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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Standartenträger erreicht. Ein Hüne mit schwarzbraunen Augen. Sie ließ den Säbel fallen, der mit einem Lederband um ihr Handgelenk geschlungen war, und griff nach der Standarte. Gabriela war jetzt so dicht an dem Dragoner, dass diesem kein Platz mehr blieb, um sie mit der Klinge zu attackieren. Wütend stieß er mit dem Korb der Waffe nach ihrem Gesicht. Das kalte Metall traf sie am Wangenknochen, doch der Schlag wurde halb durch den geflochtenen Zopf, der ihre Schläfe schützte, abgefangen. Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen. Sie spürte den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Noch immer zerrte sie an der Standarte. Sie war mit einem eisernen Haken mit dem silbern gefransten Bandelier verbunden, das sich um die Brust des Dragoners wand. Der Kerl zog nun eine seiner Pistolen aus dem Sattelholster.
    »Fahr zur Hölle, Ungar!«, fluchte er, als ihn ein Säbelhieb quer über den Leib traf. Das Bandelier zerriss und ein breiter roter Schnitt klaffte über den blauen Uniformrock. Der Mund des Mannes klappte auf und zu wie bei einem Fisch, den man aufs Ufer geworfen hatte.
    »Nimm die Standarte!«, keifte der Kornett mit schriller Stimme. Irgendwo tönte das Signal zum Rückzug. Dicht an dicht waren die Reitermassen ineinander verkeilt.
    »Los jetzt, von Bretton, wir … « Ein blutiger Dorn ragte aus der Brust des Husaren, ruckte und verschwand wieder. Ein Dragoner hatte ihm seinen Pallasch unter dem Schulterblatt hindurch ins Herz gestoßen.
    Ein Stiefeltritt traf Gabriela in dem dichten Gedränge am Knie. Die kopflastige Standarte glitt ihr fast aus den Händen. Rings herum fluteten die Husaren zurück. Ein Ruck! Ihr wurde das schwere Feldzeichen aus den Händen gerissen. Mit einer Drehung aus dem Gelenk hatte sie den Säbel wieder in der Hand.
    Hinter den Dragonern schimmerte es weiß und schwarz. Kürassiere brachen zur Front durch. Gabriela fluchte. Es war höchste Zeit zu verschwinden. Wütend riss sie die Zügel herum. Hinter ihr hatte sich das Gedränge schon gelichtet. Ein Dragoner feuerte seinen Karabiner auf sie ab.
    Gabriela warf sich flach über den Hals der Stute und gab Nazli die Sporen. Auf ihren kleinen wendigen Pferden waren die Husaren schneller als ihre Gegner. Im Galopp eilten sie dem Hügel entgegen. Als Gabriela sich umdrehte, konnte sie sehen, wie weißgrauer Rauch aus dem Eichwäldchen quoll. Die verschanzten Truppen dort feuerten Salve auf Salve in die preußische Kavallerie. Die Reitertruppen waren in Unordnung gekommen, ihr Angriff zerbrochen. Jetzt riefen auch bei den Preußen die Hörner zum Rückzug. Nur ihre Husaren setzen ihnen noch nach.
    Gregorius beobachtete das Eichenwäldchen durch sein Fernglas. Sechs Mal schon war von Hülsen mit seinen Grenadierbataillonen vergebens gegen die Stellung angerannt. Die Hügelflanke vor dem Wald lag voller Toter und Verwundeter.
    »Höher, zum Henker! Richtet die Rohre höher, oder wir schießen unseren langen Kerls die Blechmützen vom Kopf!«, fluchte er. Fluchend schob er das Fernrohr zusammen und wandte sich zu den Geschützen. Nasse Lumpen lagen auf den Rohren, um sie zu kühlen. Prüfend strich er mit der Linken über die Mündung der nächststehenden Kanone. Es musste gehen. Zieten kam von der Flanke mit seinen Reitern. Diesmal würden sie die Österreicher massakrieren!
    Auf dem Hügel hinter dem Dörfchen Krzeczhorz krachten Kanonenschüsse. Die Weißröcke hatten dort eine neue Batterie aufgefahren.
    Ein Ton wie ein Glockenschlag erklang, gefolgt vom Krachen splitternden Holzes. Etwas Nasses traf Gregorius an der linken Wange, so als habe man ihm ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. Neben ihm sank Michel, einer seiner Feuerwerker, ins Gras. Eine Kugel hatte ihm den Kopf von den Schultern gerissen. Auch das Geschütz auf der Linken hatte einen Treffer erhalten. Das Rohr war aus der Verankerung gerissen worden und das Holz der Lafette zerfetzt. Daneben lag stöhnend ein junger Lieutenant, dem ein langer Holzsplitter aus dem Oberschenkel ragte.
    Gregorius biss sich nervös auf die Lippen und schmeckte Blut. »Die Batterie neu ausrichten. Schwenkt die Geschütze dreißig Grad nach rechts!«
    Wieder donnerten die Kanonen in der Stellung hinter dem Dorf. Doch diesmal war die Salve schlechter gezielt. Die schweren Eisenkugeln schlugen in die Böschung des kleinen Bachlaufs ein, hinter dem die Preußen ihre Geschütze aufgestellt hatten. Schlamm und Grassoden wirbelten durch die Luft.
    Der Feuerwerker kniete neben dem Toten und nahm

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