Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Sachen aus dem Umkleideraum und wartete, doch Elisa kam nicht. Anscheinend hatte er sie verpasst.
Dafür fand er Leo zusammengekauert vor der Zimmertür.
„Was ist los? Kommst du nicht rein?"
„Ich habe sie gesehen."
„Wen?"
„Rote Augen. Sie haben durch die Scheibe gestarrt."
„Haben sie sonst noch was gemacht?"
„Weiß nicht. Ich bin gleich rückwärts wieder raus."
Phil öffnete die Tür. Am schwarzen Nachthimmel hinter dem Fenster glühten unzählige Sterne, aber rote Punkte konnte Phil nirgends entdecken. Leo blieb hinter ihm. „Nicht mal Vorhänge haben sie hier", raunte er.
„Wir brauchen etwas, das sie abschreckt. Sag mal, liegt eigentlich Sangrias Sonnenaufgang noch unter deinem Bett?" Ehe Leo antworten konnte, lag Phil bereits auf dem Bauch und zog das Bild hervor. Der Rahmen passte genau in das Fenster. „Jetzt können sie sich von mir aus die Nasen an der Scheibe platt drücken." Phil legte den Kopf schief. „Na ja, die Rückseite sieht nicht ganz so schrecklich aus wie die Vorderseite. Ich glaube, damit können wir leben."
Leo schlüpfte in sein Nachthemd, das er neuerdings auch in der Schule trug, und versteckte sich unter der Bettdecke.
Phils Gedächtnis spulte die Begegnung mit Elisa ab wie einen Film. Warum war sie plötzlich verschwunden? Er fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, Elisa einzuweihen.
Am nächsten Morgen wachte Phil viel zu früh auf. Er beschloss, eine Runde durch den Park zu laufen. Als er seine Turnschuhe zuband, blinzelte Leo. „Wo willst'n hin?"
„Laufen."
„Warte, ich komme mit." Mit der Geschwindigkeit eines Faultiers wälzte sich Leo aus dem Bett. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er angezogen war. In einer Brombeerhecke auf dem Balkon des Speisesaals fanden sie den Eingang einer Röhrenrutsche. Zufällig landeten sie neben Elisa, die einen dunkelgrauen Trainingsanzug mit Kapuze trug.
„Nanu, seid ihr aus dem Bett gefallen?"
„Wir wollen ein Stück laufen. Dürfen wir mit?"
„Warum nicht?" Elisa schloss das Tor auf, das zu dieser Rutsche gehörte.
Gemeinsam umrundeten sie den See. Phil und Elisa liefen nebeneinander. In regelmäßigen Abständen drehten sie eine Schleife, damit Leo den Anschluss nicht verlor.
Nach einer Weile sah Phil auf die Uhr. „Schade, wir müssen zum Frühstück."
Elisa begleitete sie zum Tor. „Bis nachher. Und Phil, bitte geh vor dem Training noch unter die Dusche, ja?" Sie lachte hell, bevor sie zurück zum See lief. Mit knallrotem Kopf schnüffelte Phil an seinem T-Shirt. Es roch verschwitzt, doch er hatte keins mehr zum Wechseln. Zum Glück hatte Herr Kinsky ihnen erlaubt, während der zusätzlichen Trainingsstunden mit Elisa die Kampfanzüge zu tragen, darunter brauchte er kein Shirt. Trotzdem musste er es unbedingt waschen, am besten vor dem Schlafengehen.
An diesem Abend badete Phil allein unter der Kuppel. Er blieb länger als sonst, aber Elisa erschien nicht. Im Umkleideraum erwartete ihn eine unangenehme Überraschung – sein T-Shirt fehlte. Nur noch die Jeans hing am Haken. Hatte ihm jemand einen Streich gespielt? Phil durchsuchte den gesamten Raum, doch das Shirt blieb verschwunden.
Als er das Zimmer betrat, saß Leo kerzengerade auf seinem Bett. Neben ihm war die Bettdecke leicht gewölbt.
„Stell dir mal vor, mein zweites T-Shirt ist auch noch weg. Dabei hat es ziemlich streng gerochen."
„Wer macht denn so was?" Leo überlegte einen Augenblick. „Vielleicht will Sangria dich in ihren Laden locken. Sie hat hübsche Hawaiihemden im Sortiment."
„Eher traue ich Olaf zu, dass er mein T-Shirt geklaut hat. Wahrscheinlich stopft er es aus und boxt dann jeden Tag darauf herum."
„Gut möglich. Hast du noch was zum Anziehen?"
„Nein. Hätte ich gewusst, wie lange wir bleiben, hätte ich mehr eingepackt."
„Soll ich dir einen Pullover stricken? Wenn ich die Nacht durchmache, ist er morgen früh fertig."
„Du hast doch nicht etwa dein Strickzeug mit?"
Leo zupfte an seiner Bettdecke und wurde rot.
„Strickpullover sind nichts für mich. Aber kannst du mir ein T-Shirt borgen?"
Neidisch betrachtete Leo Phils flachen Bauch. „Na ja, meine Shirts sind ein bisschen größer als deine. Guck mal im mittleren Fach nach, da müssten noch saubere sein."
Phil zog ein dunkelgrünes T-Shirt heraus und streifte es über. Es war viel zu weit, die Ärmel reichten bis über die Ellenbogen. Er warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel. „Besser als jedes Hawaiihemd, würde ich sagen.
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