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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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neue Wertschätzung für Leute beschert, die jeden Tag auftraten, manchmal sogar zweimal täglich. Die schiere Energie, die nötig war, um auf der Bühne zu stehen und die Aufmerksamkeit eines Publikums zu fesseln, war unglaublich.
    Nach allem, was bereits geschehen war, war nicht abzusehen, was er für das große Finale aus dem Hut zaubern würde. Explodierende Düsenflugzeuge? King Kong?
    Wie sich herausstellte, erzählte die letzte Nummer eine kleine Geschichte. Der gemalte Hintergrund verschwand schwand nach oben, so dass ein Bühnenbild zum Vorschein kam, das selbst gemessen an der restlichen Show kunstvoll ausgearbeitet war. Eine babylonische Zikkurat - oder eine wirklich tolle Attrappe - wurde von hinten hereingerollt. Ein weiteres Dutzend Fackeln loderte rundherum auf. Am Fuß des Stufentempels standen zwei Steinsäulen etwa zwei Meter voneinander entfernt. Dazwischen hingen Ketten und Handfesseln.
    Ich wusste nicht recht, woher sie gekommen waren - vielleicht hinter der Zikkurat hervor oder einem anderen Teil der Kulisse -, aber ein Trupp menschlicher Krieger in Leder und Kopfschmuck mit Federn und Knochen sprang hervor und griff Balthasar an. Er wirkte überrascht beim Anblick des Bauwerks, das nun die Bühne dominierte, doch jetzt sah er entschlossen aus, als hätte er die ganze Zeit damit rechnen müssen, als habe er sich seinen Weg durch einen Dschungel erkämpft, und dies sei das zwangsläufige Ziel seiner Reise. Er schleuderte einen Krieger zu Boden, der davonrollte, aber die anderen kamen auf ihn zugesprungen, überwältigten ihn und zerrten ihn zu den Ketten.
    Bei den Kriegern handelte es sich ebenfalls um Lykanthropen, andere Mitglieder von Balthasars Truppe, wie ich annahm. Mit pochendem Herzen verfolgte ich das Ganze, trotz meiner festen Absicht, zynisch zu sein.
    Sobld die Krieger ihn an die Säulen gekettet hatten, verschwanden sie. Dann kamen die Beachboys mit den Peitschen.
    Das Ganze wurde ein wenig merkwürdig.
    Die Jungs - eigentlich junge Männer, schlank und mit glattrasierter Haut, wohingegen die Krieger muskelbepackt und bärtig gewesen waren - trugen nichts außer Lendenschurzen. Sie näherten sich Balthasar. Einer riss ihm das Hemd vom Leib, und der andere spielte mit ihm, ließ einen Finger seine Schulter entlanggleiten. Balthasar warf sich an den Enden der Ketten hin und her, als würde er sich lieber die Arme ausreißen, als diese Folter über sich ergehen zu lassen. Da sein Oberkörper jetzt nackt war, war das Spiel seiner Muskeln deutlich sichtbar. Er fauchte wild, und die Jungen lachten.
    Eine Frau trat auf. Vielleicht war sie einer Versenkung an Boden entstiegen. Aufgrund des ganzen Nebels und der Stroboskoplichter war das - zweifellos beabsichtigt - schwer zu sagen. Es war auch schwer zu erkennen, wie viel oder wie wenig sie genau anhatte. Sie hatte Gold um den Hals, die üppigen dunklen Haar steckten voller Juwelen und glitzernde Perlenschnüre hingen ihr strategisch platziert um Brust und Hüften. Es musste sich um so etwas wie eine Sinnestäuschung handeln, aber sie sah aus, als würde alles abfallen, wenn sie sich nur zu schnell umdrehte. Sie ging barfuß, doch ihre Füße waren mit Goldkettchen geschmückt. Wie alles andere hatte ihr Kostüm einen exotisch-geheimnisvollen Nimbus.
    Sie tänzelte auf Balthasar zu und fuhr ihm mit ihren rotlackierten Nägeln die Brust entlang. Er wand sich unter der Berührung, fletschte die Zähne entweder vor Schmerz oder Lust. Sie brachte ihr Gesicht nahe an das seine und tat, als wolle sie ihn küssen. Er beugte sich so weit wie möglich vor, reckte den Hals, sehnte sich nach dem Kuss, doch sie wich ihm aus, streichelte ihm über die Arme, neckte ihn erneut - und diesmal lächelte er.
    Das alles hätte mich eigentlich kaltlassen sollen, doch es war unbestreitbar, dass Balthasars perfekter Körper der sich bei der Berührung dieser Frau anspannte und in Schweiß ausbrach, verführerisch war. Und die Vorstellung, was ich mit ihm anstellen würde, wenn ich ihn zu meinem Vergnügen angekettet vor mir hätte ...
    Okay. Genug davon. Das hier war ein voyeuristisches Spektakel, das das Publikum sowohl angenehm erregen als auch in Verlegenheit stürzen sollte. Nichts weiter.
    Hinter Balthasar ließ einer der Jünglinge seine Peitsche knallen, und der König der Bestien zuckte zusammen, krümmte den Rücken, die Zähne entblößt. Die Frau, die ihn immer noch an den Armen hielt, warf den Kopf in den Nacken und schien zu lachen, doch wegen der laut

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