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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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Lauf der Stunden bestimmt zehn Pillen eingeworfen. Ich erinnere mich doch nicht mehr an jede einzelne.«
    Delgado stand auf. »Das ist kein Partygift, das hier ist nicht zufällig passiert. Du hast ein Höllengift bekommen, ein militärisches Kampfgift. An solches Zeug kommt kein Drogendealer ran. Du weißt, ich habe mich mit so etwas viel beschäftigt. Mit dem Zeug werden Leute gefoltert, bis sie es nicht mehr aushalten und alles verraten. Dafür reichen schon Spuren von diesem Gift aus, und du hast eine Überdosis bekommen. Das ist ein Mordanschlag.«
    »Was ist da drin in dem Gift?«, fragte Tretjak.
    »Ich verstehe nicht: Was meinst du?«
    »Ist das ’ne Art Säure?«
    »Ja. Das trifft es ziemlich genau.«
    »Ich habe heute Morgen eine SMS bekommen, ich habe sie null verstanden.« Er zog das Handy aus seiner Jeans und gab es dem Arzt. »Da, schau mal.«
    Die SMS lautete: Lieber Herr Katt. Das ist die Formel Ihrer Säure. Klingt ganz harmlos, oder? Es folgte eine Kette chemischer Zeichen und Zahlen. Und am Ende stand: Schönen Tag.
    Delgado schüttelte nur den Kopf: »Wer macht so was?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Was soll das mit dem Herrn Katt ?«
    »Erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal. In Wirklichkeit bin ich … O Mann«, er wischte mit den Händen über sein Gesicht. »Wie geht es jetzt weiter, Bruno?«
    Delgado setzte sich wieder hin. Er legte einen Revolver auf den Tisch. »Wenn ich dir einen Rat geben darf, als Freund: Erschieß dich. Und zwar bald. Du hast noch zwei, drei Stunden, dann gehen die Schmerzen richtig los. Wir können kaum was dagegen tun. Morphium zum Beispiel würde die Wirkung der Säure noch verstärken. Nach deinen Blutwerten zu schließen, haben deine Leber und Niere bereits aufgehört zu arbeiten. Du hast nach der Lage gefragt. So ist die Lage.«
    Der Mann stand auf, ging zur Tür, den Revolver hatte er eingesteckt.
    »Hast du jemanden, den du anrufen kannst?«, fragte Delgado.
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Du kannst auch hierbleiben«, sagte Delgado, »das weißt du.«

    Als er auf der Plaza Serrano stand, schossen die Gedanken durch seinen Kopf. Herr Katt. Herr von Kattenberg, sein alter Name. Peter von Kattenberg. Wie lange er diesen Namen nicht mehr an sich herangelassen hatte. Es hatte ihm immer gute Laune gemacht, dass er in Wahrheit sechs Jahre jünger war als in seiner neuen Existenz in Argentinien. Er hatte einen Joker, hatte er immer gedacht. Sechs Jahre Joker. Und jetzt?
    Hast du jemanden, den du anrufen kannst? Familie? Fehlanzeige. Lebten seine Eltern noch? Er wusste es nicht. Auch egal. Das war eine Bedingung gewesen: keine Nachrichten aus dem alten Leben. Der Regler hatte die Bedingungen formuliert. Er nannte ihn so, den Regler, schon wegen der Namen, damit man nicht durcheinanderkam. Seine Ansage war gewesen: Dein altes Leben gibt es nicht mehr. Wenn du im neuen Leben ein Problem hast, melde dich, das lösen wir. Er nahm sein Handy in die Hand, rief die Nummer von Mario auf. Mario war der kleine Regler in Buenos Aires. Er hatte ihn oft angerufen.
    »Hier ist Gabriel.«
    »Mann, wo bist du? Wir suchen dich wie verrückt.«
    Er schilderte ihm in wenigen Sätzen die Lage. Schweigen am Ende der Verbindung. »Wir müssen uns treffen«, sagte er schließlich zu Mario, »sofort.«
    Er ging in das Café zurück, nahm aber dieses Mal gleich an der Tür Platz. Er bestellte eine Flasche Wasser und einen Kaffee.
    Die Kellnerin fragte, ob alles in Ordnung sei.
    »Ja, ja«, sagte er, »alles in Ordnung.«
    Seine Hände begannen wieder heiß zu werden.

    Gibt es jemanden, den du anrufen kannst? Marcella fiel ihm ein. Marcella. Vielleicht die einzige Frau, die ihm jemals wirklich etwas bedeutet hatte, vielleicht der einzige Mensch überhaupt. Ein Theater hatten sie zusammen gründen wollen, große Pläne hatten sie gehabt. Letztlich hatte ihre Liebe nur ein paar Monate gedauert. Eines Morgens, kurz nach dem Aufwachen, hatte sie Schluss mit ihm gemacht. Einfach so. ›Wir passen einfach nicht zusammen‹, hatte sie gesagt. ›Gabriel, lebe du dein Leben, und ich lebe meins, tschüs.‹ Sie hatte wahrscheinlich nie verstanden, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Das kleine Theater hatte sie dann allein eröffnet. Er war nie dort gewesen, hatte sich nie wieder bei ihr gemeldet. Man konnte nicht gerade sagen, dass er ein großer Kämpfer war.
    Er hatte noch rund eineinhalb Millionen amerikanische Dollar auf der Bank. Vier Millionen waren es mal gewesen. Marcella sollte das Geld

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