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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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nahmen ihren Kaffee und ihre Kekse mit vor die Tür und ließen den Blick über den Hof des Autohauses schweifen, während die ersten zarten Regentropfen das ganze teure Blech, das dort draußen parkte, mit dunklen Tupfen sprenkelten. Der Mann im grauen Anzug eskortierte seine Kundin mit der gelben Jacke zum Verkaufstresen, scharwenzelte noch ein wenig um sie herum und beglückwünschte sie zu ihrem exzellenten Geschmack, während sie eine schwindelerregend hohe Anzahlung auf ihren neuen BMW leistete, und eskortierte sie dann unter einem Firmenregenschirm wieder hinaus zu ihrem Wagen. Rennie fing ihn gleich ab, als er zurückkam. Ja, er hatte Mr. Ritchies Wagen ausgeliefert – er hatte ihn am Dienstag nach Geschäftsschluss hingefahren. Wie sich herausstellte, hatte eine Möwe einen gewaltigen Haufen auf die Motorhaube gepflanzt und war anschließend eine Weile darauf herumgetanzt. Der Lack hatte dabei ziemlich gelitten. Logan ließ den Constable die Aussage des Mannes zu Protokoll nehmen, um sich noch ein bisschen wegen DI Steel den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht machte sie es ja, um ihn zu bestrafen – sparte sich ihre Rache auf, ließ ihn noch ein wenig schmoren … Aber wenn er ehrlich war, sah das Steel ganz und gar nicht ähnlich – ein schneller Tritt mit dem Knie in die Eier, das war eher ihr Stil.
    Die Glastür ging auf, und als er aufblickte, sah er eine wohlbekannte Gestalt den Ausstellungsraum betreten, im trauten Zwiegespräch mit einer unattraktiven, altmodisch gekleideten Frau. Stadtrat Marshall machte ein langes Gesicht, als er Logan am Fenster stehen sah. Sofort kam die Verkäuferin wie ein Hai zwischen den Reihen von Luxuskarossen hervorgeschossen, lächelte strahlend und verkündete lautstark, welch eine Freude es sei, Stadtrat Marshall wiederzusehen, und wie blendend Mrs. Marshall doch wieder aussehe. Was eine glatte Lüge war: Sie war Mitte fünfzig und hatte eine Bombenfigur – im wahrsten Sinn des Wortes. Mit einer Stimme wie ein Zahnarztbohrer ließ sie die Verkäuferin mit dem Haifischlächeln wissen, dass sie auf der Suche nach einem Ersatz für ihre Großraumlimousine seien, mit der sie einen kleinen Unfall gehabt hätten, nicht wahr, Andrew? Der Himmel mochte wissen, welche Farbe ihre Haare gehabt hatten, als sie jünger gewesen war, aber jetzt waren sie feuerwehrrot und fast zu Tode dauergewellt. Logan verstand, wieso der Stadtrat so erpicht darauf gewesen war, sie gegen ein neueres Modell einzutauschen. So ungern er es zugab, Steel hatte vielleicht doch recht – vielleicht wurde man der Sache mit einem einfachen »schuldig« oder »nicht schuldig« wirklich nicht gerecht. Vielleicht war dies ein Fall, in dem jenes einzigartige Urteil zum Tragen kam, das im schottischen Recht vorgesehen war: » not proven – Schuld nicht erwiesen«.
    »Und?«, fragte Steel, als Logan und Rennie ins Präsidium zurückkamen. Sie saß hinter ihrem mit Papieren übersäten Schreibtisch, die Füße auf einen Stapel Vernehmungsprotokolle gelegt, den Blazer über den Stuhl gehängt, sodass jeder sehen konnte, dass sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihre Bluse zu bügeln.
    »Der Wagen wurde am Dienstag geliefert, nachdem das Autohaus um achtzehn Uhr geschlossen hatte, also dürfte er ihn gegen halb sieben, spätestens um Viertel vor sieben, gehabt haben.«
    »Hervorragend. Sie haben eine Aussage?«
    »Ja.«
    »Gut, Sie können sie abtippen, während Rennie den Kaffee holt.«
    Rennie zog einen Flunsch. »Schon wieder? Wieso muss ich eigentlich immer –«
    »Weil Sie am Ende der Befehlskette stehen, Constable.« Sie zwinkerte ihm zu. »Und weil Sie es immer schaffen, irgendwo Schokoladenkekse zu schnorren.« Rennie machte wieder Anstalten zu protestieren, doch Steel fuhr ihm über den Mund und forderte ihn auf, sich gefälligst ein bisschen zu beeilen. »Und spülen Sie diesmal die Tassen!«, rief sie ihm nach, als er schimpfend, murrend und grollend über den Korridor davonschlurfte. Kaum war er weg, riss sie das Fenster auf und bat Logan, die Tür zu schließen, damit sie sich eine anstecken konnte. Der Rauch wehte in den trüben Sonntagmorgen hinaus und verschwand vor dem dunkelgrauen Himmel. »So«, sagte die DI, während sie sich einen losen Tabakfaden von der Lippe zupfte, »haben Sie mir vielleicht irgendetwas zu sagen?«
    Jetzt war es also so weit. Er holte tief Luft und entschuldigte sich dafür, dass er sie bei DI Insch verpfiffen hatte. Steel hörte ihm schweigend zu und rauchte dabei still

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