Die Stunde des Jägers - EXOCET
Bobst ausgesprochen unsympathisch. Der Mann strahlte etwas Feindseliges aus, das ihn warnte. Dagegen akzeptierte er Below sofort. Er schien ein vernünftiger Mann zu sein, der für sein Land arbeitete, und obgleich Montera nie etwas für den Kommunismus übrig gehabt hatte, mußte er das wider Willen respektieren.
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Er holte ein Tablett aus der Küche und stellte es ab. »Kaffee, meine Herren?«
»Nehmen Sie keinen, Oberst?« fragte Bobst.
»Ich rühr das Zeug nicht mehr an. Schlecht für die Nerven.« Montera ging wieder in die Küche und kam mit einem Porzellanbecher in der Hand zurück. »Tee.«
Bobst lachte, und das Lachen hatte einen Beiklang, der erkennen ließ, daß die Abneigung gegenseitig war. »Ziemlich ungewöhnlich für einen Südamerikaner, würde ich meinen.«
»Oh, wir Dagos tun manchmal sehr überraschende Dinge«, erwiderte Montera. »Fragen Sie die britische Flotte.«
Below griff diplomatisch ein: »Sie haben recht, Oberst. Teetrinken ist jedenfalls ein sehr zivilisierter Brauch. Wir Russen sind schon lange davon überzeugt.«
Garcia sagte: »Vielleicht sollten wir zur Sache kommen. Wenn Senor Bobst nun bereit wäre, uns Einzelheiten über die Operation mitzuteilen…«
»Selbstverständlich«, sagte Bobst. »Ich habe nur auf Oberst Montera gewartet. Mit einigem Glück dürften wir das Ganze in wenigen Tagen hinter uns haben, und das ist gut, denn wie ich heute morgen in der Zeitung gelesen habe, bereiten sich die britischen Truppen in San Carlos auf den entscheidenden Vorstoß vor.«
Montera zündete sich eine Zigarette an. »In Ordnung, was haben Sie also arrangiert?«
Bobst hatte noch jedesmal einen auf Fakten beruhenden Ausgangspunkt gefunden, der eine unwahre Geschichte plausibel klingen ließ.
»Wie Sie wissen, haben die Libyer einen reichlichen Vorrat an Exocets, doch aufgrund von Pressionen seiner arabischen Kollegen hat Oberst Ghaddafi sie entgegen seiner ursprünglichen Absicht nicht an die Argentinier liefern können – ich sollte vielleicht sagen, nicht offiziell. Aber irgendeinen Umweg
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gibt es immer, zumindest nach den Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe.«
»Und?« sagte Montera.
»Ich habe in der Bretagne ein Haus nahe der Küste gemietet, nicht weit von einem Jägerstützpunkt aus dem Zweiten Weltkrieg entfernt. Der Flugplatz heißt Lancy. Schon lange stillgelegt, aber die Pisten sind noch in Ordnung. In zwei oder drei Tagen wird eine Hercules-Transportmaschine auf dem Weg von Italien nach Irland in Lancy landen, natürlich ohne Erlaubnis. Sie wird zehn Exocets neuester Bauart an Bord haben.«
»Heilige Muttergottes!« sagte Garcia.
»Sie, Oberst Montera, werden die Ladung überprüfen. Wenn Sie zufrieden sind, rufen Sie Senor Garcia in Paris an, der sofort dafür sorgen wird, daß mir in Genf drei Millionen Pfund in Gold überschrieben werden, und zwar genau nach meinen Anweisungen.«
»Ich muß Ihnen gratulieren, Senor«, sagte Montera gelassen. »Das ist die beste Art, einen Krieg zu führen.«
»Der Meinung war ich schon immer«, sagte Bobst. »Ich nehme an, daß Sie mitwollen, wenn die Hercules weiterfliegt. Das wahre Ziel ist allerdings nicht Irland, sondern Dakar in Senegal. Die Leute dort sind sehr liberal, besonders wenn es um Geschäfte geht. Die Hercules wird auftanken und dann nach Rio weiterfliegen, wo sie für die letzte Etappe noch einmal aufgetankt wird, und das Ziel dürfte dann irgendein Luftwaffenstützpunkt in Argentinien sein, wenn ich mich nicht irre.«
Nach kurzem Schweigen stieß Garcia ein bewunderndes »Großartig!« hervor.
»Und Sie, Oberst?« Bobst fixierte Montera. »Finden Sie es auch großartig?«
»Ich bin Berufssoldat«, sagte Montera. »Ich habe keine persönliche Meinung. Ich tue nur, was mir befohlen wird. Wann
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soll ich in Lancy sein?«
»Übermorgen. Wir werden in einer Privatmaschine hinfliegen.« Bobst stand auf. »Bis dahin können Sie sich amüsieren. Immerhin sind wir in Paris. Ich würde sagen, Sie haben es nach Ihren Leistungen unten bei den Falklandinseln redlich verdient.«
Montera ging ihnen voran und öffnete die Tür. Bobst sagte im Hinausgehen: »Ich gebe Ihnen dann kurzfristig Bescheid.«
Er und der Russe betraten den Flur, während Garcia stehenblieb. »Was meinen Sie?«
»Ich meine, daß ich ihn nicht mag«, sagte Montera. »Aber das spielt bei diesem Unternehmen wohl keine
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