Die Stunde des Raben
als käme es aus einer Welt, in der das tiefe Wissen um Liebe und Mut noch nicht verloren war. Rufus musste lächeln. Liebe und Mut waren starke Kräfte, und sie verliehen diesem Gesicht eine Kraft, die stärker war als alles, was Rufus sonst kannte.
Entschlossen sah er McPherson ins Gesicht. »Nein!«, sagte er. »Ich nehme kein Geld! Aber Sie, Meister McPherson, sollen es tun! Ich verlange jetzt keine Summe. Aber nehmen Sie den Kopf an sich, und sorgen Sie dafür, dass er in die Welt kommt. Geben Sie jemandem, der reich ist, einen versteckten Hinweis, dass er dort oder dort den Kopf der Nike finden könnte. Aber lassen Sie ihn diesen erst finden, wenn er bereit ist, sein Geld für die Suche einzusetzen, sehr viel Geld. So viel, wie es nur geht. Suchen Sie jemanden als Entdecker des Kopfes, den die Welt ernst nehmen muss, weil er ein Vermögen dafür ausgibt.«
James McPherson sah Rufus erstaunt an.
»Du willst, dass das Kunstwerk berühmt wird?«
»Ja«, bestätigte Rufus. »Es soll mehr wert sein als alles Geld, das einer aufbieten kann, um es zu bekommen. Es soll das Geld in den Schatten stellen und ihm dort seinen wahren Platz zuweisen.«
Der Händler legte die Fingerspitzen aneinander. »Ein kluger Gedanke, Rufus. Einige Druiden denken, das Ende all unserer Erkundungen wird die Ankunft an der Stelle sein, wo wir begannen. Und es heißt in den alten Legenden, wir werden diese Stelle dann zum ersten Mal erkennen. Deine Idee kommt mir vor wie ein Schritt auf diesem Weg.«
Rufus merkte sich die Worte. Dann sagte er noch einmal: »Verlangen Sie so viel Geld für den Kopf, wie Sie nur können, Meister McPherson. Ich verlasse mich ganz auf Sie.«
James McPherson streckte Rufus seine Hand hin.
»Top!«, sagte er.
Und Rufus schlug ein.
Von der anderen Seite der Gewölbehalle drang lautes Lachen herüber: »Gut, so sei es, No wie so, Händler, gelehrt von deiner Großmutter. Die alte Dame hat dir den Umgang mit Euro, Cent und Kräuterbündeln wahrhaftig nicht schlechter beigebracht, als mein Vater es bei mir mit Dinar und Denar auf dem Basar getan hat. Du könntest ein guter Händler werden.«
»Ich bin Erfinder«, kam es zurück. »Und im Moment warte ich nur auf das Ergebnis meiner ersten Flut.«
Hadschi Ben Sadek Abul Abbas Ibn Hadschi Titus della Bastion en Maroque und No kehrten in trauter Eintracht zu Rufus und James McPherson zurück.
»Du wartest?«, fragte der Hadschi No erstaunt. »Einer, der so geschickt verhandelt wie du, der sollte auch einer Flut folgen können, bis sich das Artefakt mit Pauken und Trompetenhall freudig schmetternd materialisiert!«
No zuckte etwas unsicher die Schultern. »Denken Sie das wirklich?«
»Ob ich das denke? Ich bin sicher. Ein so zäher Bursche. Mit dir verhandele ich gerne wieder. Du weißt ja, dass wir Fluthändler höchstens einmal im Jahr in die Akademie kommen, aber solltest du je den Wunsch verspüren, mich zu sehen oder selbst Händler zu werden, dann besuch mich einfach auf den Marktplätzen der Welt. Ich nehme dich jederzeit in die Lehre, wenn es dich nach draußen zieht.«
Rufus sah, dass No strahlte. »Danke, Hadschi Ben Sadek Abul Abbas Ibn Hadschi Titus della Bastion en Maroque«, sagte er, ohne auch nur einmal zu stocken.
»Zu meiner Ehre, No wie so.« Der Händler reichte No die Hand, und No ergriff und schüttelte sie. Dann zog der Händler ein blaues Tuch aus seinem Kaftan und schlug Nos Artefakt sorgfältig darin ein.
»Da dies dein erster Handel war, frage ich dich: Darf ich Direktor Saurini davon berichten? Er sollte wissen, was für ein Talent in dir schlummert. Denn allzu viele wie dich gibt es nicht, No wie so, das muss man sagen. Viele Lehrlinge kümmern sich nicht um die in ihren Augen minderwertige Aufgabe des Lebenserhaltes.«
»Das müssen sie auch nicht, Hadschi Ben Sadek«, warf James McPherson ein, der aufstand und Rufus die Hand auf die Schulter legte, »wenn sie mit dem Erhalt der Kultur beschäftigt sind. Wir sollten nie die alte Regel vergessen, die an der Akademie gelehrt wird, wie wir die drei Werte der Französischen Revolution auf das alltägliche Leben angelegt haben: Freiheit für Kunst und Wissenschaften, die Akademiker sollen sie für ihre Arbeit haben. Denn nur, wer in materieller und geistiger Freiheit forschen kann, wird so forschen, dass er der Welt mit seiner Arbeit Erkenntnis und Schönheit schenken wird. Und Brüderlichkeit im wirtschaftlichen Handeln. Denn nur, wer von dem Geld, das er erwirtschaftet hat, die
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