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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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leicht. »So wahr mir Gott helfe, Gabrielle, denkst du nicht, ich hätte schon tausendmal eine Antwort auf diese Frage gesucht?«
      Sie krauste die Stirn, wie um es selbst klarer zu sehen, und setzte sich in einen Sessel. »Weißt du, Tony… Kontrollieren wir das Spiel eigentlich noch, oder kontrolliert es nicht vielmehr uns? Können wir es beenden, wenn wir wollen, oder muß es immer weitergehen?«
      Er hatte sich ihr nie näher gefühlt. Er setzte sich ihr gege nüber und war sich wieder jener Vertrautheit bewußt.
    »Montera… Du liebst ihn, nicht wahr?«

      »Er ist das einzige wirklich Anständige, was mir je wiederfahren ist«, sagte sie einfach.
    »Glaubst du, du könntest diese Sache schaffen?«

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      »Ich hoffe es. Ich habe im Grunde keine Wahl, dafür hat Ferguson gesorgt.«
      »Früher oder später werde ich ihn mit einem ziemlich großen Lastwagen überfahren«, erklärte er. Sie lächelte, und er nahm ihre Hände.

      »So gefällst du mir schon besser. Und nun sollten wir uns unterhalten, wie wir dich wieder mit Montera zusammenbringen.«

    »Hast du eine Idee?«
      »Ja. Corwin hat gesagt, er habe Montera gestern morgen im Bois de Boulogne beim Jogging gesehen.«
    »Und?«
      »Offenbar läuft er sehr gut, was darauf schließen läßt, daß er es regelmäßig tut, und außerdem gehen nur Fanatiker bei strömendem Regen hinaus. Ich vermute deshalb, daß er es morgen wieder tun wird.«
    »Und ich?«
    »Du könntest wieder reiten gehen. Laß mich erklären.«

      Als er ausgeredet hatte, lächelte sie widerstrebend. »Du ha ttest schon immer eine blühende Phantasie, Tony.«

      »Leider nur in manchen Dingen.« Er stand auf. »Ich werde dich auf jeden Fall im Auge behalten. Bleib ruhig sitzen, ich finde den Weg allein.«

      Er zögerte und griff dann nach ihrer Hand. Sie drückte sie fest, und als sie aufblickte, war ihr Gesicht todtraurig.

      »Ich liebe ihn, Tony, ist das nicht absurd? Genauso wie all das, was ich in Romanen und Gedichtbänden lese. Liebe auf den ersten Blick. Ein totales Gefühl, ich muß ununterbrochen an ihn denken.«
    »Ich verstehe.«

      »Und nun das hier«, fuhr sie fort. »Durch das, was ich tun werde, zerstöre ich diese Liebe so gründlich, wie es nur geht,

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    und ich habe keine andere Wahl.« Tränen waren ihr in die Augen getreten. »Würdest du nicht auch sagen, daß das eine schreckliche Ironie ist?«

      Er hatte natürlich keine Antwort, nicht einmal ansatzweise, und spürte nur tief in seinem Inneren eine verzehrende Wut, auf sich selbst und auf Ferguson und die Welt, in der sie lebten. Er küßte sie zärtlich auf die Stirn, drehte sich um und ging schnell hinaus.

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      Es regnete wieder, als Gabrielle das Pferd am nächsten Morgen zum Rand des Parks führte; sie wartete, wie Villiers ihr gesagt hatte. Sie hö rte nur die Tropfen auf die Blätter und Zweige fallen, sonst war alles still, seltsam unwirklich. Sie hatte wieder das sonderbare Gefühl, sich wie in einem Traum selbst zu beobachten.

      Dann löste sich weit unten am See eine Gestalt in einem schwarzen Jogginganzug von den Bäumen und lief den Hang hinauf. Raul. Sie erkannte ihn sofort, wartete noch ein paar Augenblicke, wie man ihr gesagt hatte, und trieb das Pferd dann mit einem sanften Kniedruck voran.

      Rechts von ihr bewegte sich etwas, und zwei Männer traten zwischen den Bäumen hervor. Einer von ihnen war bärtig und trug einen Blouson. Der andere war jünger, hatte lange blonde Haare und trug Jeans und eine Jacke aus Denim-Patchwork. Der Bärtige rannte los und riß die Arme hoch, so daß das Pferd scheute. Währ end er nach dem Zügel griff, packte der andere Gabrielles rechten Arm. Sie schrie entsetzt auf, als er sie brutal aus dem Sattel riß.

      Der Bärtige drehte ihr die Arme auf den Rücken, und der Blonde trat nahe an sie heran und langte unter ihre Jacke nach ihren Brüsten. Während das Pferd forttrabte, sagte der Bärtige:

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    »Schaffen wir sie zu den Bäumen.« Sie schrie wieder laut, nicht vor Angst, sondern vor Wut auf den Mann, der sie angefaßt hatte, und trat wie wild um sich.

      Montera hatte den ersten Schrei gehört, war stehengeblieben und hatte rechtzeitig hinaufgeblickt, um zu sehen, wie sie vom Pferd gezerrt wurde. Er erkannte sie nicht, sah nur eine Frau, die in Not war, und rannte den Hang weiter hinauf, ohne mit seinen Laufschuhen ein Geräusch im nassen Gras zu machen.

      Sie lag auf der Erde, der

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