Die Stunde des Tors
Grünauen in die Warmlande führt.«
»Das ist ein Name und ein Ort, von dem ich gehört habe, obwohl kein Weber je dort gewesen ist.«
»Und dennoch beteuert Clodsahamp, der einer der größten Hexer ist und dessen Auffassung in solchen Angelegenheiten ich voll vertraue, daß diese neue Magie, über die die Gepanzerten die Herrschaft gewonnen haben, es ihnen er möglichen könnte, endlich die Völker der Warmlande zu überwältigen. Nach Hunderten vorheriger Fehlschläge.
Wenn sie das nach Tausenden von Jahren des Versagens erreichen können, warum sollten sie nicht das gleiche mit euch machen? Auch tausend Schwerter richten nichts gegen eine einzelne starke Magie aus.«
»Wir haben unsere eigenen Hexer, um uns zu verteidigen«, entgegnete Oll, aber sie war durch Jon-Toms Worte deutlich beunruhigt. Sie sah an ihm vorbei. »Woher weiß ich, daß du der großartige Hexer bist, als den dieser Geselle dich ausgibt?«
Clodsahamp sah gequält aus. »Oh, ihr Götter der Blindheit, die die Sicht der. ungläubigen Sterblichen verhüllen, nicht noch eine Demonstration!«
»Es wird schmerzlos sein.« Sie drehte sich um und rief in die Schatten: »Ogalugh!«
Ein zerbrechlich wirkender, langbeiniger Weber wackelte hinter einem hohen Kissenhaufen hervor. Jon-Tom fragte sich, ob er die ganze Zeit dort zugehört hatte. Der Alte hatte kaum die Kraft, die dünnen Seidentücher zu tragen, die seinen Oberkörper umhüllten und in Spiralen an seinen Beinen hinunterliefen. Er sah Clodsahamp an. »Was ist die höchste Ebene des Plenums?«
»Denken.«
»Mit welcher Kraft kann man auf einem Besen durch die Luft fliegen?«
» Antigravitation.«
»Auf welche Weise verwandelt man gewöhnliche niedrige Metalle in Gold?«
Clodsahamps geringschätziger und leicht gelangweilter Ausdruck verblaßte plötzlich.
»Nun, äh, das ist natürlich nicht so einfach. Es bedarf natürlich der kompletten Formel und nicht nur des auf die Methodologie angewandten beschreibenden Begriffes.«
»Natürlich«, stimmte ihm der stark schwankende Prüfer zu.
»Niedrige Metalle in Gold, tja... es ist eine Weile her, seit ich Gelegenheit hatte, mich damit zu befassen.«
Hör auf, Ausflüchte zu machen, drängte Jon-Tom den Hexer lautlos. Gib ihnen eine Antwort, irgendeine Antwort. Dann wird die Wahrheit sich in der Disputation herausstellen. Aber sage etwas!
»Man benötigt vier Längen Seegras, ein Pentagramm mit der sorgfältig in jede Ecke gezeichneten Zahl Sechs, die Worte, um Elektronenvalenzen zu verschieben und... und...«
Die Große Webmeisterin, der Hexer Ogalugh und die anderen warteten begierig.
»Und man braucht... man braucht«, und der Hexer blickte so selbstsicher auf, daß es unmöglich schien, daß er etwas so Grundlegendes auch nur für einen Moment vergessen hatte, »ein Quentchen Pechblende.«
Ogalugh wandte das Gesicht der erwartungsvollen Oll zu und sagte, wobei sein Kopf hüpfte und schwankte: »Unser Besucher ist wahrhaftig ein Hexer, Webmeisterin. Wie groß, kann ich nach drei Fragen nicht beurteilen, aber er gehört mindestens zur dritten Ordnung.« Clodsahamp räusperte sich kehlig, beließ seinen Protest aber dabei.
»Nur die erfahrensten und wissendsten unter den Webern von Magie können diese letzte Formel kennen.« Er schwankte zu Clodsahamp herüber und legte ihm ein federleichtes Bein auf die Schulter.
»Ich heiße dich in Gossameringue als Kollegen willkommen.«
»Ich danke dir.« Clodsahamp nickte wichtig und setzte eine selbstzufriedene Miene auf.
Der Spinnenmagier wandte sich an Oll. »Es könnte sein, daß diese Besucher all das sind, was sie behaupten, Webmeisterin. Der Umstand, daß sie eine so gefährliche Reise unternommen haben, ohne sich eines freundlichen Willkommens an ihrem Ende sicher zu sein, ist allein schon Beweis für große Zielbewußtheit. Ich fürchte daher, daß die Worte meines Hexerkollegen wahr sind.«
»Besorgniserregend, wenn es wahr ist«, sagte die Webmeisterin, »höchst besorgniserregend.« Sie sah Jon-Tom an.
»Seit unzähligen Generationen gibt es Haß und Feindschaft zwischen den Gepanzerten und dem Volk der Schildebene. Wenn sie die Einwohner der Warmlande überwinden können, dann kann es sein, daß sie, wie du sagst, auch uns bedrohen.« Sie hielt nachdenklich inne und richtete sich dann geschmeidig auf.
»Es wird sein, wie es sein muß, obwohl es vorher nie so gewesen ist.« Sie stand dicht vor Jon-Tom, der Buckel ihres Unterleibs war fast auf einer Höhe mit seinen
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