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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Das wäre einfach cool. Falls ich ihn zu einem Auftritt bewegen konnte.
    In der Zwischenzeit blieben mir ein paar Stunden für einen Besuch im Hanging Gardens, um diese Tiershow auszukundschaften.
    Wie sich herausstellte, hatte das geheimnisvolle Hanging Gardens auch Bens Neugierde geweckt. »Es gibt keine Tiervorführung voller Lykanthropen. Dom nimmt uns auf den Arm«, sagte er. »Genau wie mit dem Witz über Lee Harvey Oswald.« Ich tendierte dazu, ihm zuzustimmen.
    Ben wollte im Olympus frühstücken, doch ich überredete ihn, woandershin zu gehen - weg von der Waffenausstellung, die mittlerweile auf Hochtouren lief, da das Wochenende begonnen hatte. Weitere Zusammenstöße mit Boris und Sylvia hatte ich bisher vermieden, und so sollte es auch bleiben. Ich blickte mir immer noch viel zu oft über die Schulter. Nach einem guten Essen in einem reizenden Café - im Nachbarhotel des Olympus - brachen wir also zu Fuß zum Hanging Gardens auf.
    Wie der Name schon andeutete, sah das Hanging Gardens Hotel wie eine uralte babylonische Zikkurat aus. Stufen aus grauem Stein, oder Beton, der wie Stein aussah, stiegen zu einer unglaublichen Höhe empor. Ich musste mir fast den Hals verrenken, um die Spitze sehen zu können. Angeblich war nachts oben auf dem pyramidenhaften Bauwerk ein brennendes Leuchtfeuer meilenweit zu sehen. Jede Etage des Gebäudes war von den Fenstern der Gästezimmer gesäumt und von Blattpflanzen überzogen: Palmen, blühende Sträucher, Ranken und Farngewächse krochen wild durcheinander, als überwucherten sie eine Dschungelruine. Phänomenal! Laut Broschüre gehörten etliche Swimmingpools und Lagunen zu dem Komplex, die das Thema »exotisches Mesopotamien« fortsetzten. Überall wuchsen Palmen.
    Eine niedrige, blau gestrichene Mauer umgab das Grundstück. Darauf waren marschierende Löwen im Relief abgebildet - eine Replik des Ischtar-Tores aus der uralten Stadt Babylon. Zwei babylonische Steinlöwen, stilisiert und mit strengen Gesichtszügen, standen am Hoteleingang Wache. Wenn man bei den Gästen das Gefühl erwecken wollte, dass sie eine andere Welt betraten, dann leisteten sie hier ganze Arbeit.
    Es war schwer, dem Drang zu widerstehen, stehen zu bleiben und zu gaffen. Ich wollte nicht allzu sehr wie eine Touristin wirken, aber es war alles so ... groß. Die Lobby ging in ein riesiges Atrium über, das voller Vegetation war. Die Wände strotzten vor Glas und Grün. Die Balkone weiterer Zimmer gingen auf den Innenraum hinaus. Jenseits des Atriums führte ein Durchgang wie ein Tor zu einem uralten Tempel in ein Chaos aus Lichtern und Lärm - das Casino. Alle Leute um uns herum schienen auf dem Weg dorthin zu sein.
    Als ich dort stand, kam ich mir eigenartig vor, noch mehr als seit meiner Ankunft in Vegas. Überall hier war die Luft abgestanden - zu viele Leute, zu viel Zivilisation. Dank all der künstlichen Zauberei - durch Röhren geleitete Luft, durch Röhren geleitetes Wasser, durch Röhren geleitetes Was-auch-immer - war der Ort so weit von einer Wildnis entfernt, wie es nur irgend möglich war. Doch hier gab es noch etwas anderes.
    Seite an Seite, die Rücken verkrampft, mit den Nasen die Luft schnuppernd, standen Ben und ich an der Stelle, an der das Atrium sich zu verschiedenen Teilen des Urlaubskomplexes verzweigte.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Ben mit leiser Stimme. Als wenn uns jemand inmitten all des Radaus belauschen könnte.
    »Ich weiß nicht. Bei dir?«
    »Findest du, dass es komisch riecht? Nicht schlecht, bloß komisch.« Er rümpfte die Nase.
    Ich hakte mich bei ihm unter, und wir hielten auf den Korridor zu, in den ein Zeichen mit der Aufschrift »Theater« wies.
    In dem Gang brachte uns ein riesiges Poster an der Wand zum Stehen. Die Abbildung zeigte eine Bühne mit gewaltigen nachgemachten Säulen, die eine uralte Zivilisation heraufbeschwören sollten. Sie waren mit Hieroglyphen geschmückt. Ein gemalter Hintergrund wies Zikkurate und Sphinxen auf, und im Vordergrund loderten Fackeln. Auf mehreren Erhebungen und Podesten hockten gebieterisch etliche Raubkatzen und starrten in die Kamera: ein paar Tiger, einer weiß, der Rest orange, ein männlicher Löwe mit dunkler, zottiger Mähne, zwei Schneeleoparden und zwei schwarze Panther. Das musste die Tiershow sein.
    Inmitten der großen Katzen stand ein überaus attraktiver Mann mit dunklen gewellten Haaren und markanten Gesichtszügen. Er trug kein Hemd und hatte eine schwarze Lederhose an, die sehr eng war und

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