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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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unternehmen werden. Sollte ich mich getäuscht haben, als ich dem Wort eines Ringlords vertraute?«
    »Ich kämpfe mit Ihnen gegen wen Sie wollen, ich diene auch gern als Köder, aber, bevor Sie meine Schützlinge in Gefahr bringen, werde ich wortbrüchig und kämpfe notfalls auch gegen Sie. Ich finde den Weg allein zurück. Gute Nacht, von Gandar!«

    Aeneas hörte, wie die Tür geöffnet wurde und Eriks Flüstern. »Schläfst du schon?«
    »Nein, aber warum schläfst du noch nicht?«
    »Ich kann nicht. Es geht mir so viel im Kopf herum und Adrian ist mitten im Gespräch eingeschlafen.«
    Der Ringlord seufzte auf. »Okay, das Bett ist ziemlich breit. Ich rutsch ganz an die Wand, dann kannst du dich hinlegen, ohne dass jemand auf dumme Gedanken kommt, wenn er uns sieht.«
    Erik, dem tatsächlich kalt war, kam der Aufforderung ohne zu zögern nach, kuschelte sich in die Decke, schwieg aber.
    Aeneas fragte schließlich: »Es lief nicht ganz so, wie du es dir vorgestellt hast, nicht wahr?«
    »Nein, überhaupt nicht«, antwortete Erik traurig. Dann sprudelten seine hoffnungsvollen Erwartungen und seine negativen Eindrücke bei der ersten Vater-Sohn-Begegnung aus ihm heraus. Hölzern und abweisend war sein Vater ihm vorgekommen. Noch nicht einmal bedankt hatte er sich für die Rettungsaktion der Jugendlichen. Still hatten sie sein sollen. Er wünschte, er wäre nie hergekommen.
    Sein Vormund wünschte das ebenfalls, konnte auch dem Vater nichts Positives abgewinnen, bat jedoch, allein um Erik zu trösten: »Gib ihm Zeit! Er kann jetzt nicht an sich oder an dich denken. Das verbietet seine Stellung. Weißt du, es ist in den letzten Stunden so viel Unerwartetes geschehen, und es gibt deshalb so viel zu tun. Es ist nicht leicht, Verantwortung für viele Menschen zu tragen.«
    »Aber du hast genauso viel Verantwortung und nimmst dir immer Zeit, uns zuzuhören. Du bist ganz anders.«
    »Weil ich euch kenne und weiß, dass ihr ohnehin keine Ruhe gebt. In ein paar Tagen wird dein Vater das auch wissen.«
    Erik grinste leicht, bevor seine Miene sich wieder verdüsterte. »Stell dir vor: Er hat mich nicht einmal in den Arm genommen. Ich stand das erste Mal seit zwölf Jahren vor ihm, und er gab mir die Hand und sagte: Es freut mich, dich zu sehen. Nach all den Jahren tat er so, als wäre ich gerade mal vom Kiosk zurückgekommen.«
    Vom Kiosk zurück und schon in einen Krieg geworfen, ging es Aeneas durch den Kopf. Vielleicht hätte er doch seinem Impuls folgen und dem geächteten Ringlord den Hals umdrehen sollen. Seine Erwiderung spiegelte seine Gedanken allerdings nicht wieder. Zu unglücklich sah Erik drein. »Ihr werdet euch schon näher kommen. Die Umstände sind schwierig. Ihn belasten zu viele Probleme.«
    »Dich etwa nicht?«, fragte Erik. Einen kurzen Moment lang glaubte er, Kummer in den Augen seines Freundes zu sehen, doch der Blick ging so schnell in ein Lächeln über, dass er sich dessen nicht sicher war.
    »Ich kenne dich ja schon etwas länger, bin daher Probleme gewöhnt und nicht mehr so leicht zu beeindrucken.«
    »Du bist manchmal wirklich ungerecht«, erklärte Erik kichernd, aber gleich darauf wurde sein Gesicht erneut wieder ernst. »Was meinst du? Er ist so steif und förmlich. Vielleicht entspreche ich ja seinen Erwartungen nicht? Vielleicht ist er enttäuscht?«
    »Sei nicht albern, Junge!« Aeneas stieß ihn leicht an der Schulter an. »Jeder Vater wäre stolz auf einen Sohn, der sich so viel Mühe mit seiner Befreiung gibt. Für ihn ist die Vaterrolle ja auch ziemlich unbekannt. Gib ihm einfach Zeit!«
    Erik nickte, obwohl er nicht überzeugt war. »Ich bin trotzdem froh, dass du hier bist. Es tut mir nur leid, dass du verletzt wurdest. Vorhin habe ich ja nur dein Gesicht gesehen, aber deine Schulter sieht viel übler aus. Tut sie sehr weh?«
    »Nein! Sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Erik glaubte ihm zwar nicht, atmete jedoch tief durch und kam auf das zweite Problem zu sprechen, das ihn nicht schlafen ließ. »Bist du böse auf mich, weil ich nicht getan habe, was ich dir versprochen habe?«
    Sollte er böse sein auf jemanden, der gutgläubig und nichtsahnend sein Leben beendet hatte? Unwürdige Gedanken für einen van Rhyn! Das hatte er früh lernen müssen und konnte seine Antwort daher sogar mit einem Lächeln begleiten. »Ich war erst böse, ziemlich böse, aber längst nicht mehr.«
    »Wirklich nicht? Es fiel mir nicht leicht, nur glaubte ich doch, es tun zu müssen – für meinen Vater und

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