Die Stunde des Spielers
haben von sich hören lassen.«
»Inwiefern?«, fragte Evan.
»Sie prahlen damit, dass sie dich umlegen und ungeschoren davonkommen können«, sagte Brenda und nickte mir zu. »Sie hat gesagt, sie habe dich die letzten beiden Tage ausspioniert.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe sie heute Morgen am Pool gesehen.«
»Und du hast nicht die Flucht ergriffen?«, fragte Evan. Es ist erstaunlich, dass du überhaupt noch am Leben bist.«
Brenda fuhr fort. »Sie ist auf der Suche nach jemandem, der für den Mord zahlt. Aber es hat sich herausgestellt, dass Berühmtheit einen ziemlich guten Schutz darstellt, denn sie kann keinen Käufer finden.«
»Das ist gut, oder etwa nicht?«, fragte ich mit entsetzt aufgerissenen Augen.
»Bloß dass wir hier von Sylvia sprechen, und sie könnte es einfach aus Spaß tun.«
»Ich fände das gar nicht spaßig«, sagte ich.
Brenda lehnte sich auf der Sitzbank zurück. »Nun ja, ich dachte, du und Ben solltet es wissen. Aber jetzt ist Ben verschwunden. Was irgendwie besorgniserregend ist. Ich frage mich, ob die beiden die Finger mit im Spiel haben.«
Evan biss die Zähne zusammen; es sah beinahe wie ein Zähnefletschen aus. »Boris und Sylvia. Ich hasse die beiden.«
Ich starrte ihn an. »Aber sie sind genau wie ihr. Der gleiche Beruf ...« Evan und Brenda schüttelten beide den Kopf.
»Sie sind überhaupt nicht wie wir«, sagte sie. »Okay, verglichen mit normalen Menschen sind wir vielleicht alle nicht ganz astrein. Doch selbst wir haben Regeln. Man macht nicht unerlaubt Jagd auf die Beute eines anderen, und man jagt keine Unschuldigen. Aber die beiden - denen ist alles egal. Wenn sie dir in den Rücken schießen, ist es wahrscheinlich noch nicht einmal für Geld. Sie tun es aus purer Boshaftigkeit.«
Mir wurde schlecht. »Und haben sie etwas mit Faber zu tun? Könnten sie an dem beteiligt gewesen sein, was Ben passiert ist?«
Evan und Brenda wechselten einen nichtssagenden, schwer zu deutenden Blick. Dann sah Evan mich fest und aufmunternd an. »Wir werden herausfinden, was ihm zugestoßen ist.«
Was etwas anderes war, als ihn lebendig und in einem Stück zu finden, doch ich wollte nicht spitzfindig sein. »Danke.«
»Kitty!«, erscholl eine vertraute, ängstliche Stimme vom Eingang der Bar.
Ich schloss die Augen und machte mich bereit. Beinahe, beinahe wäre ich vor der Ankunft meiner Eltern mit Evan und Brenda fertig gewesen. Beinahe reichte nicht ganz, was? Beinahe getroffen war auch daneben.
Mein Leben zerfiel in zwei Welten. Ich hatte eine normale Familie, eine Durschnittsjugend in einem typischen Vorort. Meine Eltern waren noch nicht einmal geschieden. Das war alles himmelweit von der anderen Hälfte meines Lebens entfernt, in der ich mich Kopfgeldjägern, die auf übernatürliche Beute aus waren, in Bars hockte und beratschlagte, wie mein Werwolffreund zu retten sei. Ich gab mir große Mühe und hatte mäßigen Erfolg dabei, diese Welten voneinander getrennt zu halten. Wie sollte ich das hier meinen Eltern erklären?
Und wie sollte ich Leuten wie Brenda und Evan meine Eltern erklären?
Mom und Dad kamen auf die Sitzgruppe zu. Wie ich waren sie für eine Hochzeit angezogen, die nicht stattfand: Mom trug ein sommerliches Seidenkleid, und sie hatte sogar ihre bequemen Laufschuhe gegen Pumps eingetauscht; Dad trug Anzug und Krawatte. Sie sahen umwerfend aus. Mir stiegen die Tränen in die Augen, weil es keine Fotos gäbe. Doch da Ben nicht da war, erschien alles andere letztlich bedeutungslos.
Mom legte mir die Hand auf den Arm und sprudelte hervor: »Kitty, ach, du meine Güte! Es ist ja so furchtbar. Geht es dir gut? Was kann ich tun, um zu helfen?« Sie glitt neben mich auf die Sitzbank. Dad blieb am Tisch stehen und fasste meine beiden Gefährten ins Auge.
Jetzt sahen alle mich an. Brenda hatte die Brauen emporgezogen, als wollte sie sagen: Das ist doch wohl ein Scherz? Evan sah aus, als würde er gleich in Gelächter ausbrechen.
Okay. Na, klar. Wir konnten doch wohl alle so tun, als sei das hier das Normalste von der Welt, oder etwa nicht?
»Das sind meine Eltern, Jim und Gail. Mom, Dad, das sind Evan und Brenda. Freunde von Ben, die zufällig in der Stadt sind. Vielleicht können sie dabei behilflich sein, ihn zu finden.« Ich lächelte angestrengt. Alles würde gut werden. Das konnte ich mir immer wieder sagen.
»Oh, gut. Sind Sie von der Polizei?«, fragte Mom die beiden.
Evan sah aus, als habe er sich auf die Zunge gebissen.
Ohne eine Miene zu
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