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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Herangehensweise. Ich hatte noch nichts von meinen Kontakten gehört. Doch das bedeutete nicht, dass ich allein war. Ich zog mein Handy hervor und rief bei der Auskunft an, um die Telefonzentrale des Hanging Gardens zu erreichen und mich anschließend mit der Casino-Security verbinden zu lassen. Viel praktischer, als dort hineinzuplatzen und mich umbringen zu lassen. Schließlich war dies deren Aufgabe.
    Doch es war bereits zu spät. Ich hörte Schritte hinter mir im Korridor, schwer und barfuß, Haut auf Beton. Die Tür, durch die ich gekommen war, öffnete sich erneut, und zwei Männer erschienen - Mitglieder von Balthasars Rudel. Wir starrten einander an, und ich sah das Jagdfieber in ihren Augen.
    Sie waren hinter mir. Ein anderer, mit bloßem Oberkörper und dicken Muskelsträngen, die über seine Brust und Arme verliefen, tauchte vor mir auf. In meinem Innern knurrte die Wölfin.
    Eine tolle Jagd war es nicht gerade. Ich konnte nirgendwohin laufen. Im Nu war einer der Lykanthropen auf mir. Der andere legte beide Arme um mich, hob mich vom Boden hoch, und der Dritte hielt meine Beine fest umklammert. Ich konnte nur einen einzigen Schrei ausstoßen, bevor eine Hand auf mein Gesicht zukam und mir den Mund zuhielt.
    Beinahe im Laufschritt trugen sie mich davon. Ich sah nichts außer Wänden, die an mir vorüberflogen.
    Es war eine schwierige Wahl. Zwar wand ich mich, trat um mich, wehrte mich so gut wie möglich. Doch nicht zu sehr. Die Wölfin heulte, schlug mir von innen die Krallen in die Haut, wollte unbedingt hinaus, sich befreien, uns hier fortbringen. Ich war nicht sonderlich gut darin gewesen, für unsere Sicherheit zu sorgen, und jetzt war sie an der Reihe.
    Doch das konnte ich nicht zulassen, ich durfte mich nicht verwandeln. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, meine Gedanken zu ordnen, meinen Körper in seiner derzeitigen Gestalt zu belassen. Reiß dich zusammen, reiß dich zusammen. Instinkte waren eine Sache, doch ich wollte wissen, wohin sie mich brachten und ob es Ben gutging. Dann wäre immer noch genug Zeit, mich zu befreien.
    Kämpfen. Fliehen.
    Bald. Bitte, verhalte dich ruhig.
    Ein Knurren saß tief in meiner Kehle.
    Wir blieben stehen. Ich trat zu, krümmte den Rücken, versuchte, etwas zu sehen, doch meine Häscher waren schnell und kräftig. Ihre Hände zogen und zerrten an mir, dass es mir den Atem verschlug. Metall schloss sich um meine Handgelenke, und ich dachte, Kein Silber, bitte nicht - doch die Fesseln verursachten kein Jucken oder Brennen. Meine Handgelenke lagen jetzt in normalen Stahlhandschellen mit Ketten, die an einer Schlackensteinwand befestigt waren.
    Normal? Ja, aber klar doch.
    Sie ketteten mich nicht nur an, oh nein. Sie drückten sich dicht an mich. Sie nutzten ihre Nähe zu mir aus und betatschten mich, streichelten, schnupperten an mir. Ihr Atem drang durch mein Hemd, liebkoste meinen Brustkorb, streichelte neckisch über meinen Hals. Eine Zunge glitt am Rand meines Ohrs entlang; ich schüttelte sie ab und jemand lachte glucksend. Drei Paar Hände bewegten sich über meinen Körper, vom Hals zur Brust, quer über den Bauch, vom Oberschenkel zum Schritt. Ich unterdrückte einen Schrei.
    »Genug«, sagte eine dröhnende Stimme.
    Meine Häscher entfernten sich von mir, und ich konnte mich endlich umsehen. Ich schüttelte mir die Haare aus dem Gesicht, um etwas erkennen zu können.
    Ich befand mich in einem kleinen kahlen Zimmer, die Füße auf dem Betonboden, die Arme zu beiden Seiten ausgebreitet und an die Wand gekettet. Vielleicht war der Raum einst ein Lager gewesen, doch man hatte ihn leergeräumt. Jetzt roch es hier nach Schweiß, Sex und Blut. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht der erste Mensch war, der hierhergebracht und an die Wand gekettet worden war. Vor mir hatten sich Balthasar und der Großteil seiner Truppe postiert. Kein Nick. Avi, der Jüngling, stand zusammengekauert ein wenig abseits in der Nähe der Wand und sah mich mit verschränkten Armen hungrig an. Ich fletschte die Zähne und registrierte befriedigt, dass er wegsah.
    Balthasar stand in der Mitte des Ganzen, nur einen Meter von mir entfernt. Zu dumm, dass ich mich bloß ein paar Zentimeter weit bewegen konnte - keine Chance, mich ihm zu entziehen. Und keine Chance, mich zum Angriff auf ihn zu stürzen. Zufrieden betrachtete er mich wie ein Jäger, der ein schwer fassbares Beutetier in die Falle gelockt hatte. Er war entspannt, seine Arme hingen locker herab, und der Anflug eines Lächelns

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