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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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äußersten rechten Flügel zurückziehen, wo General Nádasdy das Kommando führte.
    Dort sammelten sie sich im Schatten eines langgestreckten Eichenwäldchens, wo sich Kroaten und eine Batterie leichter Feldgeschütze verschanzt hatten. Dann begann das zermürbende, stundenlange Warten. Es war ein klarer Sommertag. Gabriela beobachtete die großen weißen Wolken, die langsam über den Himmel glitten. Schon dreimal hatte sie ihre Pistolen überprüft und sie musste sich zusammenreißen, nicht erneut nach ihnen zu sehen. Ihre Reiter sollten nicht merken, wie unruhig sie war. Nacheinander musterte sie die Gesichter ihrer Männer. Drei waren am Morgen bereits gefallen. Sie hatte noch nicht einmal ihre Namen gekannt.
    Der Oberlieutenant Friedrich trat an ihre Seite und hielt ihr seine Feldflasche hin. »Was zu trinken?«
    Dankbar nahm sie an. Als sie die Flasche zurückgab, hatte sie eine Idee. Sie ging zu Nazli und holte einen Brotkanten, den sie beim Abmarsch in eine der Pistolentaschen geschoben hatte, hervor. Sie hielt ihn hoch über den Kopf und bemühte sich um ein siegessicheres Lächeln. Die Männer wussten, dass die Preußen von König Friedrich selbst befehligt wurden und dass der Alte Fritz noch niemals eine Schlacht verloren hatte.
    »Lasst uns Brotzeit halten, Männer, solange die Offiziere der Potsdamer Wachparade sich überlegen, ob sie uns nun noch einmal angreifen wollen oder nicht. Die Preußen mögen uns vielleicht einmal aus dem Feld geschlagen haben, doch aushungern lassen wir uns deshalb nicht.«
    Sie biss herzhaft in das harte Brot. Die groben Klumpen wollten ihr kaum den Hals hinuntergehen und schon nach dem ersten Bissen wurde ihr übel, doch sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen! Einige Herzschläge lang schauten die Männer zu ihr herüber, dann nahm auch ein junger Kornett den Brotbeutel von seinem Sattelhorn. »Recht hat der Unterlieutenant. Es mag sein, dass ich heute sterben werde, doch vor Hunger werde ich gewiss nicht zugrunde gehen.«
    Jetzt griffen auch die übrigen Männer nach ihrem Proviant und die ängstliche Spannung, mit der sie auf den nächsten Angriff der Preußen gewartet hatten, wich.
    Vor über einer Stunde hatte das Schießen schon begonnen, und wiederum hatten sie an der Schlacht keinen Anteil. Mit den anderen Husaren waren sie ein Stück nach Osten abgezogen worden und konnten aus der Ferne beobachten, wie die preußischen Grenadiere gegen das Dörfchen Krzeczhorz vorgingen. Kaum einen Kilometer entfernt zogen Kavallerieeskadronen auf und formierten sich für den Angriff. Gabriela holte das Fernrohr, das sie vom Prinzen geschenkt bekommen hatte, hervor und musterte die gegnerischen Reihen.
    Deutlich konnte sie die roten Jacken der Zieten-Husaren erkennen. Dahinter stand das Regiment Werner, das von einem ehemaligen Offizier der Nádasdy-Husaren kommandiert wurde. Wesentlich beunruhigender fand sie allerdings die blinkenden Brustpanzer von mindesten zwei Kürassier Regimentern, die dort Front machten. Dazu kamen noch Hunderte von Dragonern. Nervös setzte sie das Fernglas ab und schob es wieder zusammen. Ohne das Wissen, was dort drüben aufmarschierte, hätte sie sich besser gefühlt.
    »Was gibt’s zu sehen, von Bretton?«, fragte der Kornett an ihrer Seite neugierig.
    »Nun«, begann sie bedächtig, um noch ein wenig Zeit für eine passende Antwort zu gewinnen. »Wie es scheint, haben die Preußen einigen Respekt vor uns. Sie haben dort drüben mindestens drei Regimenter aufmarschieren lassen und wagen es immer noch nicht, zum Angriff gegen uns vorzugehen.«
    Der junge Husar grinste zufrieden. »Sollen sie nur kommen! Denen werden wir’s für die Schlappe von heut Morgen dreimal heimzahlen.«
    Gabriela nickte. Sie fühlte sich elend, weil sie ihren Kameraden belogen hatte. In Wirklichkeit standen dort drüben mindestens sechs Regimenter und wenn die Preußen sie angriffen, dann wäre es ganz gleich, wie tapfer sie sich wehrten. Diese Übermacht würde sie einfach in Stücke hauen.
    Die Husaren unter Nádasdys Kommando hatten sich hinter einen langgestreckten Hügelkamm zurückgezogen und waren damit außer Sicht der Preußen, als der Oberlieutenant Friedrich an Gabrielas Seite ritt und ihr ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Erst als sie sich ein Stück von der Truppe entfernt hatten, begann er zu sprechen.
    »Es sieht ernst aus. Der rechte Flügel unserer Armee droht zu zerbrechen. Wir haben schlechte Nachrichten vom Feldmarschall bekommen. Daun hat Ordre zum Rückzug

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