringend die Topbanker des Landes, die die Sache vor laufenden Kameras unterstützen, Frau Kuhn. Wenn die Banken wieder öffnen, darf es keinen Run auf die Banken geben. Sie haben sicher verstanden, dass wir gar nicht so viel Bargeld haben«, gab Klein zu bedenken. Die Angesprochene hob die Braue als Zeichen des Missmuts, langsam reichten ihr die Belehrungen. Doch sie beließ es dabei, machte sich lieber eine Notiz »Albers«.
»Ich denke, wir haben alles, oder?«
»Eines noch, Frau Kuhn.«
»Was denn noch, Klein?« Sie verzichtete gerne einmal auf die förmliche Anrede, wenn sie jemanden erniedrigen wollte.
»Bei der Mobilmachung können wir schlecht auf die Bundeswehr zurückgreifen. Die ist mit der Nato ja fast in einem ähnlichen Verbund wie die Bundesbank in der Europäischen Währungsunion. Das würde auffallen.«
»Also?«
»Wir brauchen sämtliche Fahrzeuge des Bundesgrenzschutzes, die wir ab Mitternacht am Sonntag in Gang setzen müssen. Wir haben zwar viele Fahrzeuge im Bunker, aber für diese Mengen wird es so nicht reichen. Wir brauchen weitere Laster und auch Gabelstapler.«
»Okay. Ich rede mit dem Innenminister.« Da der aber im Sicherheitskabinett gegen den Beschluss gestimmt hatte, würde sie wohl den Kanzler selbst bemühen müssen.
»Danke.«
»Bevor ich diese letzte Sitzung heute schließe«, Kuhn erhob sich dabei, »möchte ich mich bei Ihnen allen
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