Die Stunde des Spielers
Gesetzentwürfe nie durchkommen werden, denn es bringt keinen Profit, die Leute von den Casinos fernzuhalten. Er glaubt, den Casinos einen Gefallen zu tun, aber wir alle wissen es besser.«
Ich sah ihn an. »Die Casinos haben sich mit Hilfe einer Lobby für die Ablehnung der Gesetzesvorlage starkgemacht?«
»Die Casinos? Nein, niemals. Nicht direkt. Aber wir haben viele Freunde in diesem Bundesstaat.«
Ich hatte bemängelt, dass Dom nicht gut genug über die übersinnlichen Vorkommnisse in seiner Stadt Bescheid wusste. Aber vielleicht war er einfach etwas, was mir bisher noch nicht begegnet war: ein Vampir, der sich mehr für alltägliche Menschenpolitik und ökonomische Angelegenheiten interessierte als für das Gezänk innerhalb der Welt der Vampire. Es war beinahe erfrischend.
Noch immer kein Anruf von Ben. Ich musste wirklich von hier verschwinden.
»Dom, danke für alles. Aber ich muss noch ein paar Spuren bezüglich Ben nachgehen.«
»Richtig.« Er nickte mitfühlend. »Ich werde mich umhören und sehen, ob ich etwas für dich herausfinden kann.«
»Das wüsste ich wirklich zu schätzen.«
»Ich bin mir sicher, dass er auftauchen wird«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Wart’s nur ab. Wahrscheinlich ist er gerade dabei, eine Million Dollar als Überraschung für dich zu gewinnen.«
Dom lebte in einer sehr hübschen Welt, oder etwa nicht?
Der Vampir begleitete mich in die Lobby und rief mir netterweise ein Taxi, so dass ich die gewaltige Schlange am Taxistand umgehen konnte. Macht hatte ihre Privilegien, nicht wahr? Eine Sache weniger, um die ich mir Gedanken machen musste. Es war höchste Zeit, dass ich weg von der Straße und all den Leuten kam.
Dom kehrte in die Lobby zurück, und mein Taxi fuhr gerade vom Bordstein los, als ich Sylvia, die Kopfgeldjägerin, entdeckte, die an der Ecke hinter mir stand. Heute Abend trug sie eine Lederhose, Stöckelschuhe und eine schwarze Seidenweste. Eine Hand auf der Hüfte, sah sie mir lächelnd nach, wie ich davonfuhr.
Fünfzehn
Während der Taxifahrt zum Hanging Gardens sah ich nach, ob ich einen Anruf oder eine SMS verpasst hatte. Noch immer nichts von Gladden oder Evan oder Brenda. Oder Ben. Aus reiner Neugierde rief ich in unserem Hotelzimmer an und erhielt keine Antwort. Ich würde nicht durchdrehen. Noch nicht.
In der Hotellobby begrüßte mich Balthasars Gesicht, das von dem Plakat für seine Show lächelte.
Wahrscheinlich hatte die Truppe ihren letzten Auftritt des Abends hinter sich gebracht. Ich musste herausfinden, ob Balthasar eine Ahnung hatte, was mit Ben passiert war. Wenn er selbst die Finger mit im Spiel gehabt hatte, wie Dom angedeutet hatte, würde ich es an ihm riechen. Ich sah im Theaterbereich nach, wo es nach der Vorstellung dunkel und ruhig war. Dann befanden sie sich wahrscheinlich wieder in ihrer Höhle. Achter Stock. Ich fand den Aufzug und fragte mich, ob ich das hier wirklich tun sollte nach all den Martinis.
Nein, so darfst du nicht denken. Ich hatte alles unter Kontrolle. Ich war eine Alphawölfin. Ich straffte die Schul- tern, konzentrierte mich darauf, nüchtern zu sein und meine knallharten Fragen zu stellen, anstatt diesem charmanten Lächeln zum Opfer zu fallen. Ich war hier, um Antworten zu bekommen. Als der Aufzug anhielt, marschierte ich durch die Tür, fest entschlossen, ganz Lois Lane zu sein. Allerdings ohne ständig gerettet werden zu müssen.
Folge deiner Nase, hatte er mir gesagt. Der Korridor verzweigte sich, und die Türen schienen viel weiter voneinander entfernt zu sein als in anderen Stockwerken. Das hier mussten Suiten sein. Ich stand an der Gabelung und holte tief Luft. Von links drang der moschushafte, wilde Lykanthropengeruch. Die Spur war unverkennbar. Ich fragte mich, ob Balthasars Tiger und Leoparden ihm auf seinem Rückweg am Abend durch die Hotelflure folgten. Welch Anblick das sein musste! Besonders wenn jemand in einer der anderen Suiten seine Tür zum falschen Zeitpunkt aufmachte.
Die nächste Biegung führte in einen kleinen Gang, der vor einer Doppeltür endete. Dies war das Zuhause des Rudels, das Herz des Reviers. Ich näherte mich der Tür, als könnte sie sich auf mich stürzen und mich beißen. Gleichzeitig roch es in ganz Las Vegas nicht so nach meinen Artgenossen wie hier.
Ich klopfte an und wartete. Und wartete. Klopfte erneut, bis mir klar wurde, dass wahrscheinlich alle schliefen. Oder dass sie unterwegs waren und Party machten, was man anscheinend um Mitternacht auf dem
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