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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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roch ich es, die wilde Haut und den Moschus eines Lykanthropen.
    Nick kam hereingeschlendert, die Hände in den Taschen seiner ach so engen Jeans. Ein eng anliegendes T-Shirt brachte seine Muskeln zur Geltung. Ich versteifte mich, fragte mich, was er wollte. Er bedachte mich nur mit einem flüchtigen Blick, gerade lange genug, um mir zuzuzwinkern, dann blieb er etwa in der Hälfte des Saales stehen, um Grant zu betrachten. Der Magier starrte mit eisigem Blick zurück, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst, das Kartenspiel fest mit den Händen umklammert.
    »Ich sehe schon«, sagte Nick mit einem Lachen. »Du musst uns hierher locken, weil du nicht den Mumm hast, zu uns zu kommen.«
    Grants Kinnpartie verspannte sich, als unterdrücke er Ärger. Dann lächelte er matt, doch das Lächeln war kalt und herausfordernd. »Ein Dutzend von euch gegen mich allein? Ich bin doch nicht töricht.«
    »Sicher, stimmt«, sagte Nick. »Und was machst du mit ihr? Glaubst du, du kannst sie für einen Handel benutzen?«
    »Niemand benutzt mich für irgendetwas«, sagte ich, obwohl ich ganz offensichtlich keine Ahnung hatte, worum es ging. Das hier war ein alter Streit, eine Rivalität, die tiefer ging, als ich von meinem Standpunkt aus sehen konnte.
    Doch wenn ich blieb, würde ich vielleicht schlauer werden.-
    »Wir haben uns lediglich unterhalten. Wie vernünftige Menschen es nun einmal tun«, sagte Grant.
    »Das hier ist dumm«, sagte Nick. Er ging jetzt auf und ab, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, ein paar Stufen den Gang nach oben und wieder zurück, wie ein Tiger. »Wir könnten dich zu Fall bringen. Wenn wir an die Öffentlichkeit gingen, wüssten die Leute, dass wir Monster sind - und würden uns deswegen feiern. Während du immer noch nichts weiter als ein billiger kleiner Zauberer wärst.« Er deutete mit dem Finger auf Grant, den dies kaltließ.
    »Das glaubst du nur«, sagte Grant, sehr ruhig. »Wenn ihr an die Öffentlichkeit gingt, wärt ihr nichts weiter als eine Freakshow. Ihr würdet jeglichen Vorteil einbüßen, den ihr habt. Balthasar weiß das.«
    Ich sagte: »Ähm, möchte mir einer von euch beiden erklären, was hier vor sich geht?«
    »Geht Sie nichts an«, sagte Grant. »Es tut mir leid, dass Sie überhaupt so viel mit ansehen mussten.«
    Es herrscht so etwas wie eine Fehde zwischen Ihnen und Balthasars Truppe. So viel ist mir klar.«
    »Fehde?«, Nick lachte. »Es ist ein Krieg.«
    »Um was?«, fragte ich.
    Grant hatte den Lykanthropen nicht aus den Augen gelassen. »Das Wesen des Universums.«
    Jetzt war es an mir zu lachen. »Sie machen Witze «
    Doch keiner von beiden reagierte, da sie in ein Blickduell von epischen Ausmaßen vertieft waren. Odysseus Grant tippte zweimal auf das Kartenspiel, das er hielt, dann drehte er die erste Karte um: Pik Ass. Nick verzog kurz das Gesicht, gab sich aber sofort wieder unergründlich.
    »Du solltest wirklich gehen«, sagte Grant.
    »Mache ich. Ich bin nur gekommen, um eine Botschaft zu überbringen. Ihr.« Er kam auf die Bühne zu, auf mich, und zog etwas aus der Tasche.
    Grant stellte sich uns in den Weg - schirmte mich von ihm ab. Ehrlich gesagt wusste ich allerdings nicht, wer von beiden mir mehr Kopfzerbrechen bereitete.
    »Gib ihr das.« Nick schleuderte Grant etwas zu. Ohne den Blick von Nick zu wenden, reichte Grant es mir.
    Es war eine Plastiktüte, in der sich ein Stofffetzen befand, ein Teil des Kragens eines weißen T-Shirts. Ich öffnete sie. Bens Geruch schlug mir entgegen, umhüllte mich. Das Plastik hatte das Aroma bewahrt.
    In meinem Magen bildete sich ein Eisklumpen. »Wo ist er?«
    Nick zuckte mit den Schultern. »Balthasar hat gesagt, dass das deine Aufmerksamkeit erregen würde.«
    Mist. Mein zweiter Gedanke lautete: Nicht schon wieder. Wie oft hatte ein Kerl es nötig, gerettet zu werden? Vorausgesetzt, es war etwas von ihm übrig, das sich retten ließ.
    »Warum?«, fragte ich angespannt. »Was will Balthasar mit ihm?«
    »Das wirst du wohl selbst herausfinden müssen.«
    Ich lief los.
    »Kitty!«, rief Grant, der sich endlich von Nick abwandte, um nach mir zu greifen. Ich hörte nicht mehr zu. »Es ist eine Falle. Das wissen Sie doch wohl.«
    »Na und? Nennen Sie mir eine Alternative.«
    Er tat es nicht. Konnte es nicht. Nick lächelte belustigt, als amüsiere er sich ganz außerordentlich. Ich rannte an ihm vorbei aus dem Theater. Vielleicht folgte Nick mir. Ich wartete es nicht ab.
    Boris und Sylvia waren immer noch da draußen,

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