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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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rief die Teusin.
    Bruder Archangias hielt ihn noch einen Augenblick zurück.
    »Ich gehe,« redete er weiter. »Die Religion
ist keine Dirne, die verlangt, daß man sie in Blumen und Spitzen
hüllt.«
    Er schritt langsam zur Türe. Blieb nochmals stehen, hob einen
behaarten Zeigefinger und fügte hinzu:
    »Hüten Sie sich vor Ihrer Andacht zur Jungfrau.«
    In der Kirche fand der Abbé Mouret eine Zehnzahl großer Mädchen
vor, die Olivenzweige, Lorbeer und Rosmarin trugen. Da Gartenblumen
in den Felsen des Artaud kaum erblühten, war es Sitte, den Altar
der Jungfrau mit haltbarem Grün auszuschmücken, das den Maimonat
überdauerte. Die Teusin fügte Berglevkoien bei, deren Stiele in
alten Glaskrügen weichten.
    »Wollen Sie mich machen lassen, Herr Pfarrer?« fragte sie. »Sie
sind es noch nicht gewohnt… Da, stellen Sie sich vor den Altar.
Dann können Sie mir sagen, ob die Ausschmückung Ihnen gefällt.«
    Er willigte ein, und so war in Wirklichkeit sie es, die das
Ganze leitete. Sie war auf einen Schemel gestiegen und fuhr die
großen Mädchen, die mit ihren Zweigen nacheinander vortraten,
an:
    »Nicht so schnell doch! Laßt mir doch Zeit, die Zweige
anzubinden. Damit nicht all das Gestrüpp dem Herrn Pfarrer auf den
Kopf fallen kann … Nanu! Babette, du bist an der Reihe. Stier
mich nur an mit deinen Glotzaugen. Hübsch sieht er aus, dein
Rosmarin! Er ist gelb, wie die Disteln. Als ob alle Schindmähren
der Gegend drauf gepißt hätten! … Nun du, Fuchsige, dein
Lorbeer ist wenigstens schön! Der kommt sicher von eurem Feld am
Grünkreuz.«
    Die großen Mädchen legten ihre Zweige auf
den Altar, den sie küßten. Sie blieben einen Augenblick am Altar
und reichten der Teusin die Zweige, und der verlogene Ausdruck von
Sammlung, den sie angenommen hatten, um die Stufen zu ersteigen,
verlor sich nach und nach; am Schluß kicherten sie, stießen sich
mit den Knien, bogen die Hüften über den Altarrand und zerdrückten
die Brust ohne Scheu am Sakramentshäuschen. Über ihnen neigte die
große Jungfrau aus vergoldetem Gips ihr gemaltes Gesicht, lächelte
mit rosigen Lippen den kleinen, splitternackten Jesus an, den sie
auf dem linken Arm hielt.
    »So ist's recht, Lisa!« rief die Teusin, »setz dich nur ganz auf
den Altar. Willst du wohl deine Röcke herunterziehen, zeigt man so
seine Beine!… Keine soll sich einfallen lassen, sich zu rekeln! Ich
schlage ihr diese Zweige um die Ohren… Könnt ihr euch nicht
anständig aufführen?«
    Und sich umwendend:
    »Gefällt es Ihnen so, Herr Pfarrer? Finden Sie, daß es so
geht?«
    Sie wölbte hinter der Jungfrau eine grüne Nische mit kleinem,
überstehendem Blattwerk, das eine Wölbung, bildete und palmenartig
niederfiel. Der Priester sagte ein lobendes Wort und erlaubte sich
eine Bemerkung:
    »Ich glaube,« murmelte er, »oben müßte ein Strauß zarteren Grüns
sein.«
    »Selbstverständlich,« knurrte die Teusin. »Lorbeer und Rosmarin
bringen sie mir… Wer von euch hat Olivenzweige? Nicht eine, geht
mir zu! Angst haben sie, die Heidinnen, ein paar Oliven könnten
verloren gehen!«
    Da stieg Katharina die Stufen empor mit einem riesigen
Olivenzweig, unter dem sie fast verschwand.
    »Oh, du hast ja genug, Mädel,« fing die Alte
wieder an.
    »Ach Gott,« sagte eine Stimme, »gestohlen hat sie ihn. Ich habe
Vinzenz beim Abreißen des Zweiges gesehen, sie hielt Wache.«
    Katharina, in Wut, schwur, das sei gelogen. Ohne ihren Zweig
loszulassen, hatte sie sich umgedreht und reckte ihren braunen Kopf
aus dem Blätterwerk, das sie trug; sie log mit außerordentlicher
Gewandtheit und erfand eine lange Geschichte, um zu beweisen, der
Olivenzweig stammte wirklich von ihr.
    »Und überhaupt,« schloß sie, »alle Bäume gehören der heiligen
Jungfrau.«
    Der Abbé Mouret wollte sich einmischen. Aber die Teusin fragte,
ob man sie zum besten haben wolle, daß man sie so lange stehen
ließe, mit den Armen in der Luft. Sie befestigte den Olivenzweig
gründlich, indessen Katharina sich auf den Schemel schwang und
hinter ihrem Rücken die angestrengten Gebärden nachäffte, mit denen
sie ihre ungeheuerliche Masse mit Hilfe des gesunden Beines
umherwälzte; selbst der Priester mußte lächeln.
    »So,« sagte die Teusin, kletterte herunter und trat an seine
Seite, um ihr Werk zu begutachten; »das Obere wäre fertig… Jetzt
wollen wir darangehen, Büschel zwischen die Leuchter zu stecken, im
Falle Sie nicht Girlanden vorziehen, die sich die Stufen entlang
ziehen.«
    Der Priester

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