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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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legte ihn ihr über die Schultern. Tanja spürte kurz den Druck ihrer Hände. »So, jetzt müssen wir gehen.«
      Tanja nahm die Tasche, öffnete die Tür und ging ins Nebenzimmer, wo Schepilow und Türkin warteten. Für den Empfang nach der Vorstellung hatten sich beide in Smokings geworfen.
      »Genossin, Sie sehen großartig aus«, sagte Türkin. »Sie werden Ihrem Land Ehre machen.«
      »Sparen Sie sich die Komplimente, Hauptmann«, gab sie frostig zurück. »Wenn Sie sich nützlich machen wollen, können Sie meine Tasche tragen.« Sie reichte ihm das Gepäckstück und rauschte hinaus.

      Der Konzertsaal des Konservatoriums war bis auf den letzten Platz besetzt, und als sie die Bühne betrat, erhob sich das Orchester zur Begrüßung. Beifall rauschte auf, und das Publikum folgte Präsident Mitterrands Beispiel und erhob sich ebenfalls.
      Sie nahm am Flügel Platz, aller Lärm verstummte. Es herrschte totale Stille, als der Dirigent mit erhobenem Taktstock wartete. Dann senkte er ihn, das Orchester begann zu spielen, und Tanja Woroninowas Hände glitten über die Tasten.
    Sie war von Freude, ja fast Ekstase erfüllt und spielte wie nie
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    zuvor in ihrem Leben, mit einer dynamischen Energie, als sei etwas seit Jahren in ihr Eingeschlossenes nun befreit worden. Das Orchester reagierte, als versuchte es, mit ihr Schritt zu halten, so daß sie am Ende, beim dramatischen Finale von Rachmaninows süperbem Konzert, zu einem Ganzen verschmolzen; ein Erlebnis, das nur wenige der an diesem Abend Anwesenden je vergessen sollten.
      Vom Publikum kam ein Aufschrei, wie sie ihn noch nie gehört hatte. Sie wandte sich ihren Zuhörern zu, hinter ihr war das Orchester auf den Beinen, applaudie rte, jemand warf eine Blume auf die Bühne.
      Sie trat seitlich hinter den Vorhang, wo Natascha tränenüberströmt wartete und die Arme um sie warf. »Liebling, du warst wunderbar. Besser, als ich dich je gehört habe.«
      Tanja umarmte sie fest. »Ich weiß. Das ist meine Nacht, Natascha, die eine Nacht, in der ich es mit der ganzen Welt aufnehmen kann, wenn’s sein muß, und am Ende gewinne.« Dann ging sie wieder hinaus auf die Bühne und stellte sich ihrem Publikum, dessen Beifall nicht enden wollte.
      Francois Mitterrand, Präsident der Republik, ergriff ihre beiden Hände und küßte sie herzlich. »Mademoiselle, meine Bewunderung. Eine außergewöhnliche Darbietung.«
      »Wie liebenswürdig von Ihnen, Monsieur le President«, erwiderte sie in seiner Sprache.
      Die Menge umdrängte sie, als Champagner ausgeschenkt wurde, und die Blitzlichter der Presse flammten auf, als der Präsident ihr zutrank und sie dann dem Kultusminister und anderen vorstellte. Sie erspähte Schepilow und Türkin, die an der Tür standen und mit Nikolai Below sprachen, der in seinem Smoking aus Samt mit Rüschenhemd sehr attraktiv aussah. Er hob sein Glas und kam auf sie zu. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach zehn. Wenn sie verschwinden wollte, mußte sie das bald tun.

    Below griff nach ihrer Rechten und küßte sie. »Phantastisch
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    gespielt. Sie sollten öfter wütend werden.«
      »Ansichtssache.« Sie nahm einem Kellner noch ein Glas Champagner vom Tablett. »Das gesamte diplomatische Korps ist hier. Sie müssen sehr zufrieden sein. Ein Triumph.«
      »Sicher, aber wir Russen hatten schon immer eine Seele für Musik, die gewissen anderen Völkern fehlt.«
    Sie sah sich um. »Wo ist Natascha?«
    »Dort drüben bei der Presse. Soll ich sie holen?«

      »Das ist nicht nötig. Ich muß mal kurz in meine Garderobe, komme aber gut allein zurecht.«

      »Aber sicher.« Er nickte Türkin zu, der herüberkam. »Begleiten Sie die Genossin Woroninowa zu ihrer Garderobe, Türkin. Warten Sie dort auf sie und eskortieren Sie sie zurück.« Er lächelte Tanja zu. »Wir wollen ja nicht, daß Ihnen in dem Gedränge etwas zustößt.«

      Die Menge machte ihr Platz, man lächelte ihr zu und hob die Gläser. Türkin folgte ihr durch den engen Korridor, bis sie an der Garderobe angelangt war.

      Sie öffnete die Tür. »Ich darf doch wohl allein auf die Toilette gehen?«

    Er lächelte spöttisch. »Wenn Sie darauf bestehen, Genossin.«
      Er nahm eine Zigarette heraus und steckte sie an, als Tanja die Tür zumachte. Sie schloß nicht ab, kickte einfach ihre Schuhe weg, zog die Jacke aus, öffnete den Reißverschluß des reizenden Kleides und ließ es zu Boden fallen. Im Nu hatte sie den Hosenanzug aus der Tasche

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