Die Suche nach dem Wind
getan. Die Bestie hätte dich getötet. Du warst doch gar nicht mehr bewaffnet. Außerdem hättest du dasselbe für uns getan. Mach dir keine Gedanken! Auch an der Schulter scheint nichts gebrochen zu sein, soweit ich das beurteilen kann. Ist also gar nicht so schlimm. Sieht nur übel aus.«
Lennart sah an sich herunter und dann auf seine Begleiterin. Beide hatten sie Blessuren davongetragen, Kratzer, kleine Schnitte, Risse in der Kleidung. Nichts anderes konnte man nach so einem Kampf erwarten. Eigentlich waren sie sogar richtig gut weggekommen. Aeneas hatte, von der Wunde durch die Keule abgesehen, nicht den kleinsten Kratzer. Ein so überlegener Kämpfer konnte doch auch er nicht sein, nicht gegen eine solche Überzahl.
Die Assistentin betrachtete den Ringlord ebenfalls nachdenklich, aber aus ganz anderem Grund. »Sag mal, Lennart, kennst du diese Kette?«, fragte sie, ohne den Blick zu heben.
»Nein, er trägt nie Schmuck außer seinem Siegelring. Die sieht merkwürdig aus.«
»Es sieht aus wie drei Schlangen, die zu einer verschmelzen. Das kommt mir bekannt vor«, erklärte sie, tief in Gedanken versunken.
Lennart legte seine Hand unter die Kette, um sie genauer betrachten zu können, und erschrak. »Sie ist eiskalt.«
Erma starrte ihn an. »Metall, das selbst im Feuer kalt bleibt! Jetzt weiß ich wieder, was das ist. Das sind die Schlangen von Loth. Ich habe einmal davon gelesen.«
»Loth? Was sollte Aeneas mit einer Kette dieses Schwarzmagiers anfangen wollen?« Lennart war völlig durcheinander. »Vielleicht weiß er gar nicht, was er da trägt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich sie erkannt habe, kennt er sie auch. Das muss etwas zu bedeuten haben. Aber was?«
Lennart schaute von ihr zur Kette und wieder zurück und schnaubte: »Aeneas ist kein Schwarzmagier. Das ist blanker Unsinn.«
»Das habe ich auch nicht behauptet. Natürlich ist er keiner, schließlich ist er ein Ringlord.«
Sie überlegte eine Weile und ergänzte dann nachdenklich: »Er wird die Kette von der Mutter Oberin erhalten haben. Wenn die Kinder den Berg sprengen, wird jegliche Magie frei. Wir wissen, dass Karon als schier unbesiegbar gilt. Vielleicht hofft Aeneas, durch die Kette ebenfalls schwarze Magie aufsaugen zu können, um ihn so vielleicht doch besiegen zu können.«
Lennart schluckte zunächst und schüttelte dann wild den Kopf. »Das ist nicht Ihr Ernst. Man kann doch nicht irgendeine fremde Magie aufsaugen. Wie sollte das gehen?«
Sie zog die Schultern hoch und seufzte: »Ich weiß es auch nicht. Ich ...«
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, denn der Ringlord kam zu sich, stöhnte, ächzte und hielt sich den Kopf mit der rechten Hand.
In Lennart erwachten daraufhin prompt wieder Schuldgefühle. »Aeneas?«, fragte er leise.
Der hob mühsam die Lider, blinzelte und rieb sich die Augen.
»Fleischwunden und eine üble Prellung, nichts Ernsteres! Geht es einigermaßen?« Erma wurde ihrer neuen Rolle als Krankenschwester in vollem Umfang gerecht.
»Ja, ich kann nur kaum etwas sehen. Wie lange war ich weg?« Er machte Anstalten, hochzukommen, und Lennart packte sofort an und half ihm, sich aufzusetzen, währen er antwortete: »Dreißig Minuten, viel länger nicht.« Dann erzählte er kurz, wie die Wölfe sich zurückgezogen hatten.
Der Ringlord hielt sich derweil immer noch den Kopf. »Sie haben sich einfach verzogen?«, fragte er ungläubig.
»Kaum, dass der Riese dich unter sich begraben hatte! Seltsam, oder?«, fragte sein Freund zurück. »Seltsam, wie eigentlich der ganze Kampf!«
Aeneas schien zu überlegen, nickte schließlich, zuckte bei der Bewegung zusammen und stöhnte unterdrückt. »Meine Güte, ich fühl mich furchtbar.«
»So siehst du auch aus. Ich würde in den nächsten Tagen keinen Spiegel benutzen, wenn ich du wäre.« Lennart grinste halbherzig seinen Begleiter an. Dann fiel ihm ein, dass der ihn gar nicht sehen konnte, und sein Gesicht wurde schlagartig wieder ernst.
»Charmant wie immer! Sei so nett und reich mir etwas zu trinken.«
Lennart beeilte sich, eine Flasche zu holen, und begann dann zögerlich: »Aeneas, vorhin, ... also ich wollte ...«
Weiter kam er nicht, denn der Ringlord unterbrach ihn: »Es war allein meine Schuld. Ich war nicht schnell genug. Gegen so eine primitive Bestie ist das schon peinlich. Ich wäre dir dankbar, wenn du es nicht jedem auf die Nase binden würdest.«
»Klar! Ich sag, du hättest dich beim Rasieren geschnitten.«
»Können Sie Ihren linken Arm
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