Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Sie bei mir gar nichts aus«, gab Devlin zurück. »Was wollen Sie?«
      »Hat Harry Ihnen von Tanja Woroninowa erzählt?« fragte Ferguson.

      »Das kleine Mädchen aus Drumore, das von Maslowski adoptiert wurde. Was ist mir ihr?«

      »Sie gibt im Augenblick in Paris eine Reihe von Klavierkonzerten. Als Tochter eines KGB-Generals hat sie allerhand Spielraum; will sagen, man traut ihr. Ich dachte, Sie könnten sie vielleicht aufsuchen. Am Abend geht ein Direktflug von Dublin nach Paris. Dauert nur zweieinhalb Stunden. Air France.«
      »Und was soll ich mit ihr anfangen? Sie zum Überlaufen bewegen?«

      »Wer weiß? Wenn Sie die ganze Geschichte hört, bekommt sie vielleicht Lust. Nehmen Sie auf jeden Fall Kontakt mit ihr auf, Liam. Schaden kann das nichts.«
      »Meinetwegen«, entgegnete Devlin. »Ein Hauch von Pariser Luft tut mir bestimmt gut.«

    96
      »Dachte ich mir doch, daß Sie mit nur einiggehen«, sagte Ferguson. »Melden Sie sich im Dubliner Flughafen am Schalter der Air France. Wir haben Ihnen einen Sitz reserviert. Im Flughafen Charles de Gaulle werden Sie von einem meiner Leute in Paris abgeholt – Tony Hunter. Er wird sich um alles kümmern.«
    »Davon bin ich überzeugt«, versetzte Devlin und legte auf.
      Er packte rasch eine Reisetasche, bekam dabei unerklärlicherweise gute Laune und zog gerade seinen Trenchcoat an, als das Telefon erneut ging. Diesmal war es McGuiness. »Böse Geschichte, Liam. Was ist genau passiert?«
      Als Devlin seinen Bericht abgeschlossen hatte, rief McGuiness aus: »Der Kerl existiert also wirklich!«

      »Sieht so aus, aber was dir größere Sorgen machen sollte, ist die Frage, woher er wußte, daß Lewin eintraf. Lewin war der einzige Mensch, der ihn vielleicht hätte identifizieren können.«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Weil Ferguson glaubt, daß die undichte Stelle bei euch ist.«

    »Scheiß auf Ferguson!«
      »Würde ich dir nicht raten, Martin. Paß auf, ich muß fort und eine Maschine nach Paris erwischen.«
    »Nach Paris? Wozu denn das?«
      »Dort ist eine junge Frau, Tanja Woroninowa, die Cuchulain vielleicht auch identifizieren kann. Ich melde mich wieder.«
      Er legte auf. Als er seine Reisetasche nahm, klopfte es an die Terrassentür. Ein Flügel wurde geöffnet, und Harry Cussane trat ein.
      »Bedaure, Harry, aber wenn ich jetzt nicht loszische, verpasse ich meine Maschine.«
    »Wo willst du denn hin?« fragte Cussane erstaunt.

      »Nach Paris.« Devlin grinste und machte die Haustür auf. »Champagner, lose Weiber, Schlemmerei. Findest du nicht,

    97
    daß du beim falschen Verein bist, Harry?«
      Die Haustür wurde zugeschlagen. Cussane hörte, wie Devlins Wagen ansprang, hastete durch die Terrassentür und hinüber zu seinem kleinen Haus hinterm Hospiz. Dort eilte er nach oben in seinen geheimen Raum unterm Dach hinter dem Wassertank, wo er seine Lauschapparate stehen hatte. Rasch ließ er das Band zurücklaufen und hörte sich die diversen Gespräche an, die Devlin an diesem Tag geführt hatte, bis er am Ende auf das wichtigste stieß.
      Da war es aber schon zu spät. Er stieß eine leise Verwünschung aus, ging hinunter ans Telefon und wählte Paul Tschernys Nummer.

    6

      In der Sakristei der Dorfkirche kleidete sich Cussane für die Abendmesse an und betrachtete sich im Spiegel. Wie ein Schauspieler, der sich auf seinen Auftritt vorbereitet, dachte er. Gleich greifst du nach der Schminke. Wer bin ich eigentlich wirklich? Cuchulain, der Massenmörder, oder Harry Cussane, Priester? Michail Kelly schien keine Rolle mehr zu spielen, war nur noch ein Echo seiner Persönlichkeit, ein halbvergessener Traum.
      Seit über zwanzig Jahren hatte er mehrere Leben geführt, doch keiner dieser Charaktere hatte je seinem Körper innegewohnt. Es waren nur Rollen gewesen, gespielt nach dem Diktat eines Drehbuchs, das dann weggeworfen wurde.

      Er legte sich die Stola um den Hals, flüsterte seinem Alter ego im Spiegel zu: »Im Haus des Herrn bin ich sein Diener«, wandte sich dann ab und ging hinaus.

      Später, am Altar, als Kerzen flackerten und die Orgel spielte, schwang echte Leidenschaft in seiner Stimme, als er rief: »Allmächtiger Gott, vor dir und meinen Brüdern und Schwe

    98
    stern gestehe ich, aus eigener Schuld gesündigt zu haben.« Und als er sich bekreuzigte und die Jungfrau Maria um Fürbitte anflehte, traten ihm plötzlich heiße Tränen in die Augen.

      Auf dem Flughafen Charles

Weitere Kostenlose Bücher