Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Quaks und umfasste dessen Leib mit beiden Händen. Mit einem überlegenen Lächeln hielt er ihn in die Höhe, doch der Quaks krümmte sich und biss zu. Augenblicklich sackte Olaf in sich zusammen.
Paul erging es nicht besser. Er hatte versucht, dem Tier auf den Schwanz zu treten. Im nächsten Moment bohrten sich die gelben Zähne durch den Schutzanzug. Lukas, der in seiner Nähe stand, flüchtete im Kniehebelauf. Seine moosgrünen Haare wippten auf und ab.
Phil stellte sich dem Quaks in den Weg. Er konnte sehen, wie das Tier die Muskeln anspannte. Als es an ihm vorbeiflog, erwischte er es am Schwanz. Bevor der Quaks herumschnellen konnte, hatte Phil ihn im Genick gepackt.
„Gut gemacht", lobte Herr Kinsky.
Phil brachte den Quaks zum Lehrertisch. Dessen Haut fühlte sich wie das Leder eines Basketballs an. Herr Kinsky tippte auf einen Hautlappen an der Brust der Kreatur. „Quakse besitzen einen sogenannten Brustbeutel. Darin transportieren sie Vorräte oder ihre Jungen oder auch beides. Übrigens ist es durchaus möglich, dass Sie darin eine Drachenpfeife vorfinden."
Phil fasste in den Beutel, doch er war leer. Der Quaks quiekte und begann wild zu zappeln. Schnell setzte Phil das Tier in den Käfig.
Herr Kinsky holte einen K.o.-Stift aus der Hosentasche und steckte ihn in das Ladegerät. Sofort hing der Quaks an seinem Schutzhandschuh, Herr Kinsky betäubte ihn mit dem frisch aufgeladenen Stift.
An einem Kissen führte er vor, wie der K.o.-Stift funktionierte. Jeder Schüler durfte mehrere Probeschüsse abfeuern und musste den Stift hinterher wieder aufladen.
Am Schluss des Unterrichts fragte Lukas, ob er das Kissen mitnehmen dürfe, weil er so schlecht einschlafe. Es müsste doch mit Betäubungsmittel durchtränkt sein. Herr Kinsky hatte nichts dagegen, machte ihn aber darauf aufmerksam, dass sich das Betäubungsgift ebenso wie die Pfeile nach wenigen Sekunden auflöste.
Beim Mittagessen wollten Paul und Lukas alles über den Verrückten Wald wissen.
Mit leuchtenden Augen berichtete Leo, was sie erlebt hatten. Dass Phil in der Höhle von Horst seine Mutter gefunden hatte, verschwieg er wohlweislich.
Die gefährlichsten Stellen schmückte Leo so dramatisch aus, dass Melanie mehrmals bestürzt nach seiner Hand griff, was Leo nur noch mehr anspornte.
Phil gönnte ihm diesen Auftritt. Nur Olaf Junker konnte sich einen gehässigen Kommentar nicht verkneifen. „Das war die dämlichste Geschichte, die ich jemals gehört habe", sagte er, ehe er mit Stefan im Schlepptau ging.
„Das ist nur der Neid", stellte Melanie fest.
Leo lehnte sich zurück. „Wer's nicht glaubt, kann sich gerne selbst überzeugen. Die Strickleiter hängt noch am Baum."
Paul hatte Leos Bericht mit offenem Mund gelauscht. Er klappte ihn erst zu, als Phil ihm das Taschenmesser gab. „Den Beutel hat die Pflanze mitgefressen. Ich hoffe, deine Mutter kann den Verlust verschmerzen."
„Wenn sie mich danach fragt, muss ich mir was einfallen lassen. Meine Mutter denkt nämlich immer noch, ihr wart mit am See und habt bloß eure Sachen bei uns vergessen."
Am Abend verschaffte Melanie Leo zum zweiten Mal die Aufmerksamkeit der Klasse. Sie trug einen hellblauen Strickpullover mit Zopfmuster und erzählte allen, dass er ein Geschenk von Leo sei.
Als Phil später vom Schwimmen kam, hatte Leo einige gestrickte Schals auf seinem Bett ausgebreitet. Er war gerade dabei, kleine Zettelchen daran festzuknoten.
„Was machst du da?" Phil schnappte sich einen Schal mit rippenartigem Muster, der die Bezeichnung „Rechts - links" trug.
„Melanie wünscht sich noch einen Pullover. Sie soll sich das Muster selbst aussuchen." Leo reckte das Kinn vor. „Ich weiß, was du von meinem Hobby hältst, aber es ist mir egal."
Verwundert sah Phil ihn an. „Ich habe doch gar nichts gesagt."
„Aber gedacht!"
„Nein, wirklich nicht. Seit dem Verrückten Wald sehe ich deine Stricknadeln mit ganz anderen Augen."
Leos Gesichtszüge entspannten sich. „Wenn du willst, bringe ich dir das Stricken irgendwann bei."
„Nee, lass mal stecken."
Im Verlauf des nächsten Unterrichtstages lernten sie die Wesen kennen, die sie außer den Katzenmenschen und den Quaksen in der Drachenburg erwarteten: Stachelbären, Erdbären, Kugel-Schrei-Bären, Libellen und Riesenzecken sowie fliegende Kleeblätter und Wanderkakteen.
Herr Kinsky hatte unterschiedlich große Kisten mitgebracht, die er nacheinander öffnete. Zuerst waren die Stachelbären an der Reihe. Noch während
Weitere Kostenlose Bücher