Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
während es sich langsam mit Polizeibeamten füllte. Logan bemühte sich, nicht ganz so elend auszusehen, wie er sich fühlte. Der Montagmorgen hatte sich auf den Pfoten eines gewaltigen Katers herangeschlichen, und sein Magen machte schon seit dem Aufstehen Turnübungen. Bis jetzt hatte er sein Frühstück bei sich behalten können, aber es war ja noch reichlich Zeit. Halb neun war auch wirklich viel zu früh für eine Beerdigung.
Jackie hob den Blick von der Gottesdienstordnung, als der letzte Akkord von Wir pflügen und wir streuen ächzend verhallte. »Ist ja gut besucht.« Die Kirche war brechend voll. Einer der Vorteile, wenn man zu einer so unchristlichen Tageszeit unter die Erde gebracht wurde, war, dass die Nachtschicht nach ihrem Dienstschluss geschlossen antreten konnte. PC Trevor Maitland hatte eine Menge Nachtschichten hinter sich gebracht, und die dunklen Holzbänke der Rubislaw Church waren voll von seinen Kollegen, Freunden und Verwandten, darunter der Mann, der schuld daran war, dass es ihn erwischt hatte. Das Getuschel verstummte jäh, als der Pfarrer auf die Kanzel stieg und ihnen allen für ihr Kommen dankte.
Die Trauerfeier war genauso deprimierend, wie Logan es erwartet hatte. Sein Magen grummelte unentwegt vor sich hin, während vorne die Trauerreden gehalten wurden, jede ein überschwängliches Loblied auf den edlen Charakter des Verstorbenen. Dann erhob sich der Polizeipräsident und sprach darüber, wie gefährlich das Leben eines Polizeibeamten sei und wie tapfer jeder Einzelne sei, der diese Herausforderung annähme. Und dass der Mut und die Opferbereitschaft ihrer Familien keinen Deut weniger bewundernswert seien. Maitlands Witwe weinte die ganze Zeit leise vor sich hin. Dann setzte die Musik ein – Whitney Houston schmetterte I Will Always Love You , während die Männer vom Bestattungsunternehmen die Kränze und Gestecke aufhoben und vorsichtig auf den Sarg häuften. Dann rollten sie ihn aus der Kirche und schoben ihn in den Leichenwagen.
Wirklich ein fantastischer Start in die Woche.
In DI Steels Einsatzzentrale herrschte aufgeregte Geschäftigkeit, als Logan ins Präsidium zurückkam, noch mit Dreck unter den Nägeln von der Hand voll Erde, die er auf den polierten Mahagonisarg geworfen hatte: Gestern hatten sie eine Leiche in einem Koffer gefunden UND auch gleich eine Tatverdächtige festgenommen. Heute waren die Suchtrupps erneut ausgeschwärmt, um die Waldgebiete von Tyrebagger, Garlogie und Hazlehead zu durchkämmen. Eine ziemlich große Fläche, die sie sich da vorgenommen hatten, aber sie machten gute Fortschritte; auf den Karten an den Wänden der Einsatzzentrale wurde ein Planquadrat nach dem anderen durchgeixt. Höchstens noch zwei Tage, dann wären sie fertig. Und würden sich den nächsten Waldgebieten auf DI Steels Liste zuwenden – so lange, bis Holly McEwan unten in Isobels Kühlkammer lag.
Irgendwer hatte auch die Titelseite der heutigen Press and Journal an die Wand gepinnt, mit der fetten Schlagzeile KOFFERTORSO-MORD – FRAU VERHAFTET ! und einem Foto der Polizeiabsperrung in Garlogie Woods nebst einem kleinen einmontierten Porträt von DI Steel – offenbar an einem der seltenen Tage entstanden, als ihre Frisur nicht so aussah, als wäre sie von Möwen gestylt worden. Laut dem Artikel, der zu der etwas kryptischen Überschrift gehörte, hatte Detective Inspector Roberta Steel einen der schwierigsten Mordfälle in der Geschichte der schottischen Justiz gelöst. Die Zeitung zitierte sogar Stadtrat Andrew Marshall mit den Worten, DI Steel sei eine Ehre für die Truppe, und Aberdeen könne sich glücklich schätzen, dass jemand wie sie für Sicherheit in der Stadt sorgte. Logan und Rennie wurden mit keinem Wort erwähnt.
Halblaut vor sich hin grummelnd schlurfte Logan zur Teamassistentin hinüber, von der er erfuhr, dass DI Steel noch immer oben in Vernehmungsraum 3 diese Pirie verhöre und nicht gestört werden wolle. Logan fluchte. Diese verdammte DI »Dumme Idiotin ist gar kein Ausdruck«-Steel! Er überlegte hin und her, wie er sich beschäftigen könnte, aber die ganze Arbeit schien schon verteilt zu sein. Die Suchtrupps durchkämmten die Wälder nach der Leiche der vermissten Prostituierten, Steel verhörte die Torso-Mörderin … Blieben noch Inschs Brandstifter, dann die Typen, die Karl Pearson zu Tode gefoltert hatten, und schließlich Jamie McKinnons Mörder. Und Logan war sich ziemlich sicher, dass er wusste, wer hinter Jamies »Rockstar«-Ende
Weitere Kostenlose Bücher