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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Warmlande.
    Schließlich beendete er seine Erzählung. Mehrere Minuten war es still in dem Raum.
    Olls erste Reaktion war unerwartet. »Du! Komm ein wenig näher.« Sie mußte schließlich ein Bein heben und damit auf den Angesprochenen deuten, da es unmöglich war, genau zu erkennen, wohin diese lidlosen schwarzen Augen blickten.
    Sie zeigte auf Jon-Tom.
    Sein Zögern war verständlich. Nach dem anfänglichen Schock über ihre Erscheinung war er imstande gewesen, seine unwillkürliche Reaktionen auf die Spinnen zu überwinden. Das war ihm bis zu einem Punkt gelungen, wo er begonnen hatte, Ananthos und seine Kameraden zu mögen, zu einem Punkt, wo er es neugierigen Spinnenkindern gestatten konnte, über seinen Körper zu krabbeln. Selbst die drei unsozialen Typen unten im Verlies hatte er mehr wegen ihrer Bösartigkeit verabscheut als wegen ihrer Gestalt.
    Aber der dunkle, aufgewölbte Körper vor ihm repräsentierte eine Art, die er seit seiner Kindheit zu fürchten gelernt hatte. Er brachte Ängste an die Oberfläche, die der Logik und Vernunft hohnlachten.
    Eine Hand schob ihn von hinten an. Er sah hinunter, es war Clodsahamp, der ihn drängend anstarrte.
    »Komm, komm, Geselle«, sagte die Webmeisterin. »Ich habe gerade gegessen.« Ein raschelndes, heiseres Lachen. »Du siehst sowieso aus, als bestündest du nur aus Knochen.«
    Jon-Tom ging näher heran. Er versuchte, die Webmeisterin in einer mütterlichen Rolle zu sehen. Und doch konnte er den Blick nicht ganz von den dunklen Fängen wenden, die von den Futteralen kaum verborgen waren. Ein einziger Kratzer davon würde ihn augenblicklich töten, selbst wenn das Gift der Spinne durch ihren Großwuchs ein wenig abgemildert war.
    Ein schwarzes Bein, anders als alle anderen, denen er bisher in Gossameringue begegnet war, berührte seine Schulter. Es wanderte seinen Arm entlang und dann am Bein hinunter. Er konnte es durch Hemd und Hose spüren.
    Jetzt, wo er ihm nahe war, konnte er die zarten, nahezu durchsichtigen Seidentücher erkennen, die den schimmernden, schwarzen Körper einhüllten. Sie waren mit Szenen aus dem gossameringuischen Leben bestickt. »Wie heißt du, Geselle?«
    »Jon-Tom. Zumindest nennen mich meine Freunde so.«
    »Ich werde dir keinen Kummer mit meinem vollständigen Namen machen«, lautete die Erwiderung. »Es würde lange dauern, und du könntest ihn sowieso nicht behalten. Du darfst mich Oll nennen.« Der Kopf sah an ihm vorbei. »Das gilt für euch alle. Da ihr keine Bürger der Schildebene seid, ist es nicht nötig, daß ihr mir besondere Ehrerbietung erweist.«
    Wieder bewegte sich das klauenbewehrte, schimmernde Bein an ihm herunter. Er zuckte nicht zurück. »Bestätigst du die Behauptungen und Erklärungen des kleinen Hartschaligen?« Ein anderes Bein zeigte auf Clodsahamp. »Das tue ich.«
    »Nun denn.« Sie schwieg einen Moment, ohne sich zu bewegen. Dann blickte sie wieder auf Jon-Tom. »Warum sollte uns kümmern, was mit den Völkern der Warmlande geschieht?«
    »Das muß es«, setzte Clodsahamp mit Nachdruck ein, »weil es offensichtlich ist, daß...«
    »Sei still.« Gebieterisch schwenkte sie ein Bein in Richtung des Hexers. »Dich habe ich nicht gefragt!«
    Clodsahamp schwieg gehorsam. Nicht weil er Angst vor dem großen, giftigen Körper hatte, sondern weil Pragmatismus eine Tugend ist, die allen wahren Hexern zu eigen ist.
    »Nun, du darfst antworten«, sagte sie sanfter zu Jon-Tom, Geschichte, sagte er sich und versuchte, nicht auf die so nahen Fänge zu sehen. Versuche, in dieser massigen, tödlichen Gestalt dieselbe Grazie und Artigkeit zu sehen, die du bei den anderen Spinnenwesen beobachtet hast. Um die Frage zu beantworten, erinnere dich an dein Geschichtswissen. Denn wenn du es nicht tust...
    »Es ist ganz einfach erklärt. Seid ihr und das Volk der Gepanzerten nicht uralte Feinde?«
    »Wir hegen den Bewohnern der Grünauen gegenüber keine Liebe, genausowenig wie sie für uns«, antwortete sie bereitwillig.
    »Ist es dann nicht klar? Wenn es ihnen gelingt, die gesamten Warmlande zu erobern, was soll sie dann davon abhalten, als nächstes in euer Gebiet einzudringen?«
    In der Antwort schwang schwarzer Humor mit: »Wenn sie das tun, wird es einen Massenschmaus geben, wie ihn Gossameringue noch nicht gesehen hat!«
    »Oll, in Tausenden von Jahren und in vielen, vielen Versuchen ist es dem Volk der Gepanzerten nicht ein einziges Mal gelungen, über das Jo-Troom-Tor hinauszugelangen, das den Paß blockiert, der von den

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