Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
als käme er.« Er überflog die Seite. »Ankunft am Morgen des 28. Mai, Flughafen Gatwick. Messe in der Westminster-Kathedrale in London. Nachmittags bei der Queen im Buckingham-Palast.«
    »Und Canterbury?«

      »Ist für den folgenden Tag angesetzt, Samstag. Früh ein Treffen mit Ordensleuten in einem Londoner College. Vorwiegend Mönche und Nonnen aus geschlossenen Orden. Dann per Hubschrauber nach Canterbury mit Zwischenstopp in Stokely Hall. Dieser Besuch ist übrigens inoffiziell.«

    »Aus welchem Grund?«
      »Die Stokelys waren eine der bedeutenden katholischen Familien, die Heinrich VIII. überlebten und über die Jahrhunderte hinweg an ihrem Bekenntnis festhielten. Das Anwesen ist inzwischen vom National Trust übernommen worden und enthält ein Kleinod: die Privatkapelle der Familie. Seine Heiligkeit wünscht dort zu beten. Anschließend steht Canterbury auf dem Programm.«

    91
      »Alles im Moment aber nur auf dem Papier«, bemerkte Halloran an.
      Das Telefon ging. Cussane hob ab. »Pressebüro, Cussane.« Seine Miene wurde ernst. »Kann ich irgend etwas tun?« fragte er. Eine Pause. »Gut, dann sehen wir uns später.«

    »Probleme?« fragte Halloran.
      Cussane legte den Hörer auf. »Das war ein Freund aus Kilrea, Liam Devlin vom Trinity-College. Sieht so aus, als hätte es vorm Dorf eine Schießerei gegeben. Zwei Männer wurden ins Hospiz eingeliefert. Beide tot.«

    Holloran bekreuzigte sich. »Bestimmt ein politisches Motiv.«
      »Einer der beiden war als IRA-Mitglied bekannt.« »Werden Sie gebraucht? Gehen Sie, wenn es sein muß.« »Überflüssig.« Cussane lächelte traurig. »Diese beiden brauchen jetzt einen Gerichtsarzt, Monsignore, und keinen Priester.«

      »Natürlich. Dann will ich Sie nicht weiter aufhalten.« Halloran ging hinaus. Cussane steckte sich eine Zigarette an, stellte sich ans Fenster und schaute hinab auf die Straße. Schließlich drehte er sich um, setzte sich an seinen Schreibtisch und machte sich wieder an die Arbeit.

      Paul Tscherny hatte Räumlichkeiten im Trinity-College, was ihm, da das College vielen als Zentrum von Dublin galt, sehr zupaß kam. Aber er fand an dieser außergewöhnlichen Stadt überhaupt alles anziehend.
      Übergelaufen war er auf Maslowskis ausdrücklichen Befehl hin. Einem KGB-General widersprach man nicht. Laut Plan hatte er in Irland um Asyl zu ersuchen. Es stand fest, daß ihm eine der Universitäten eine Stelle anbieten würde; sein internationaler Ruf garantierte das. Damit war er in einer perfekten Position, um als Cuchulains Agentenführer zu agieren. Anfangs, als es in Dublin noch keine Sowjetbotschaft gab und immer über London gearbeitet werden mußte, war das schwierig, doch seit man dieses Problem gelöst hatte, gaben ihm seine

    92
    KGB-Kontakte in der Dubliner Botschaft einen direkten Draht nach Moskau.
      Ja, es waren schöne Jahre gewesen, und Dublin war das Paradies, von dem er immer schon geträumt hatte. Geistige Freiheit, anregende Gesellschaft und eine Stadt, die er liebengelernt hatte. Daran dachte er, als er am Nachmittag den College-Park durchquerte und auf den Fluß zuhielt.
      Michael Murphy fo lgte ihm in diskretem Abstand. Tscherny, der nicht merkte, daß er verfolgt wurde, ging flott am Liffey entlang, bis er Usher’s Quay erreichte. Dort stand eine recht häßliche viktorianische rote Backsteinkirche, die er betrat. Murphy blieb stehen und sah sich das Namensschild mit der abblätternden Goldfarbe an. »Unsere Liebe Frau, Königin des Universums«, stand darauf, darunter die Messezeiten. Beichten wurden wochentags um ein und fünf Uhr gehört. Murphy drückte die Tür auf und ging hinein.
      Es war der Typ Bau, den reiche Handelsleute während der Blütezeit des Hafens im neunzehnten Jahrhundert finanziert hatten: viktorianisches Buntglas und imitierte Wasserspeier in Mengen, dazu der übliche Geruch von Kerzen und Weihrauch. Vor zwei Beichtstühlen stand ein halbes Dutzend Menschen. Tscherny gesellte sich zu ihnen, nahm am Ende einer Bank Platz und wartete sehr geduldig.

      »Herrje!« murmelte Murphy überrascht. »Der Kerl muß eine Erleuchtung gehabt haben!« Er nahm hinter einer Säule Aufstellung und wartete.
      Tscherny kam erst nach fünfzehn oder zwanzig Minuten an die Reihe. Er schlüpfte in den eichenen Beichtstuhl, schloß die Tür, setzte sich und neigte das Haupt zum Gitter.
      »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt«, sagte er auf russisch.
      »Sehr

Weitere Kostenlose Bücher