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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihm seine Ausrüstung ab. Er würde dessen Platz übernehmen. Gregorius vermied es, dorthin zu blicken, wo einmal der Kopf seines Freundes gesessen hatte. »Dafür werden sie mir bezahlen«, flüsterte der Nürnberger leise und drückte sanft die Hand des Toten.
    Einer der Artilleristen schob ein neues Geschoss in das Kanonenrohr. Eine Vollgusskugel war durch Leinenbänder fest mit einem hölzernen Spiegel verbunden, der fast genau dem Durchmesser des Rohrs entsprach. So konnte die Kugel nicht herausrutschen. Hinter dem Spiegel saß ein Leinensack mit der Treibladung aus grobkörnigem Schwarzpulver. Mit dem Setzer wurde die Ladung bis auf den Stoßboden des Rohrs geschoben. Gregorius rammte die Räumnadel durch das Zündloch und durchstach damit den Kartuschbeutel mit der Pulverladung. Dann setzte er das Schlagröhrchen ins Zündloch ein und bestäubte es mit Mehlpulver aus seiner Pulverflasche, um eine sichere Zündung zu garantieren. Als dies getan war, peilte er über das Rohr zum Hügel hinauf. Die Kanonen der Österreicher spien erneut Rauch und Flammen. Gregorius schlug mit der flachen Hand gegen die rechte Lafettenseite, und die Artilleristen drehten das Geschütz langsam weiter nach rechts, bis er ein Zeichen gab aufzuhören.
    Der Mann neben ihm wirbelte seinen Luntenstock durch die Luft, damit die Glut an der Luntenspitze nicht verlosch. Heulend zogen die Kanonenkugeln über sie hinweg und schlugen ein Stück hinter den Pulverwagen ein.
    Gregorius trat ein wenig zurück und brüllte: »Feuer!« Die Lunte senkte sich auf das Schlagröhrchen, das Pulver zischte kurz auf und fast im selben Augenblick bäumte sich das schwere Geschütz auf und rollte zurück. Auch die anderen Kanonen der Batterie waren abgefeuert. Es war fast windstill, und der beißende Pulverdampf hüllte die Stellung in weißen Rauch.
    »Herangetreten!«, bellte Gregorius mit heiserer Stimme. Die Bedienung ging an ihre Plätze, und die Kanone wurde ein Stück vor auf ihren alten Platz geschoben.
    »Wischt aus!« Der Feuerwerksmeister trat an das Rohr und drückte seinen Daumen auf das heiße Zündloch, um nachglimmenden Pulverresten die Luft abzusperren, während das Rohr gewischt und die neue Patrone eingesetzt wurde. Es kostete zwar einige kostbare Sekunden, den Wischer mit dem nassen Lammfell bis auf den Stoßboden zu schieben und einmal herumzudrehen, doch nur so konnte man sicher sein, dass keine glimmenden Pulverreste im Rohr zurückblieben. Verzichtete man darauf, ging man das Risiko ein, dass sich etwa übrig gebliebene Glut durch den Leinsack der Pulverladung brannte und der Schuss vor der Zeit losging.
    Gregorius verzichtete auf die weiteren Kommandos der Laderoutine. Seine Männer arbeiteten präzise wie ein Uhrwerk. Jeder Handgriff war Hunderte Male geprobt.
    Er rammte die Räumnadel durch das Zündloch und machte das Schlagröhrchen bereit. Inzwischen hatte sich der Pulverrauch ein wenig gelichtet, doch war nicht zu erkennen, ob sie die Stellung der Österreicher getroffen hatten. Ihre Grenadiere hatten inzwischen den Rand des Wäldchens erreicht, während weiter rechts ein heftiges Reitergefecht tobte. Gregorius wollte schon den Feuerbefehl geben, als auch zwischen dem Wäldchen und der Geschützstellung auf dem Hügel Reiter erschienen. Kürassiere! Hastig schlug er mit der Hand gegen die Lafette. »Das Geschütz nach links! Ein neues Ziel! Bringt Kartätschen nach vorn!«
    Hastig richteten die Kanoniere das Geschütz neu aus. Gregorius nahm Peilung und brüllte seinen Feuerbefehl! Ein Teil der Reiter schwenkte zum Wäldchen ein und ritt die Grenadiere nieder, die übrigen stürmten den Hang hinab auf die Geschützstellung zu. Wie Drachen fauchten die Bronzerohre Flammen und Rauch. Wieder nahmen die Pulverschwaden Gregorius die Sicht. Wenn sie es schafften, den Kürassieren schwere Verluste beizubringen, drehten die Reiter vielleicht wieder ab.
    »Wischt aus!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. Ein Windstoß zerriss den Rauchschleier. Die Österreicher waren noch höchstens achthundert Schritt entfernt. Wirbelnde Erdschollen prasselten auf die Geschütze. Wieder war eine Salve in die Uferböschung eingeschlagen. Eine schwere Eisenkugel hüpfte keinen halben Meter an ihm vorbei in Richtung der Munitionskarren. Mit einem Fluch warf sich Gregorius zu Boden. So als seien es nur Strohhalme, zerschlug die Kugel die Speichen eines Wagenrads. Der Munitionswagen neigte sich zur Seite und stürzte. Leinene Pulversäcke rollten

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