Die Suche nach der Sonne
Einzigartigkeit der Shellback betraf, nicht übertrieben hatte. Das wartungsfreie Kraftwerk des Schiffs war das kleinste und leistungsfähigste, das Maq je gesehen hatte. Was für einen Treibstoff es auch immer verbrennen mochte, er war in einem metallenen ›Sarg‹ enthalten, in dem gerade ein Mensch Platz gehabt hätte. Gleichzeitig hatte die konstante Anzeige ›Vollast verfügbar‹ Ancor davon überzeugt, daß die Leistungsfähigkeit des Kraftwerks praktisch unbegrenzt war. Das einzige, was ihn an dieser hochentwickelten Maschine störte, war die Frage, ob ein Berg Platin ausgereicht hatte, ihre Entwicklung zu bezahlen. Dieser Land-a, der seinen Unfall unmöglich überlebt haben konnte, warf mehr Fragen auf, als das fremde Universum, in das er die unkonventionelle Gruppe Entdecker gedrängt hatte.
Die Shellback erreichte im Raumflug eine Geschwindigkeit von ungefähr 80.000 Kilometern pro Stunde, und sie rechneten mit einer Reisezeit von 40 Standard-Tagen zur Erd-Schale. Nachdem erst einmal die Koordinaten in den Navigations-Computer eingegeben worden waren, würde der größte Teil des Flugs automatisch ablaufen. Als das Schiff seine Reise durch den Widder-Raum aufnahm, hatte Ancor wieder genügend freie Zeit, um sich dem Speicherchip zu widmen, den er von Tortigus Veritain erhalten hatte. Er hatte gehofft, einen weiteren Vermerk über Land-a zu finden, aber der einseitige Eintrag, der als nächstes erschien, erwähnte den geheimnisvollen Prinzen nicht. Dennoch stimmte er Maq nachdenklich.
UNIVERSITÄT VON AJKAVIT: PROFESSOR N. K. V. SOO AN PRÄSIDENTIN LAYOR. MADAM: WIR SIND IN DER LAGE, IHRE ANFRAGE DEFINITIV ZU BEANTWORTEN. THEORETISCHE UND EXPERIMENTELLE VERIFIZIERUNG VON EINSTEINS RELATIVITÄTSTHEORIE BELEGEN EINDEUTIG, DASS DIE BESCHLEUNIGUNG EINES KÖRPERS AUF LICHTGESCHWINDIGKEIT FÜR IMMER UNMÖGLICH BLEIBEN WIRD.
»Interessant!« sagte Ancor zu sich selbst. »Aber noch interessanter ist die Frage, was Präsidentin Layor überhaupt zu dieser Frage veranlaßte.«
Sine Anura kam herein und stellte sich hinter ihn. Sie las über seine Schulter hinweg die Worte auf dem Bildschirm.
»Was bedeutet das?« fragte sie.
»Das bedeutet, daß wir 40 Tage für die Reise zur Erd-Schale benötigen, während jemand mit Lichtgeschwindigkeit nur ungefähr eineinhalb Minuten bräuchte.«
»Ist das wichtig?«
»Nur, wenn man eine wirklich große Entfernung zurücklegen muß und nur einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung hat. Wenn man Vorräte für ein Jahr hat und mit Lichtgeschwindigkeit reist, könnte man fast zehn Billionen Kilometer zurücklegen. Die Shellback würde in derselben Zeit nur etwa 700 Millionen Kilometer hinter sich bringen.«
»Wir sind also viel langsamer.«
»Entscheidend langsamer. Wenn der einzige Ort, zu dem man reisen könnte, in ein Lichtjahr entfernt wäre, würde die Shellback fast 13.000 Jahre für die Reise benötigen. Mit anderen Worten, sie würde nicht stattfinden.«
Er rief die nächste Seite des Speicherchips auf. Eine Zahlentabelle erschien. Es waren geophysikalische Daten der Mars-Schale, die auf winzige Abweichungen in der Schwerkraft an verschiedenen Punkten von den Polen bis zum Äquator verwiesen. Einen Augenblick lang verstand er nicht, warum man ihm diese Daten gegeben hatte. Dann lehnte er sich zurück, und plötzlich zeichnete sich das Ausmaß seiner Sorge in jedem Zug seines löwenhaften Gesichtes ab.
»Oh, mein Gott!« sagte er. »Die Speichen!«
Sine Anura bekam keine Gelegenheit nachzufragen, was diesen Ausbruch verursacht hatte. Tez war am Interkom.
»Maq, wir sehen vor uns einen Haufen Lichtpunkte. Sie sind zu weit weg, als daß die Orter viel hergeben, aber Cherry will, daß du sie dir ansiehst.«
»Bin schon auf dem Weg, Tez. Komm schon, Sine, das sehen wir uns an!«
Von der abgedunkelten Beobachtungskuppel aus konnten sie die schwachen Lichtpunkte erkennen. Selbst in der vergrößerten Darstellung auf den Orterschirmen erschienen sie lediglich als winzige Stecknadelköpfe. Maq mußte auf volle Vergrößerung schalten, bevor er die Informationen bekam, nach denen er suchte. Schließlich richtete er sich auf.
»Alles in Ordnung. Die Spektralanalysen entsprechen denen gewöhnlicher Proto-Sonnen. Was wir sehen, sind die Kunst-Sterne über der Erd-Schale.«
»So viele?« fragte Sine Anura.
»Vergiß nicht, daß wir aus dieser Entfernung die ganze Halbkugel der Schale sehen. Ich glaube nicht, daß irgend jemand vor uns jemals eine Hälfte des Gürtels
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