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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Kind liebgewann.«
    »Inzwischen ist er General«, warf Fox ein.
      »Wie sich herausstellte, zeigte sie eine große Begabung am Klavier. Mit zwanzig gewann sie in Moskau den Tschaikowsky-Wettbewerb.«

      »Moment mal«, unterbrach Ferguson, der ganz besondere Freude an klassischer Musik hatte. »Tanja Woroninowa, die Konzertpianistin. Tat sich vor zwei Jahren beim Klavierfestival in Leeds hervor.«
      »Stimmt. Ihre Mutter starb vor zwei Monaten. Tanja ist inzwischen dauernd auf Auslandstournee. Da ihr Pflegevater KGB-General ist, hält man sie für zuverlässig.«
    »Und Sie haben sie kürzlich gesehen?«
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    »Vor sechs Monaten.«
      »Und sie sprach von dem Vorfall in Drumore, den Sie erwähnten?«

      »Oh, gewiß. Sie ist hochintelligent und ausgeglichen, konnte diese Sache aber nie verwinden. Es hat den Anschein, als dächte sie unablässig darüber nach. Ich habe sie einmal nach dem Grund gefragt.«
    »Und was hat sie geantwortet?«

      »Daß es an Kelly liegt. Sie konnte ihn nie vergessen, weil er so lieb zu ihr war, was sie angesichts des Vorfalls nicht verstehen konnte. Sie träumt oft von ihm, sagt sie.«
      »Nun, da sie sich in Rußland aufhält, hilft uns das nicht viel.« Ferguson stand auf. »Würden Sie bitte einen Augenblick im Nebenzimmer warten, Mr. Lewin?«
      Fox öffnete die filzbezogene Tür und ließ den Russen hinaus. »Ein netter Mann. Ich mag ihn«, bemerkte Ferguson. Er trat ans Fenster und schaute hinunter auf den Platz. Nach einer Weile sagte er: »Harry, wir müssen ihn aufspüren. Ich bezweifle, daß wir jemals ein entscheidenderes Problem zu knacken hatten.«

    »Da stimme ich Ihnen zu.«
      »Merkwürdige Sache. Cuchulains Enttarnung müßte der IRA ebenso wichtig sein wie uns.«

    »Ja, Sir, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
    »Glauben Sie, daß man dort ähnlicher Meinung ist?«

      »Mag sein, Sir.« Fox bekam vor Erregung ein hohles Gefühl im Magen, als wüßte er, was nun auf ihn zukam.
      »Gut«, meinte Ferguson. »Sie haben weiß Gott schon genug für Irland gegeben. Sind Sie bereit, auch die andere Hand zu riskieren?«

    »Wenn Sie es wünschen, Sir.«
    »Vorzüglich. Mal sehen, ob sie zur Abwechslung einmal be

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    reit sind, mit Vernunft zu reagieren. Ich möchte, daß Sie nach Dublin fliegen und sich mit dem Armeerat der PIRA oder jedem anderen treffen, der geschickt wird, Sie zu treffen. Ich werde das mit entsprechenden Telefonaten vorbereiten. Steigen Sie wie gewöhnlich im Westbourne ab. Und zwar heute noch. Um Lewin kümmere ich mich selbst.«
      »In Ordnung, Sir«, sagte Fox gelassen. »Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, mache ich mich auf den Weg.« Damit ging er hinaus.
      Ferguson ging zurück ans Fenster und schaute hinaus in den Regen. Verrückte Idee natürlich, daß britische Armee und IRA zusammenarbeiteten, aber in diesem Fall war das logisch. Die Frage war nur: Würden die wilden Männer in Dublin diese seine Auffassung teilen?
      Hinter ihm ging die Tür zum Arbeitszimmer auf, Lewin erschien, räusperte sich verlegen. »Brigadier, brauchen Sie mich noch?«
      »Aber gewiß, mein Bester«, erwiderte Charles Ferguson. »Ich nehme Sie jetzt mit in mein Hauptquartier. Dort gibt es Bilder zu betrachten – eine ganze Menge, fürchte ich.« Er griff nach Hut und Mantel und machte die Tür auf, um Lewin hinauszugeleiten. »Und wer weiß? Vielleicht erkennen Sie unseren Mann.« Insgeheim glaubte er das keinen Moment lang, ließ es Lewin aber nicht merken, als sie gemeinsam im Aufzug nach unten fuhren.

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      In Dublin wurde der Regen wie ein weicher grauer Vorhang über den Fluß, den Liffey, getrieben, als das Taxi vom Flughafen in eine Seitenstraße nahe beim St. George’s Quay einbog und Fox vor seinem Hotel absetzte.
    Das Westbourne war ein kleines, altmodisches Hotel mit nur
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    einem Bar-Restaurant; ein georgianisches Gebäude, das unter Denkmalschutz stand. Innen war es dezent und stilgetreu renoviert worden. Die Gäste, sofern man sie überhaupt zu Gesicht bekam, entstammten der oberen Mittelklasse, waren eindeutig fortgeschrittenen Alters und stiegen hier seit Jahren ab, wenn sie einmal für ein paar Tage Urlaub vom Land machen wollten. Fox hatte schon mehrmals hier gewohnt, immer unter dem Namen Charles Hunt, Beruf: Weingroßhändler, eine Legende, die dank ausreichender Fachkenntnisse vorzüglich auf ihn paßte.

      Die Empfangsdame, eine unscheinbare junge Frau in einem schwarzen Kostüm,

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