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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Kätzchen, das spielen wollte.
    Zögerlich berührte ich ihn oben am Kopf, hinter einem Ohr. Er stieß aufmunternd gegen meine Hand, also streichelte ich ihn. Sein Fell war dick und seidig. Ich fuhr mit den Fingern hindurch. Er schloss die Augen und schien glückselig zu sein. Ich lächelte. Er war bloß eine große freundliche Katze. Bis ich mir vorstellte, wie es wäre, den menschlichen Nick auf diese Weise zu streicheln. Ich ballte die Hände zu Fäusten und zog sie zurück. Der Tiger sah tatsächlich enttäuscht aus, als er zu mir aufblinzelte.
    »Nick bist du bereits begegnet, glaube ich«, sagte Balthasar.
    »Ja«, sagte ich.
    Zwei weitere Tiere kamen heran, duckten sich hinter Balthasar und stürzten dann vorwärts. Zwei der Leoparden, bloß ein bisschen kleiner als Nick. Wie der Tiger bewegten auch sie die Schwänze ruckartig hin und her, ihre Ohren waren gespitzt, und sie rannten praktisch in mich hinein und ließen ihren Pelz an meinen Beinen entlanggleiten.
    »Und das sind?«
    »Sanjay und Avi«, sagte er.
    Mittlerweile drückten mich drei große Raubkatzen gegen die Wand und bemühten sich um meine Aufmerksamkeit, während sie die Köpfe an mich pressten und mit den Schwänzen peitschten.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir das hier geheuer ist«, sagte ich. Es fiel mir schwer zu unterscheiden, welche Schwänze und Pfoten zu welcher Katze gehörten, während sie sich umeinander schlängelten in ihrem Bemühen, an mich heranzukommen, orangefarbenes und gelbes Fell, Streifen und Flecken, alles vermischt. Wenigstens kämpften sie nicht.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass sie dich mögen werden.«
    So musste es sich anfühlen, von Kleinkindern umgeben zu sein. Ich versuchte, mich von der Bande freizumachen. Die Wölfin war böse.
    »Du solltest wiederkommen und sie kennenlernen, wenn sie sich ausgeruht haben.«
    »Das mache ich vielleicht.«
    »Wir haben unsere eigene Suite hier im Hotel. Im achten Stock. Folge deiner Nase.« Er berührte Nick an der Schulter. »Kommt schon, Leute. Sie besucht uns später. Schönen Nachmittag noch, Kitty.«
    »Danke. Euch auch.«
    Alle drei Katzen warfen mir einen letzten Blick zu, bevor sie sich umdrehten und Balthasar weiter in den Backstagebereich folgten.
    Das war unglaublich surreal.
    Als ich aus dem Theater spazierte, war das Foyer bereits leer, die Kasse geschlossen für eine Pause vor der Abendvorstellung. Es herrschte eine überraschend friedliche Atmosphäre, beinahe, als schlafe der Ort. Den Blick nach innen gerichtet, ging ich ins Foyer, und genoss die Ruhe. Ich rechnete nicht damit, eine Gestalt zu sehen, die wartend an der Wand in der Nähe der Theaterkasse lehnte. Vielleicht hätte ich es tun sollen.
    Odysseus Grant sah aus, als sei er auf dem Weg zu einer formellen Abendgesellschaft, selbst wenn er sich nicht auf der Bühne befand, selbst mitten am Tag. Diesmal trug er keinen Smoking, doch seine dunkle Hose waren maßgeschneidert, mit perfekter Bügelfalte, und sein weißes Hemd war steif, auch wenn der Kragen offen stand und die Ärmel hochgekrempelt waren. Bei meinem Anblick stieß er sich von der Wand ab.
    Ich blieb stehen. »Verfolgen Sie mich?«
    »Es hat ganz den Anschein, nicht wahr?«
    Wir befanden uns in der Öffentlichkeit. Er konnte mich nicht verschwinden lassen. Ich durfte mich nicht von ihm einschüchtern lassen.
    »Darf ich fragen warum?«, wollte ich verärgert wissen.
    Grant nickte in Richtung des Theaters. »Es ist faszinierend, nicht wahr? Es ist weniger eine Show mit dressierten Tieren als ein Tanz.«
    »Ja. Irgendwie«, sagte ich. »Wenn man weiß, worauf man zu achten hat. Ansonsten sieht es nach Magie aus. Ein bisschen wie Ihre Show.«
    Sein Lächeln war blitzartig verschwunden. »Balthasar interessiert sich zweifellos für Sie.«
    »Was für ein Problem haben Sie mit ihm? Warum die Warnung? Es hat ganz den Anschein, als wären das genau meine Art Leute - Lykanthropen, die ihre Fähigkeiten benutzen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In den sauren Apfel beißen und das Beste daraus machen. Etwas in der Richtung.«
    Seine Miene war undurchdringlich. »Man fragt sich, wie es einem Wolf in einer solchen Show erginge.«
    Wahrscheinlich nicht gut, würde ich sagen. »Ich bin nicht auf der Suche nach einer neuen Karriere. In meiner eigenen gibt es genug hemmungslosen Exhibitionismus. Warum interessiert es Sie so, was mit mir passiert?«
    »Balthasar, seine Leute - sie sind nicht, was sie zu sein scheinen.«
    »Sehen Sie mal,

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