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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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strohgedeckten Holzhaus, das dicht an der Straße stand. Vor den Fenstern blühten zwischen hohen Gräsern Kornblumen und Mohn, hinter dem Haus war ein großer Kräutergarten.
    „Kommt rein", sagte Paul. In dem kleinen Flur roch es wie auf einer Wiese nach der Heuernte. Die Wände waren komplett mit gepressten Gräsern und Kräutern beklebt.
    Paul verschwand durch eine knarrende Holztür. Nach einer Weile wurde die Tür von einer zierlichen Frau mit einem Blumenkranz im Haar geöffnet. Über ihrem Leinenkleid trug sie eine Kette mit aneinandergereihten Hühnergöttern. Hinter ihr stand Paul.
    „Hallo, ihr beiden." Der Blick von Frau Struwwel blieb an Leos Strickpullover hängen. „Wo hast du diesen hübschen Pulli her?"
    Unsicher sah Leo zu Phil hinüber. „Ähm, der ist selbstgestrickt."
    „Selbstgestrickt? Von wem?" In die Augen von Frau Struwwel trat ein seltsamer Glanz. „Ein Kleid in diesem Muster muss fantastisch aussehen. Natürlich würde ich es bezahlen! Verrätst du mir den Namen oder ist es ein Geheimnis?"
    „Wenn Sie mir die Maße aufschreiben, gebe ich sie weiter. Ich bringe Ihnen dann auch die fertige Ware." Leo klang plötzlich geschäftsmäßig.
    „Fein!" Frau Struwwel rückte ihren Blumenkranz gerade. „Und jetzt wollt ihr also einen kleinen Ausflug machen?"
    Über ihre Schulter hinweg gab Paul Zeichen.
    „Ja, wir dachten, wir nutzen das schöne Wetter", ergriff Leo gut gelaunt das Wort.
    „Und wo soll es hingehen?"
    Paul schüttelte heftig den Kopf, seine krausen Locken flogen nach allen Seiten.
    Phil verstand. „Wir wollen zum See", erwiderte er, bevor Leo das wahre Ziel herausrutschen konnte.
    Paul reckte den Daumen in die Höhe. Als seine Mutter sich zu ihm umdrehte, fuhr er sich durch die Haare. „Ich habe euch Obst und Vollkornkekse eingepackt. Schließlich ist bald Mittagszeit."
    „Ach, Kamilla, das sind doch nur unnötige Ballaststoffe", protestierte Paul.
    „Hast du auch deine Badesachen eingepackt, Paul?", fragte seine Mutter ungerührt.
    „Nee, mach ich noch."
    Frau Struwwel schob Paul in das Zimmer zurück. Bald darauf kamen sie wieder. Pauls Mutter hielt einen Zettel für Leo und einen prall gefüllten Leinenbeutel in den Händen. „Ich hoffe, das reicht bis zum Abendessen."
    Widerwillig nahm Paul ihr den Beutel ab. „Wenn wir das alles gegessen haben, brauchen wir kein Abendbrot mehr."
    „Das wäre schade. Ich mache Mangold-Auflauf mit Haferflocken."
    „Ich kann's kaum erwarten." Phil sah Paul mitfühlend an.
    Zum Abschied winkte Frau Struwwel, wobei mehrere Muschelarmbänder an ihrem Handgelenk klapperten.
    Kaum hatte sie sich entfernt, zupfte Leo Paul am Ärmel. „Kann ich mal bei euch aufs Klo gehen?"
    „Gleich hier vorn." Grinsend stieß Paul eine kleine Tür auf, auf die ein grünes Herz gemalt war. Der Raum dahinter war so winzig, dass man sich beim Sitzen bequem mit den Ellenbogen auf dem Fensterbrett abstützen konnte. Das Fenster mit der spärlichen Gardine befand sich unmittelbar neben der Haustür.
    „Sag mal, kann man da von draußen reingucken?", fragte Leo misstrauisch.
    „Unsinn, hier drinnen sieht dich keiner."
    Einen Augenblick später klingelte es. Paul öffnete. Draußen grüßte Lukas gerade in Richtung Toilettenfenster: „Tag, Leo."
    Lukas wollte Paul zum Baden abholen. Als er hörte, was die drei vorhatten, entschloss er sich mitzukommen.
    Erst nachdem Paul mehrmals gegen das Fenster geklopft hatte, verließ Leo mit glühendem Kopf die Toilette und sie konnten endlich aufbrechen.
     

Der Verrückte Wald
    Sie überquerten die Wiesen sowie den flachen Fluss, den sie von der Autorennstrecke her kannten, und liefen am Wald mit den variablen Hindernissen vorbei bis zur Schlucht, über die zwischen zwei fensterlosen Türmen ein Metallsteg führte. In der Ferne donnerte der Wasserfall, der das Gebirge teilte.
    „Da rüber?" Phil zeigte auf den glänzenden Steg, unter dem der Fluss toste.
    „Genau!", bestätigten Paul und Lukas wie aus einem Mund.
    „Die haben das Geländer vergessen", beschwerte sich Leo.
    Paul drehte den Kopf nach allen Seiten. „Noch schlimmer ist, dass jemand vergessen hat, die Brücke wieder einzufahren. Wer weiß, was aus dem Verrückten Wald schon alles hier rüber spaziert ist." Er führte Phil und Leo zu dem Turm am Rande der Schlucht. Ein Metalltürchen stand offen. Paul tippte auf den Bildschirm dahinter. „Drüben sieht's genauso aus. Wenn ihr die Hand drauflegt, wird die Brücke eingezogen oder ausgefahren – je

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