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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Meter hinter ihm kle tterte, hinunter: »Los, du fauler Hund, beeil dich!«
      Statt den steilen Hang schräg anzugehen, stieg Villiers auf dem kürzesten Weg hinauf, und die anderen folgten ihm. Sie erreichten eine brüchige Böschung aus Stein und Schiefer, hinter der eine fast senkrechte Felswand aufragte. In einigen Ritzen wuchsen Grasbüschel. Villiers hielt inne und sah seine Kameraden an. »Okay?«
      »Ganz und gar nicht«, antwortete Jackson. »Mir wird entschieden mulmig.«
      Korda sagte: »Was ich alles für England tue. Meine alte Mutter wird stolz auf mich sein.«
      »Sie haben doch nie eine gehabt, mein Sohn«, sagte Jackson, und als sie loskletterten, begann es zu nieseln.

    »Paß auf«, sagte Villiers. »Hier gibt’s nicht viel Halt.«
      Er steckte seine Maschinenpistole in die Jacke der Tarnuniform und zog den Reißverschluß hoch. Sperrig, aber so hatte er wenigstens die Hände frei. Kurz darauf probierte er, ob ein vorspringender Felsbrocken festsaß, aber der Stein löste sich,

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    und er drehte sich blitzschnell zur Seite und rie f eine Warnung. Der Brocken hüpfte und polterte den Hang hinunter und verschwand im weißgrauen Dunst.

    »Nichts passiert?«
    »Noch nicht«, rief Jackson.

      Villiers kletterte weiter und stand einen Augenblick später am Rand eines kleinen Plateaus. Jackson und Korda kamen hinterher.

    »Und jetzt?« fragte Jackson.
      Villiers deutete über das Plateau auf die große, dunstverhangene Felswand, die weiter dahinter aufragte. Spalten und Risse zogen sich wie schwarze Finger über sie hin. Er trabte zwischen großen Blöcken hindurch über das Plateau, und als er die Felswand erreichte, sah er, daß sie nicht senkrecht aufragte, sondern in riesigen Steinplatten schräg nach oben führte.

    »Großer Gott«, sagte Korda, hinaufblickend.
      »Der hilft nur denen, die sich selbst helfen«, sagte Jackson. »Also nichts wie rauf.«

      Villiers kletterte voran und konzentrierte sich angestrengt auf den Fels vor sich, sah kein einziges Mal nach unten, denn er war nicht ganz schwindelfrei – ein Geheimnis, das er all die Jahre strikt für sich behalten hatte. Wenn das Auswahlkomitee davon gewußt hätte, wäre er nie zum SAS 22 gekommen, das stand fest.
      Einmal hielt er inne, drückte sich an den Fels und hatte einen Augenblick lang das Gefühl, frei im Raum zu schweben. Es war, als versuchte eine Riesenhand ihn fortzuziehen.
    »Alles in Ordnung, Sir?« rief Jackson.

      Das brach den Bann. Villiers nickte und kletterte weiter, vergaß seine schmerzenden Gliedmaßen, den eisigen Wind, seine tauben Hände. Endlich hievte er sich auf eine schräge Felsplatte und erreichte ein breites Sims. Die Wand vor ihm war etwa dreißig Meter hoch.

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      Er wartete, bis die anderen neben ihm waren, was ein paar Minuten dauerte.
    »Jesus, jetzt hab ich aber genug«, sagte Jackson.

      Villiers zeigte auf eine dunkel gähnende, kaminartige Kluft im Gestein, die durch den massiven Fels gerade nach oben zu laufen schien. »Sieht schlimm aus, ist aber am leichtesten zu klettern.«
    »Du kannst mir viel erzählen«, sagte Jackson.

      Villiers zog sich hinauf in die Schwärze, drehte sich dann um und stemmte sich, wie es jeder Bergsteiger lernt, mit dem Rükken gegen die eine und mit den Füßen gegen die andere Wand und legte dabei alle drei oder vier Meter eine kurze Pause ein.
      Nach einer Weile stellte er fest, daß man gut klettern konnte und daß es mehr als genug Halt für Hände, Rücken und Füße gab. Zehn Minuten später kroch er über den oberen Rand des Kamins.
      Der Wind schnitt wie Rasiermesser, und der Regen war hier oben mit Hagel durchsetzt. Er zog die Fäustlinge wieder an und stapfte mit den Füßen, um die bittere Kälte abzuwehren. Kurz danach trat Jackson zu ihm, dann auch Korda. Beide sahen total fertig aus.
      Die Berge neigten sich, in grauen Dunst und niedrige Wolken gehüllt, zum Meer hinunter. Plötzlich riß der Wind ein Loch in den wabernden Vorhang, und sie erblickten einen Moment lang den Atlantik und weit, weit unten die winzige Bucht und den weißen Finger des Leuchtturms oberhalb der Fahrrinne.
      »Da ist es, Bull Cove«, sagte Villiers, als die Dunstdecke sich wieder schloß. »Weiter!«

      Hauptmann Carlos Lopez wickelte vorsichtig die Drähte ab, deren eines Ende er eben mit der Sprengladung im zweiten Stock verbunden hatte, und blieb stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Jetzt waren alle fünf

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