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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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eine Spur von Ben, und einen Hauch Stahl und Waffenöl. Doch ich konnte mir nicht sicher sein. Der Geruch von Vegas selbst überdeckte die Einzelheiten.
    »Haben Sie gesehen, was Sie sehen wollten?«, fragte Gladden.
    »Ja.« Ich musterte die Gasse ein letztes Mal. »Ich dachte, ich könnte vielleicht etwas wittern.«
    »Ms Norville« sagte er. »Ich verspreche Ihnen, ich melde mich, sobald ich etwas in Erfahrung bringe.« Das Mitleid in seiner Stimme war unüberhörbar. Er dachte, Ben habe mich sitzenlassen. Dass ich das Gegenteil behauptete, hatte nichts zu bedeuten, denn er hatte diese Ge schichte schon mit angesehen. Sicher, hunderttausend Pärchen heirateten pro Jahr in Vegas. Doch wie viele Leute wurden sitzengelassen? Die Statistik gab es nicht beim Fremdenverkehrsamt.
    Ich brachte es fertig, ein Dankeschön zu murmeln, nachdem Gladden und Matthews mich wieder hineinbegleitet hatten. Sie versicherten mir nochmals, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um Ben zu finden. Die  Worte klangen hohl.
    Verdammt, ich würde ganz bestimmt nicht den Tag damit verbringen, neben dem Telefon zu sitzen und abzuwarten.
    Mein erster Gedanke war, mit Dom zu sprechen. Vampirgebieter legten Wert darauf zu wissen, was in ihrer Stadt vor sich ging, wer die mächtigen und einflussreichen Personen waren, übernatürlich oder auch nicht. Ich musste mehr über die Leute in Erfahrung bringen, die Ben entführt hatten, wo sie ihn vielleicht festhielten, wie stark sie waren, und wer mir dabei behilflich sein könnte, ihn zurückzubekommen. Vielleicht wusste Dom weiter. Das Problem dabei: Die Wüstensonne glühte immer noch, und Dom wäre vor Einbruch der Nacht nicht auf.
    Ich hatte noch ein paar andere Ideen, doch bevor ich etwas tun konnte, musste ich meinen Eltern Bescheid geben: Die Hochzeit fand nicht statt. Wenigstens bis wir Ben gefunden hatten.

Dreizehn
    Ich rief Mom auf dem Weg in die Casinobar im Olympus an.
    Sie war verblüfft und ratlos angesichts der Neuigkeiten über Ben. Ich war mir nicht sicher, ob meine Erklärung auch nur den geringsten Sinn ergab. Es klang immer noch wie aus einem schlechten Film. »Kitty, bist du sicher, dass es dir gut geht? Du klingst ein bisschen panisch. Wo bist du? Dein Vater und ich können zu dir ...«
    »Nein, Mom, ist schon in Ordnung. Mir geht es prima - ich meine, es geht mir nicht prima, aber ich funktioniere. Ich werde ein paar Leute aufsuchen, die mir vielleicht weiterhelfen können. Du und Dad solltet einfach - ich weiß auch nicht. Macht euch einfach keine Sorgen. Ich werde schon dahinterkommen, was hier vor sich geht.«
    Sie seufzte. »Aber Ben würde nicht einfach verschwinden, ohne dir Bescheid zu geben.«
    »Genau das habe ich den Cops gesagt«, meinte ich. »Aber das bedeutet nur, dass etwas Schreckliches passiert ist.«
    »Ich bin mir ganz sicher, dass die Polizei alles in ihrer Macht Stehende unternimmt. Kitty, du solltest jetzt wirklich nicht allein sein. Lass dich von uns zum Abendessen einladen.«
    Als wenn ich in dieser Situation auch nur ans Essen denken könnte. Ich hatte die Bar erreicht und ließ den Blick suchend umherschweifen. Der Laden war überfüllt mit Samstagabendgästen. Leider sah jeder Einzelne aus als gehöre er in eine Waffenausstellung. Die Hälfte schien mich misstrauisch zu beäugen. Ich hatte wirklich keine Lust, hier zu sein. Zwischen Bar und Haupteingang stellte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und hielt die Augen offen.
    »Kitty, bist du noch dran? Ich kann dich kaum hören. Wo bist du denn?« Ich hatte keine Ahnung, was ihr durch den Kopf ging. Sie war mir immer eine Stütze gewesen, selbst wenn sie nicht vollständig verstand, was sie unterstützte. Doch ich fragte mich: Wünschte sie sich manchmal, ich könnte einfach nur normal sein?
    »Ja, Mom. Es ist in Ordnung. Wirklich.«
    Es raschelte in der Leitung, und sie sagte: »Dein Vater möchte mit dir sprechen.«
    Mist. Ich wusste, dass er sich nur Sorgen machte. Doch ich würde es nicht schaffen, ihn abzuwimmeln.
    »Hallo Kitty?«, fragte er. Diese besorgte »Vater weiß es am besten«-Stimme.
    »Hi Dad.«
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    Jetzt tief durchatmen. »Alles bestens. Es wird schon alles werden, vertrau mir.«
    »Hey, nun werd nicht gleich defensiv. Ich möchte mich doch nur mit meiner liebsten jüngsten Tochter unterhalten. Also, dein Verlobter ist verschwunden. Ich finde wirklich nicht, dass du im Moment allein sein solltest. Wenn du nicht Abendessen gehen

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