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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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lieber einem Axtmörder geben, doch als Isobel ermunternd nickte, entließ sie die kleine Kreatur widerstrebend erneut in Greys zweifelhafte Obhut.
    Er nahm das Kind fest in den Arm und pfiff leise durch die Zähne; fremde Hunde ließen sich davon meistens beruhigen.
Er schritt im Zimmer auf und ab und wiegte es sanft, während er das kleine Wesen so unauffällig wie möglich so positionierte, dass es das Licht im Rücken hatte.
    Er meinte , dass das Haar einen leisen Rotstich hatte - doch er konnte es nicht beschwören.
    »Ist er nicht niedlich?« Isobel strich liebevoll über den schmalen Haarstreifen. »Ich glaube, er wird meiner Schwester ähnlich werden - seht Ihr? Er hat ihre Haare, da bin ich mir ganz sicher.«
    Zähneknirschend stellte Grey fest, dass Genevas Haarfarbe tatsächlich ein tiefes Kastanienbraun gewesen war. Hier gab es also keine Antworten. Gerade überlegte er, wie er den Frauen das Kind zurückgeben konnte, ohne unhöflich zu wirken, als der Junge dieses Problem selbst löste, indem er einen lauten Rülpser ausstieß und eine bemerkenswerte Menge halb verdauter Milch auf Greys Schulter verteilte.
    »Möchtet Ihr da nicht auf der Stelle heiraten und selbst Kinder bekommen?«, fragte Isobel und liebkoste dem Baby den Rücken, während das Kindermädchen Grey missmutig den Schlamassel von der Kleidung wischte.
    »Ich glaube, ich kann meine Ungeduld beherrschen«, sagte er, und beide Frauen lachten, als hätte er einen geistreichen Scherz gemacht.
    »Oh, seht nur!« Isobel warf einen entzückten Blick auf das Kind. »Er lächelt, Lord John. Er hat Euch gern!«
    »Also, eigentlich …«, begann das Kindermädchen mit einem nachdenklichen Blick auf das Gesicht des Kindes, das rapide rot anlief. »Ich glaube eher …«
    »O je«, sagte Isobel. Die Luft wurde von einem höchst ungewöhnlichen - süßlichen, aber übelriechenden - Geruch erfüllt.
    »Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit«, sagte Grey höflich und verbeugte sich vor dem Baby. »Euer Diener, Sir.«
    Erst als er und Tom schon wieder auf halbem Weg nach London waren, fiel ihm ein, dass er ganz vergessen hatte, nach dem Namen des Kindes zu fragen.

DRITTER TEIL
    Geteilte Loyalitäten

9
    Widernatürliche Akte
    Grey kehrte aus der Stille der kahlen Hügel in ein London zurück, in dem es gärte.
    Wie Hal vorausgesagt hatte, waren die Zeitungsdrucker auf Ffoulkes’ französische Familienkontake gestoßen und hatten die Hinweise auf eine unappetitliche Verschwörung ausgegraben; Ffoulkes’ Frau war aus dem Land geflohen und hielt sich wahrscheinlich in Frankreich auf. Ein weiterer Verschwörer, ein Anwalt namens Jeffords, war verhaftet worden und sollte gemeinsam mit Hauptmann Bates und Harrison Otway vor Gericht gestellt werden. Ihre Anklagen lauteten von unsittlichem Benehmen bis hin zur Sodomie und der Konspiration zur Vollführung widernatürlicher Akte - und ganz nebenbei auch auf Verschwörung zur Ermordung diverser Richter und Minister, bei denen es sich anzunehmenderweise um jene handelte, die am lautesten gepredigt hatten, wie dringend dieser Sittenverstoß auszurotten sei.
    »Wie ich sehe, ist von Hochverrat keine Rede«, bemerkte Grey an seinen Bruder gerichtet und zerknüllte eine Flugschrift mit einer Karikatur, die zwei der Verschwörer bei einem dieser widernatürlichen Akte zeigte. Dann warf er das Blatt in das Kaminfeuer in Hals Amtsstube. »Wie du schon vermutet hattest.«
    Hal zuckte mürrisch mit den Achseln.
    »Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu sehen, dass es Bernard Adams und Konsorten lieber ist, wenn sich die Öffentlichkeit über eine schöne sodomitische Verschwörung aufregt als über alarmierende Nachrichten von einer Verräterbande, die verdammt dicht davor gestanden hat, Adams die
Kehle durchzuschneiden, und der es tatsächlich gelungen ist, ihrem Drahtzieher in Frankreich haufenweise Informationen zukommen zu lassen, die großen Schaden anrichten könnten. Ganz zu schweigen von der Summe von fünfzehntausend Pfund - obwohl ich bezweifeln möchte, dass das ganze Geld nach Frankreich gelangt ist.«
    »Ist es so gewesen?«
    »Ja. Man hat alles geheim gehalten, doch Bates hat vor zwei Wochen die eiskalte Frechheit besessen, Adams einen Brief zu schicken, in dem er ihn zu einem Treffen unter vier Augen im Hinterhof eines Wirtshauses in Lambeth überredet hat. Darin stand, er - Bates - müsse ihm etwas anvertrauen, das für ihn von Vorteil sei. Adams ist tatsächlich hingegangen, der Idiot, und er ist nur

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