Die Suche nach dem Wind
auch für dich. Und jetzt ist alles so ... grässlich.«
»Ich verstehe deine Beweggründe und hätte vermutlich genauso gehandelt. Mach dir keine Gedanken! Es wird schon werden.«
»Aber hier haust ein Schwarzmagier. Was machen wir jetzt?«
»Versuchen, die Höhlenkinder zu befreien! Was denn sonst?«
»Aber wie, wenn dieser Karon so ungeheuer stark ist?«
»Uns fällt schon was ein. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Lass uns morgen drüber reden! Der Tag war lang, wir sollten wirklich schlafen.«
»Ja, ich bin endlich auch müde. Tat gut, mit dir zu reden. Danke! Ich wünschte, Vater wäre so wie du.« Erik gähnte herzhaft und rollte sich zum Schlafen zusammen.
Der Ringlord wollte ihn noch dazu auffordern, in sein eigenes Bett zu gehen, nahm aber davon Abstand, weil es offensichtlich schon zu spät war. Er selbst fand trotz seiner bleiernen Müdigkeit lange keinen Schlaf, und in den frühen Morgenstunden schreckte er aus seinem immer wiederkehrenden Albtraum hoch. Anders als die Male zuvor, hatte er diesmal den Ruf der Schlangenburg verstanden, und Angst vor der Zukunft schnürte ihm die Kehle zu.
10. Kapitel
Einige Stunden später saßen alle Gäste beim Frühstück, als Duncan hereinkam und einen guten Morgen wünschte. Alle grüßten zurück, und Aeneas fragte höflich: »Möchten Sie eine Tasse Tee mit uns trinken? Frau Kossolowy hat ihn mitgebracht und zubereitet.«
Der Ältere schenkte der Einladung keine Beachtung, sondern schaute pikiert auf die Schar Jugendlicher, die sich nicht erhoben hatte und völlig ungeniert weiteraß, und blickte seinen Kollegen mit gerunzelter Stirn an. »Ich vermisse hier jeglichen Respekt. Rhan erheben sich normalerweise beim Anblick eines Ringlords.«
Aeneas musterte ihn von oben nach unten und wieder zurück und bemerkte frostig. »Sie scheinen eins vergessen zu haben, Herr von Gandar. Ich bin nebenher vielleicht vieles, aber auch immer noch ein Hochlord. Sie jedoch sind längst kein Ringlord mehr. Ich will jetzt aus Höflichkeit nicht weiter darüber sprechen, was Sie stattdessen sind.«
Erma dachte, über einen derart arroganten Tonfall und herablassenden Blick konnte man wohl nur verfügen, wenn man aus dem Geschlecht derer van Rhyns kam. Sie erkannte an den überraschten Gesichtern der Jugendlichen, dass ihr älterer Begleiter sich anscheinend selten so benahm.
Die beiden Männer maßen sich mit unterkühlten Blicken, dann lenkte Duncan ein. »Sie haben recht. Es steht mir kaum zu, Kritik zu üben. Ich hoffe, Sie fanden alles wie gewünscht vor.«
»Danke, ja! Wie sieht es oben aus?« Aeneas war wieder die Freundlichkeit in Person.
Duncan zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Ich würde das Angebot eines Tees jetzt gern annehmen.«
Er wartete, bis Erma ihm eine Tasse reichte, trank, seufzte genießerisch und nickte ihr zu. »Earl Grey, meine Lieblingsmarke auf der Erde. Nie hatte ich gehofft, sie noch einmal genießen zu können. Ich danke Ihnen.«
Nach einem weiteren Schluck wandte er sich Aeneas zu. »Karon sucht die Entscheidung. Seine Wölfe schwärmen aus. Es hat schon kleinere Kämpfe gegeben. Natürlich waren diese Kreaturen überrascht, mit Feuer angegriffen zu werden, aber das wird sie nicht lange aufhalten. Karon selbst hält sich noch bedeckt. Ich erwarte in den nächsten Stunden schwere Kämpfe. Deshalb hätte ich es gern, wenn alle Anwesenden bleiben würden.«
Er blickte von einem Jugendlichen zum anderen. »Überlegt es euch! Ich will keinen zwingen, hierzubleiben, aber wir sind auf jeden Magier angewiesen. Allein schon die Anzahl der Feinde ist erschreckend. Natürlich darf auch nicht vergessen werden, dass es noch Tage dauern wird, bis unsere Magie voll entwickelt ist. Wir ...«
Ein Räuspern Eriks ließ ihn innehalten. Der fragte leise: »Das hab ich gestern schon nicht verstanden. Warum dauert es so lange, bis alle wieder über ihre Magie verfügen?«
»Wenn du sehr lange im Bett liegen musstest, benötigst du auch Zeit, um deine unbewegten Muskeln voll beanspruchen zu können. Mit der Magie ist es genauso. Offensichtlich hast du Magie noch nicht als einen Teil deines Körpers gesehen. Sie ist es aber.«
Duncan wartete das Nicken seines Sohnes ab und griff seinen alten Gesprächsfaden wieder auf. »Der bevorstehende Kampf wird wahrlich nicht einfach, doch ich denke, die Höhlenkinder haben es verdient, dass wir ihn annehmen.«
Nach einem Blick auf die nachdenklichen Jungmagier fuhr er fort: »Hier sind Pläne unseres
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