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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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aber ich sollte wirklich gehen.«
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich dich hinausbegleite?«, fragte er. »Ich möchte dir ein paar Dinge zeigen.«
    »Ach ja?« Vielleicht kamen wir jetzt endlich weiter. Vielleicht hatte er mir nur vor seinen Gefährten nichts sagen wollen.
    »Bloß schnell ins Casino. Um deine Frage zu den übersinnlichen Fähigkeiten zu beantworten.«
    Dies war Zeitverschwendung. Ich musste Ben finden. Doch wenn es ohnehin auf dem Weg nach draußen lag, konnte ich ein paar Minuten erübrigen. Besonders wenn ich auf diese Weise die anderen hinter mir lassen konnte. Ich war überzeugt, dass Sven aus dem Augenwinkel meinen Nacken beobachtete.
    Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach unten und drehten eine Runde durch das Casino des Napoli. Ich konnte schon längst nicht mehr zwischen all den Casinos unterscheiden. Hatte man eine Reihe Glücksspielautomaten
    und blinkender Video-Poker-Bildschirme gesehen, kannte man sie alle. Der höhlenartige Raum war wenigstens nett eingerichtet, passend zum Thema italienische Renaissance: üppige Kronleuchter, vergoldetes Inventar, mit rotem Plüsch überzogene Sessel und Barhocker. In den Bereichen mit den Tischspielen waren die Geber alle formell und elegant gekleidet, mit weißen Hemden und roten Fliegen. Die Spieler, die sich um die Tische versammelt hatten, besaßen ein kosmopolitisches Flair, schick und kultiviert, als befänden wir uns in Monaco und nicht in Nevada.
    Ich konnte mich nicht entspannen. Wir wurden beobachtet, dessen war ich mir sicher, doch der Lärm, die Lichter und die Fülle an Gerüchen hatten meine Sinne abgestumpft. Ich konnte nichts mehr unterscheiden. Wenn ich danach suchte, erkannte ich die dunklen Kugeln an der Decke, in denen sich die Überwachungskameras befanden. Vielleicht war es nur das, das Wissen, dass mich tatsächlich jemand beobachtete, wie auch all die anderen hier. Trotz dieser Einsicht sträubten sich weiterhin die Haare in meinem Nacken, und die Wölfin blieb angespannt.
    Das war alles. Bloß Überwachungskameras. Nur dass ich hätte schwören können, etwas aus dem Augenwinkel wahrzunehmen, das jedes Mal verschwand, wenn ich umdrehte. Wie ein Mensch, der verstohlen umherschlich. Sylvia vielleicht. Oder Odysseus Grant. Vielleicht konnte er sich tatsächlich in Luft auflösen.
    Ich musste es mir einbilden, denn Dom schien nichts zu bemerken, und seine Sinne sollten eigentlich besser als meine sein.
    »Folgendes«, erklärte er, während er an Tisch- und Kartenspielen, Blackjack und Würfeln vorüberging, bei denen es Betrugsmöglichkeiten gab, die bei den Spielautomaten nicht möglich waren. »Niemand, den ich kenne und der über irgendeine Macht oder Fähigkeit verfügt, wird diesen Umstand ausnutzen. Man gewinnt ein bisschen hier, ein bisschen dort. Nie so viel, dass es auffällt. Man sahnt nicht übermäßig ab. Man möchte den Goldesel schließlich nicht aufschrecken. Wenn man zu oft zu viel gewinnt, schmeißen einen die Casinos raus, setzen einen auf ihre schwarze Liste. Dann kann man einpacken. Wir müssen das nicht gesetzlich regeln, denn die Casinos sind sehr gut darin, sich um sich selbst zu kümmern. Außerdem wird man immer mehr Geld verdienen, wenn man in einen dieser Läden investiert, als wenn man darin spielt.«
    Im Pokerzimmer legte Dom mir eine Hand auf den Arm, und deutete auf den Tisch in der Mitte. Eine Menge hat-te sich gebildet und sah vier Männern mit Karten in den Händen zu, die einander anstarrten, musterten. Es hätte eine wichtige Sportveranstaltung sein können. Doch die Spieler hockten einfach nur da.
    »Siehst du den Kerl dort drüben?« Dom wies auf den Mann mit dem höchsten Stapel Spielchips vor sich. Er trug ein schwarzes Seiden-T-Shirt und eine dunkle Sonnenbrille, hatte blasse Haut und war ansonsten unauffällig. »Erkennst du ihn wieder?«
    »Sollte ich?«
    »Das solltest du, wenn du dir viel Poker im Fernsehen ansiehst.«
    Das war ein bisschen, wie sich Bowling im Fernsehen anzusehen, oder? »Tu ich ehrlich gesagt nicht.«
    »Ist schon okay. Er ist einer von uns.«
    Der? Ein Vampir? Ich war nicht nahe genug dran, oder es lag an der Luft, dass ich ihn nicht witterte. Der Geber legte eine Karte auf den Tisch, und die Menge stieß ein Seufzen aus. Der Typ, den Dom mir gezeigt hatte, der Pokerstar aus dem Fernsehen, kassierte den Chipstapel aus der Mitte, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Er macht das ziemlich gut«, sagte Dom. »Und das ist teilweise der Grund, weswegen Burgers

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