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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gegeben. Der Banus ist der Ansicht, dass die Preußen ihre Kavallerie sammeln, um zu einem Angriff auf das Eichenwäldchen anzusetzen und dann die Höhen von Krzeczhorz und Przerovsky zu überrennen. Wenn ihnen dies gelingt, wird die ganze Armee zerschlagen werden. Was das bedeutet, muss ich dir nicht sagen. Wien ist ihnen dann schutzlos ausgeliefert. Ihr König kann der Kaiserin einen Frieden diktieren, ganz wie es ihm beliebt, und statt unser Schlesien zurückzugewinnen, werden wir wahrscheinlich noch Böhmen und Mähren an ihn verlieren. An diesem kleinen Eichenbusch, an dem wir gerastet haben, wird sich das Schicksal Österreichs entscheiden. Können die Preußen die Stellung dort zerschlagen und die Reiter nachführen, dann ist die ganze Armee verloren.« In den zwei Wochen, in denen Gabriela unter Friedrichs Kommando diente, hatte der Oberlieutenant nicht ein einziges Mal so viel gesprochen wie jetzt. Muskeln zuckten nervös unter seinen Wangen. Seine Augen glänzten wie im Fieber.
    »Wisst Ihr, wie viele Regimenter der Feind für diesen Angriff versammelt hat?«
    Der Offizier schüttelte den Kopf.
    »Durch das Fernglas konnte ich Dragoner und … «
    Friedrich hob die Hand und schnitt ihr mit barscher Geste das Wort ab. »Viel Feind, viel Ehr!«
    »Aber wenn wir … «
    »Auf dem Hügelkamm ist ein Trompeter postiert. Wenn er zur Attacke bläst, greifen wir an. Zurück ins Glied!« Der Oberlieutenant wendete sein Pferd. Die Husaren hatten sich inzwischen nach Eskadronen aufgestellt, Reihe um Reihe, so als exerzierten sie auf dem weiten Hof vor der Kommandantur in Temeswar.
    Gabriela nahm am äußersten linken Ende der Linie Aufstellung, in die sich ihre Männer eingereiht hatten. Von rechts kam eine Gruppe Offiziere vor die Front geritten. Vorneweg Nádasdy. Als er die Mitte der Formation erreicht hatte, zügelte er sein Pferd.
    »Männer, noch nie war die Kaiserin in solcher Gefahr wie in dieser Stunde. Ihr seid jetzt das Fundament, auf dem der Thron Österreichs ruht. Werdet ihr schwach, so wird der Thron fallen, doch ich vertraue euch, so wie die Kaiserin mir vertraut. Wir müssen die Preußen nicht besiegen, sondern nur ihren Angriff stören und dafür sorgen, dass sie möglichst lange im Feuer stehen. Auf der anderen Seite des Hügels werden wir auf Kürassiere stoßen, die euch auf ihren mächtigen Pferden vielleicht wie leibhaftige Riesen erscheinen werden. Lasst euch nicht darauf ein, mit ihnen Klinge an Klinge zu gehen. Zielt mit eurem ersten Hieb nach den Köpfen der Pferde, und ihr werdet sehen, wie mit den Tieren auch die Riesen stürzen!«
    Vom Hügel ertönte das Trompetensignal.
    »Säbel blank zum Gefecht!«, rief der grauhaarige Husarengeneral. Hundertfach klirrte der Stahl. Nádasdys Lippen glänzten himbeerfarben unter dem gezwirbelten, aschgrauen Schnauzer. Mit der Klinge seines kostbaren Säbels bezeugte er dem Regiment die Ehre. Dann riss er die Zügel seines Rappen herum und wie ein Fanfarenstoß klang seine Stimme über das Feld. »Zum Angriff!«
    In gestrecktem Galopp eilten die Husaren die Hügelkuppe hinauf. »Für die Kaiserin!«, ertönte es aus Hunderten Kehlen. Auch Gabriela schrie, bis ihr der Hals schmerzte. Alle Angst war verflogen. Was um sie herum geschah, bekam plötzlich eine Distanz, so als sei sie ein Zuschauer aus der Ferne.
    Sie fielen den Preußen, die gegen das Wäldchen anritten, in die Flanke und in den Rücken. Ihre Linien gerieten durcheinander und dann begann das Gemetzel. Gabriela geriet an einen Dragoner mit einem rostroten Schnauzbart. Der Kerl zog seine Pistole und feuerte. Die Kugel riss ihr die Pelzmütze vom Kopf. Ihr Säbel beschrieb einen blitzenden Bogen wie ein Sensenblatt, das ins Korn fährt. Schon hatte sie den Reiter passiert. Blut tropfte von der silbernen Klinge.
    Ein Stück voraus sah sie das weißgoldene Tuch einer Standarte über der Masse der blauberockten Dragoner wehen. Die würde sie heute Nacht vor das Zelt des Feldmarschalls legen!
    »Zu mir!«, brüllte sie über den Lärm der Schlacht hinweg. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der junge Kornett und einige Reiter ihr den Rücken deckten. Mit der Linken zog sie eine ihrer Pistolen und schoss einem Dragoner mit sommersprossigem Gesicht in die Brust. Wie eine Furie brach sie in die Reihen der Feinde. Sie achtete kaum noch auf die Gesichter der Männer, an denen sie vorbeipreschte. Ein Hieb streifte ihre Schulter, doch ritzte er nur den Stoff der Husarenweste. Endlich hatte sie den

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