Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Leiche des dritten Opfers gefunden.
»Nein. Einen Koffer: Ist rot und riecht wie ein toter Hund in der Sauna.« Eine Pause, dann ein gedämpfter Wortwechsel. »Sehen Sie zu, dass Sie hier antanzen – wir dürfen uns mit einer zerstückelten Leiche vergnügen.«
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Garlogie Woods – wieder einmal. Logan stellte den verdreckten CID-Einsatzwagen knapp hundert Meter hinter der überfüllten Parkbucht am Wegrand ab. Steel hatte die ganze Zeit vor sich hin gebrütet und geraucht, während Logan gefahren war. DC Rennie aber hatte sich auf dem Rücksitz zwischen den Fastfoodverpackungen und Pizzakartons ein kleines Nest freigeschaufelt – die verdammte Karre war immer noch zugemüllt von der Operation Aschenputtel – und dabei entdeckt, dass der Fußraum voll mit knallharten Pornos war, die einem die Tränen in die Augen trieben. Doch er hatte erstaunliche Charakterstärke bewiesen und sie ignoriert, um sich stattdessen Logans Bericht über den Mord an Jamie McKinnon zu widmen. Er konnte es kaum erwarten, ihn auszulesen, damit er losziehen und im Gefängnis Zeugen vernehmen könnte, sobald sie hier fertig wären.
Steel kletterte wortlos aus dem Wagen und begann durch das regennasse Gestrüpp zum Parkplatz zurückzustapfen, vorbei an der Reihe von Fahrzeugen, die den Wegrand zustellten. Alles, was zwei oder vier Beine hatte, war hier versammelt: der Transporter der Hundestaffel stand in der Mitte des von Reifen zerwühlten Morastfelds, flankiert von einem der Kleinbusse des Suchtrupps und, wenn Logan sich nicht täuschte, Doc Wilsons Karre. Da war er doch ausnahmsweise einmal froh, dass er unter Steel arbeitete und nicht unter Insch. Angesichts der letzten Begegnung des Inspectors mit dem Bereitschaftsarzt zog er es vor, nicht zugegen zu sein, wenn die zwei wieder aneinandergerieten.
Er wartete am Wegrand, während Rennie im Kofferraum herumwühlte und einen Haufen Latexhandschuhe und Beweismittelbeutel herausfischte, die er sich in sämtliche verfügbaren Taschen stopfte. Logan schloss den Wagen ab und fragte dann Rennie, was er eigentlich hier draußen mache. »Ich dachte, Steel hätte Sie auf den Mord an Jamie McKinnon angesetzt?«
DC Rennie setzte das gleiche nervöse Lächeln auf wie vorhin im Präsidium. »DI Steel sagt, ich muss an meiner Multitasking-Fähigkeit arbeiten. Sie meint, diesen Job würde sie nicht vielen zutrauen, nur Ihnen und mir, Sir.« Logan lachte bitter. »Zutrauen« war ein Wort, das er im Moment eher nicht auf sein Verhältnis zu DI Steel angewandt hätte.
Das Gatter, das den Waldweg abschloss, war aufgebrochen worden, und ein frisches Paar Reifenspuren zog sich durch den Morast den Hang hinauf. Ein uniformierter Constable überprüfte ihre Dienstausweise und winkte sie durch. Der Weg war holprig und glitschig; die kleinen lila und weißen Blütenstände des Heidekrauts am Wegrand wiegten sich im Wind, während Logan und Rennie am Rand des überschwemmten Wegs dahinstapften. Zu ihrer Rechten erstreckte sich ein dunkelgrünes Meer von Ginster, dessen braune, trockene Samenhülsen in der Brise rasselten wie ein Nest von Klapperschlangen. Auf der anderen Seite ragten hohe Kiefern auf, der Nadelteppich darunter gesättigt von Regen und beinahe schwarz, bedeckt mit roten Pilzen und leuchtend grünem Farn. »Gehen Sie eigentlich morgen auch hin?«, fragte Rennie, während sie durch das nasse Gras schlurften.
»Morgen?«
»Zu der Beerdigung. Sie wissen doch – Trevor Maitland?«
Oh, verdammt. Logan fuhr zusammen – das hatte er völlig verschwitzt. Wie sollte er sich hinstellen und Maitlands Witwe in die Augen sehen können? Was sollte er denn sagen? Tut mir leid, dass ich Mist gebaut habe und Ihr Mann dabei ums Leben gekommen ist? Toller Trost, wirklich. »Was ist denn bei der Überprüfung von dieser Pirie rausgekommen?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Hm? Ach so, ja …« Rennie schüttelte den Kopf. »Meine Fresse, das ist ja vielleicht eine Oberschlampe! Die Cruickshanks haben sich seit Weihnachten ungefähr zwanzigmal über sie beschwert; hauptsächlich, weil sie im Suff ausfallend geworden war. Wollten sogar einmal eine gerichtliche Verfügung erwirken wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, aber damit hatten sie bis jetzt kein Glück. Vor drei Monaten hat man ihr wegen Trunkenheit am Steuer den Führerschein abgenommen – Mr. Cruickshank hatte der dortigen Dienststelle einen Tipp gegeben. Letztes Jahr eine Anzeige wegen Körperverletzung, stand schon zweimal wegen
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