Die Stunde des Spielers
gut«, sagte ich.
»Die Frage ist, bist du eine interessierte Käuferin?«
Oh, bitte nicht. Schaltete er es nie ab? Denn er sollte nicht wissen, dass er mich ansprach - nicht dass ich es auch nur im Geringsten hätte verbergen können. Ich erwiderte seinen Blick, fest entschlossen, nicht die geringste hündische Unterwürfigkeit zu zeigen. Wir waren ebenbürtig.
»Kann ich dir eine Frage stellen?«, erkundigte ich mich. Zeit für eine Prise meines aggressiven Journalismus.
»Ich wäre enttäuscht, wenn du es nicht tätest.«
»Ich gehe einmal davon aus, dass du der Alpha dieses kleinen Rudels bist?«
Er breitete zustimmend die Arme aus. »Insofern wir auf diese Weise funktionieren, ja.«
Meine Verwunderung über das ganze Szenario ließ sich nicht verhehlen. »Wie schaffst du das? Sie zusammenzuhalten, dass sie auf dich hören, dass du sie unter Kontrolle hast?«
»Du nimmst an, dass ich sie kontrolliere. Sie sind Profis. Sie sind Darsteller, die ihre Aufgabe kennen.«
»Dann wollen sie hier sein. Sie sind freiwillig hier.«
»Natürlich. Warum denn nicht?«
»Ich traue der ganzen Rudelmentalität nicht. Ich habe schon ein paar ziemlich unter Zwang stehende Rudel gesehen.« Ja, früher hatte ich selbst einmal einem angehört, und es war nicht gerade schön gewesen. »Ich bin Lykan- throp und weiß, wie es ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand jeden Tag einfach so verwandeln möchte.« Einmal im Monat war meiner Meinung nach schon schlimm genug.
Er sah verächtlich aus. »Du hältst es für gefährlich. Du hast Geschichten gehört, dass ein Lykanthrop, der sich zu oft verwandelt, vergisst, wie man ein Mensch ist. Das glaubst du? Hast du es je gesehen?«
»Nicht persönlich.«
Er zog eine Braue empor, als wäre damit seine Aussage bestätigt. »Keiner verwandelt sich zwei Tage hintereinander. Meine Darsteller arbeiten in Schichten, übernehmen im Wechsel die menschlichen Rollen. Und an zwei Tagen pro Woche findet die Show nicht statt. Wir wissen, was wir tun. Schließlich machen wir es schon eine ganze Weile..
Mit anderen Worten, vertrau ihm, er ist ein Profi. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass dies alles ... seltsam war. Ausbeuterisch vielleicht. Wie eine Freakshow. Was die Frage aufwarf: »Wie bist du auf den Gedanken gekommen, deine Wertiger-Kumpel zusammenzutrommeln und eine Show in Vegas auf die Bühne zu bringen?«
Sein Lächeln nahm eine verschmitzte Note an, jetzt war er wieder ganz das Liebesroman-Model. »Wir haben uns inspirieren lassen. Du glaubst doch wohl nicht, dass wir die Ersten sind, die das hier tun, oder? So etwas gibt es nun schon seit Jahrtausenden.«
»Ein paar dieser Tanzbären auf dem Volksfest sind vielleicht gar keine Bären gewesen, willst du das damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass ein paar dieser Bären ganz bestimmt keine Bären gewesen sind. Ach, hier ist jemand, der deine Bekanntschaft machen möchte.« Er drehte sich um.
Ein Tiger kam hinter dem Vorhang hervor und stolzierte auf mich zu. Den Blick unverwandt auf mich gerichtet, bewegte er sich zielsicher, schritt völlig lautlos.
Ich hatte schon Tiger im Zoo gesehen. Vielleicht nicht ganz aus der Nähe, aber nah genug, und es waren große Tiere. Mein Kopf sagte mir, dass das hier nicht so groß wie ein echter Tiger war. Er schien etwa neunzig Kilo schwer zu sein. Doch selbst ein kleiner Tiger war mit immer noch groß genug. Er ging mit trotzdem bis an die Taille, und seine Pfoten sahen aus, als könnten sie mich im Nu mühelos zu Boden werfen.
Ich wich nicht zurück. Ließ die Schultern nicht hängen und zeigte ihm nicht, dass ich Angst vor ihm hatte. Er legte keinerlei Aggression an den Tag. Keine gefletschten Zähne oder aufgestellten Rückenhaare, nichts, das angedeutet hätte, dass er auf einen Kampf aus war oder dachte, ich sei es. Er musste wittern, was ich war. Er musste die Lykanthropie an mir riechen. Verdammt noch mal, er musste die Nervosität riechen.
Er kam immer weiter auf mich zu, bis ich seine Körperwärme spüren konnte, dann im letzten Moment drehte er ab und stieß mit der Schulter gegen meinen Oberschenkel. Sein ganzer Körper rieb an mir entlang, sein Schwanz war zusammengerollt. Da wurde mir klar: Er roch nach Nick. Dies war Nick, der mir die Eintrittskarten gegeben hatte. Wir waren uns bereits begegnet.
Er drehte sich um und rieb seine andere Seite an mir den Kopf schräg gelegt, um mich mit glänzenden goldenen Augen anzusehen. Er wirkte wie ein riesiges
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